P E T E R   L U D W I G S

 

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Peter Ludwigs: Stillleben

 

Stillleben mit üppigem Blumenstrauß, Kürbis, Obst und Krug

Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
nicht datiert, (wohl) um 1925-35

Rahmengrösse: 105,5×80,5cm
Leinwandgrösse: 90×65,4cm

u.l. signiert „Ludwigs“
nicht betitelt

€ 3.700,-

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Zustand
partiell mitunter leicht fleckig; im linken Bereich mittig (bei der unteren rotbraunen Blüte) kleiner hinterlegter Leinwandschaden; Ränder der Leinwand (rahmungsbedingt) mitunter etwas berieben; Leinwand verso etwas fleckig, sowie o.l. in weiß bez. „117/2“; verso auf Leinwand links mittig zwei Klebestreifen; Leinwand verso u.m. mit farbschwachem Stempel (wohl von Hersteller); Rahmen mit leichten Gebrauchsspuren (etwas berieben)

 

 

                                  

 

 

Von schräg oben blickt der Betrachter auf ein reichhaltiges Arrangement, das vor blaugräulichem Hintergrund auf einem Holztisch (oder Holzboden) angeordnet ist. In einer grauen Henkelvase steht ein üppiger Blumenstrauß mit unter anderem Dahlien und Margeriten. Die Blumen in ihren unterschiedlichen Farben und Formen breiten sich beinahe über die ganze obere Bildhälfte aus und greifen auch deutlich in den unteren Bereich über ohne aber dadurch die übrigen Objekte zu verdecken. So sehen wir links der Vase eine grün glasierte Schale mit einem hellgrünen Kürbis in ihrer Mitte. Zur Rechten der Vase stehen eine kleine blaue Kanne und davor eine rotbraune Schale mit zwei Früchten, bei denen es sich vielleicht um Äpfel oder Zitronen handeln dürfte.
Die gesamte Komposition wirkt überaus locker und bewegt. – Hervorgehoben einerseits im Kolorit durch die mannigfaltige Farbenpracht, die sich insbesondere im Blumenstrauß zeigt, und andererseits qua Formgebung dadurch unterstrichen, dass alles aus geschwungenen, runden Konturen zu bestehen scheint. Ecken oder gar harte Kanten finden sich nirgends, so dass diese bewusst gewählte Formensprache dem Betrachter diesen Eindruck der Leichtigkeit auf eine beeindruckende Weise vermittelt.
Bei Peter Ludwigs nehmen Stillleben keinesfalls eine zentrale Stellung ein; sind vielmehr eher selten anzutreffen. Das vorliegende Werk, das wohl zwischen 1925 bis 1935 entstanden sein dürfte, ist ein wunderschönes Beispiel dieser Bildgattung im Allgemeinen und zeigt im Speziellen die qualitative Vielfalt im Schaffen des Künstlers.

 

 

Peter Ludwigs (16.02.1888 Aachen – 02.07.1943 Düsseldorf):
Maler, Grafiker, Illustrator, Bildhauer; zweites Kind einer Aachener Fabrikantenfamilie; Besuch der Aachener Volksschule und des Gymnasiums; 1906-12 Studium der Bildhauerei an den Kunsthochschulen Aachen, Lüttich, Brüssel und Düsseldorf; ab 1911 in Düsseldorf ansässig; Heirat mit Antonie Willwohl; 1915-18 freiwilliger Militärdienst; nach dem Ersten Weltkrieg entstehen die ersten expressionistischen Bildhauerarbeiten; Mitglied des „Aktivistenbundes“; 1919 führendes Mitglied des „Jungen Rheinlands“; Beteiligung an verschiedenen Kollektivausstellungen bei Johanna Ey; 1922 Eintritt in die KPD; 1924 zusammen mit Gert H. Wollheim und Karl Schwesig Mitarbeit an der „Peitsche“; Beteiligung an der ersten proletarischen Ausstellung „Der Kampf“ (Düsseldorf); Beteiligung an der „Ersten Allgemeinen Kunstausstellung“ in Moskau; ab 1925 Fokussierung auf Malerei; 1926 Beteiligung an der „Großen Kunstausstellung“ (Düsseldorf); 1928 Mitbegründer der Rheinischen Sezession und fortan gehörte er dem Vorstand an und war als Juror tätig; 1929 zusammen mit u.a. Mathias Barz, Karl Schwesig, Carl Lauterbach, Julo Levin Mitbegründer des Düsseldorfer Ablegers der „Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands, kurz: ASSO); 1929 Reise nach Südfrankreich; 1931 Schriftführer des Reichsverbandes Bildender Künstler (Düsseldorf); ab 1933 war Ludwigs von der Wohlfahrt abhängig; 1933 die von Ludwigs eingereichten Bilder für die Ausstellung „Westfront“ (Essen) werden abgelehnt und seitdem keine Ausstellungsbeteiligungen, obgleich Ludwigs Werke einreicht; 1937 wurde Ludwigs aufgrund einer Denunziation zusammen mit Inge Schimrigk wegen ‚Vorbereitung zum Hochverrat‘ verhaftet und blieb insgesamt drei Monate im Gefängnis (in der Haftzeit verstirbt seine Mutter); weiterhin künstlerisch tätig in der ‚inneren Emigration‘; 1937 werden bei der Aktion „Entartete Kunst“ zwei Gemälde und vier Druckgrafiken Ludwigs aus den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf beschlagnahmt; 1938 Aufenthalt am Bodensee; ab 1942 verstärkt im Widerstand aktiv; Beteiligung an der illegalen Zeitschrift „Der Friedenskämpfer“ (Düsseldorf), sowie weitere Tätigkeiten im Widerstand; im Februar 1943 wird bei einer großen Verhaftungswelle gegen KPD und „Gruppe Niederrhein“ auch Ludwigs inhaftiert; am 02.07.1943 stirbt der zuckerkranke Ludwigs in der Strafvollzugsanstalt „Ulmer Höhe“; September 1946 zusammen mit Julo Levin und Franz Monjau wird Peter Ludwigs durch eine Ausstellung des „Kulturbunds zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ (Düsseldorf) gewürdigt; 1946 vertreten bei der Ausstellung „Lebendiges Erbe“ (Hetjens Museum, Düsseldorf); 1953 vertreten bei der Ausstellung „25 Jahre Rheinische Sezession“ (Kunstverein Düsseldorf); 1984 vertreten bei der Ausstellung „Johanna Ey und ihr Künstlerkreis“ (Galerie Remmert und Barth, Düsseldorf); 1985 vertreten bei der Ausstellung „Am Anfang: Das Junge Rheinland“ (Städtische Kunsthalle, Düsseldorf); 1987 vertreten bei der Ausstellung „Düsseldorfer Kunstszene 1933-1945“ (Stadtmuseum Düsseldorf); 1988 vertreten bei der Ausstellung „Das Junge Rheinland. Eine Friedensidee“ (Stadtmuseum Düsseldorf); Werke befinden sich im Stadtmuseum Düsseldorf, sowie im Museum Kunstpalast Düsseldorf

Literatur
Landeshauptstadt Düsseldorf, Stadtmuseum (1982) (Hrsg.): Peter Ludwigs. Malerei Grafik Dokumente [Katalog zur Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf 17.11.1982 – 30.1.1983]; Heinrich Winterscheidt; Düsseldorf
KOENIG, Wieland (1988) (Hrsg.): Das Junge Rheinland. Eine Friedensidee; Claassen; Düsseldorf; S. 173
PAPENBROCK, Martin (1996): „Entartete Kunst“, Exilkunst, Widerstandskunst in westdeutschen Ausstellungen nach 1945; VDG; Weimar; S. 492
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 412
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00052226