L U D W I G W E N I N G E R (02.07.1904 Gunzenhausen – 12.04.1945 Gaibach)
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Stillleben mit Sommerblumen in einer hellen Keramikvase (wohl um 1930-35)
Öl auf Leinwand, befestigt (nicht geklebt) auf festem Karton, gerahmt
unten rechts etwas farbschwach in Schwarz signiert „L. Weninger“
undatiert [wohl um 1930-35]
€ 1.500,-
Titel
ohne Titel [Stillleben mit Sommerblumen in einer hellen Keramikvase]
Größe
Größe: 52 x 47 cm (ohne Rahmen) bzw. 56,5 x 51,5 cm (mit Rahmen)
Zustand
Leinwand befestigt (nicht geklebt) auf festem Karton; im linken Bereich mittig (etwas rechts von der ganz linken weißen Blüte) kleiner Leinwandschaden; Leinwand im unteren Bereich leicht wellig; in den Randbereichen sehr leicht berieben und leichte Verluste der Farbschicht; in Ecke unten rechts kleines Einstichlöchlein (wohl vom Malprozess); partiell leicht fleckig, sowie partiell minimale Verluste der Farbschicht
Karton verso etwas fleckig und berieben, sowie verso oben mittig mit Etikett und darauf handschriftliche Angaben zu Münchner Vorbesitzer
Provenienz
Privatbesitz (München)
Das künstlerische Talent Weningers zeigte sich schon in seiner Jugend, doch begann er 1923 anfangs mit einem Studium der Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte in München. 1925 wandte er sich der Kunst zu und nach einem prägenden Italienaufenthalt begann er sein Studium an der privaten, modern ausgerichteten „Schule für Bildende Kunst, Hans Hofmann“ in München. Die 1915 gegründete Kunstschule war bis dahin eine der ersten modernen Kunstschulen. Der Gründer, Hans Hofmann, pflegte Kontakte zu u.a. Picasso, Braque, Gris, Delaunay.
Im Anschluss war Weninger Maler und Bühnenbildner an der Bayerischen Landesbühne (1927-29), kam dort in Kontakt mit Emil Preetorius, der ihn hierauf in seine Theaterklasse an der Schule für angewandte Kunst holte. Ab 1929 zeigte er seine Werke bei öffentlichen Ausstellungen und erhielt positive Kritiken. 1932 wurde er Assistent von Hans Hofmann und nach dessen noch in demselben Jahr erfolgter Emigration in die USA leitete er mit Hofmanns Frau die Schule bis zu deren Schließung 1934.
Nach 1933 verzog Weninger mit seinen Eltern nach Wasserburg, er unternahm mehrere Reisen nach Kroatien, da er bis 1939 mit der Künstlerin Anka Krizmanić liiert war. Vom offiziellen Kunstgeschehen zog er sich ab 1933 zurück ins Private. Im Weltkrieg diente er als Soldat und wurde noch in den letzten Tagen in Gaibach erschossen.
Der künstlerische Nachlass blieb in Wasserburg bei entfernten Verwandten, wurde dort in einem Holzverschlag eingelagert und vergessen. Bei Renovierungsarbeiten kam der Nachlass 1994 zum Vorschein und Teile hiervon gelangten auf den Kunstmarkt.
Das vorliegende, farbstarke Gemälde zeigt ein Stillleben mit Sommerblumen in einer hellen Keramikvase. Die Vase steht auf einem braunen Untergrund und ist aus der Mitte ein wenig nach rechts gerückt. Der obere Bereich des Bildes wird eingenommen von den verschiedenfarbigen Blüten und dem Grün der Stängel und Blätter. Der in breiten Strichen ausgeführte, hellrote Hintergrund bleibt diffus und es dürfte sich dabei wohl um eine Zimmerwand handeln.
Arbeiten auf Papier tauchen gelegentlich einmal auf, während Gemälde Ludwig Weningers sehr selten sind. Dieses hier vorliegende Werk hat ein schönes mittleres Format und dürfte noch in der Münchner Zeit des Künstlers, d.h. um 1930-35, entstanden sein.
Zu Ludwig Josef Weninger (02.07.1904 Gunzenhausen – 12.04.1945 Gaibach):
Maler, Zeichner; Sohn des Studienprofessors Ludwig Weninger und dessen Frau Hildegard, geb. Kanzler; Ludwig Weninger hatte noch zwei jüngere Brüder (Rudolf Vinzenz Otto (*1906) und Hans Hermann (*1907); die Kindheit und Jugend verbrachte er in Franken, da der Vater dort eine Anstellung hatte; Abschluss an der Oberrealschule in Würzburg; bereits als Jugendlicher zeigte sich sein zeichnerisches und malerisches Talent; ab 1923 Studium der Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte in München; 1925 wandte er sich der bildenden Kunst zu; nach einem Italienaufenthalt wurde er Schüler an der modern ausgerichteten „Schule für Bildende Kunst, Hans Hofmann“ in München; 1927-29 Maler und Bühnenbildner an der Bayerischen Landesbühne; im Anschluss daran besuchte er an der Schule für angewandte Kunst in München die Theaterklasse von Emil Preetorius und setzte dort seine Studien fort; ab 1929 beteiligte er sich an Ausstellungen; 1932 wurde er Assistent von Hans Hofmann und nach dessen noch in demselben Jahr erfolgter Emigration in die USA leitete er mit Hofmanns Frau die Schule bis zu deren Schließung 1934; zusammen mit seinen Eltern verzog Ludwig Weninger nach Wasserburg am Inn, die Heimatstadt der Mutter; er war dort als Künstler tätig; 1934 Reise nach Kroatien und in Dubrovnik lernte er die Künstlerin Anka Krizmanić (1896-1987) kennen und beide wurden ein Paar; in den folgenden Jahren hielt sich Weninger mitunter mehrere Monate in Kroatien auf; 1939 einberufen zur Wehrmacht (Luftwaffe) und die Beziehung zu Anka endete; 17.02.1940 Heirat mit der Gymnastiklehrerin Gertrud Charlotte Luise Schäfer
Ludwig Weninger schuf vor allem Landschaften, Porträts und Stillleben.
Der künstlerische Nachlass blieb in Wasserburg bei entfernten Verwandten, wurde dort eingelagert in einem Holzverschlag und vergessen. Bei Renovierungsarbeiten kam der Nachlass 1994 zum Vorschein und Teile hiervon gelangten auf den Kunstmarkt.
Mitgliedschaften
Deutscher Künstlerverband; Die Juryfreien
Ausstellungen
1929 Kunstverein Hof
2010 „Arbeiten von Ludwig Weninger“, Galerie Post Fine Arts, Freiburg i.Br.
2011 „AußenWelten, InnenRaum – Werke aus der Sammlung Brabant“, Haus Opherdicke, Holzwickede
2012 „Werke der Neuen Sachlichkeit (Verismus/Magischer Realismus)“, Galerie Post Fine Arts, Freiburg i.Br.
2018-19 „Ludwig Weninger. Wasserburger Maler der Vergangenheit“, Museum Wasserburg am Inn
Sammlungen
Lenbachhaus München
Sammlung Wasserburg aus fünf Jahrhunderten, Wasserburg am Inn
Sammlung Dr. Gerhard Schneider, Olpe
Sammlung Frank Brabant, Wiesbaden
Sammlung Christoph Kappeler, Zürich