O S K A R S T A R K
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Arbeiteraufstand
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt [(wohl) Originalrahmen];
u.l. in Rot datiert „[19]28“
Rahmengrösse: 99,7×117,3cm
Leinwandgrösse: 90,5x108cm
u.l. in Rot signiert „O.Stark“
nicht betitelt
€ 1.100,-
Zustand
insgesamt etwas beschmutzt & fleckig; im unteren Bereich mittig (etwas rechts von den Beinen des Arbeiters mit dem freien Oberkörper) ältere, ausgebesserte Leinwandbeschädigung (Ausbesserung ist erkenntlich); an Rändern mitunter (rahmungsbedingt) etwas berieben; Rahmen mit Gebrauchsspuren (etwas berieben, partiell leichte Abplatzer, leicht beschmutzt)
Der Kasseler Oskar Stark besuchte von 1920 bis 1922 die Kunstgewerbeschule seiner Heimatstadt und war auch danach vornehmlich in Kassel tätig. Sein malerisches Schaffen bewegt sich von einer anfänglich realistischen bis expressiv realistischen Ausdrucksweise bis zur Abstraktion im Spätwerk.
Das vorliegende großformatige Gemälde ist auf 1928 datiert und entstand demnach wenige Jahre nach seiner Ausbildung an der Kunstgewerbeschule. Stark greift im gewählten Sujet die ihn damals umgebenden Zustände auf und ist auch mit seiner expressiv realistischen Malweise dezidiert in diese 1920er Jahre einzuordnen. Dieser Arbeiteraufstand ist demnach keinesfalls untypisch, finden sich doch ähnliche Darstellungen bspw. auch bei Franz M. Jansen („Arbeiteraufstand“, 1920er Jahre), Jakob Steinhardt („Arbeiteraufstand. Rote Fahne“, um 1920).
Eine Gruppe von zahlreichen Arbeitern steht dem Betrachter gegenüber. – Mehrere von ihnen sind bewaffnet mit Stangen, in der ersten Reihe hält einer von ihnen die rote Fahne fest umschlungen und bei allen spricht tiefer Ernst, Entschlossenheit und eine unbedingte Bereitschaft aus dem Blick. Hinter der Gruppe erheben sich hoch über die Häupter mehrstöckige, mitunter altehrwürdig erscheinende Häuser, aus deren oberen Fenstern zwei rote Fahnen flattern. Vielleicht befindet sich die Szenerie in einer Altstadt? Durch die Höhe der Gebäude ist der auffallend bräunliche Himmel nur in Teilen zu erkennen und geht farblich in die Umgebung der Dächer über. Zudem sind es gerade die Gebäude, welche in ihrer schlichten Größe, ihrem (von den roten Fahnen abgesehen) tristen tonigen Kolorit, eine urbane, spannungsgeladene Atmosphäre vermitteln und andeuten, dass eine wohl gewalttätige Entscheidung kurz bevorsteht.
Zu Oskar Stark (29.10.1902 Kassel – 06.04.1992 ebd.):
Maler, Grafiker, Illustrator; Bekanntschaft mit Carl Döbel (1903-1959) und Julius Klebe (1873-1951); 1920-22 Studium an der Kunstgewerbeschule Kassel (bei u.a. Robert Oréans, Georg Wittig); 1954-70 2. Vorsitzender des BBK Kassel und Nordhessen; 1956 Mitbegründer des Landesberufsverbandes Bildender Künstler Hessen; 1977-78 Beisitzer des BBK Kassel und Nordhessen; 1981 Verleihung des Ehrenbriefs des Landes Hessen; Starks frühe Arbeiten stehen noch unter dem Eindruck der Nachkriegszeit in der Weimarer Republik, später malte er v.a. hessische Landschaften und Ortsansichten, nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden auch Ruinenbilder von Alt-Kassel, im Spätwerk wandte er sich vermehrt der Abstraktion zu; Werke befinden sich in der Neuen Galerie in Kassel, im Stadtarchiv Kassel, im Stadtmuseum Kassel, im Museum für Sepulkralkultur (Kassel), im documenta-Archiv (Artothek)
Literatur
RITTER, Hugo (1983): Oskar Stark, ein Kasseler Maler, in: Hessische Heimat, Jg. 32, Heft 3/4, S. 132
SCHMALING, Paul (2001): Künstlerlexikon Hessen-Kassel 1777-2000; Verlag Winfried Jenior; Kassel; S. 553
Allgemeines Künstlerlexikon (AKL), Online-Version, Künstler-ID: 42179605