L U D W I G   P E T E R   K O W A L S K I   (01.08.1891 Neuheiduk b. Königshütte (Oberschlesien) – 05.07.1967 Berlin)

 

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‚Ansicht vom Strand in Ahlbeck‘ (1923)

Aquarell und Kohle auf sandfarbigem Velinpapier, verso durch kleine Klebestreifen unter Passepartoutmaske, ungerahmt

€ 1.800,-

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Titel
‚Ansicht vom Strand in Ahlbeck‘ [hierzu unten links lokalisiert „Ahlbeck“]

Signatur
unten links und unten rechts jeweils mit dem Künstlerkürzel „Ko“

Jahr
unten links datiert „[19]23“

Größe
Größe: 37,5 x 48,2 cm (Blatt) bzw. 49,9 x 59,8 cm (Passepartout)

Zustand
Blatt verso durch kleine Klebestreifen unter Passepartoutmaske; technikbedingt leicht wellig; insgesamt leicht nachgedunkelt; durchgehend leicht stockfleckig (im mittleren Bereich etwas stärker); in Ecke oben rechts zwei kleine Löchlein (unter Passepartout nicht sichtbar)
verso an den Rändern umlaufend braunes Klebeband; verso etwas (stock-)fleckig; verso oberen Rand leicht aufgeraut; verso unten links in Blei bezeichnet / nummeriert

Provenienz
Elisabeth (Lisa / Lise) Thon-Rodewald (01.12.1895 Breslau – 13.11.1979 Cooperstown, New York). Elisabeth Thon besuchte die Kunstakademie in Breslau und kam dort in Kontakt mit Otto Mueller. Sie malte bevorzugt in Öl- und Aquarellfarben. 1921 heiratete sie den Architekten Ernst Rodewald (?-1925), das Paar hatte einen Sohn, Claude (1921-1953). 1936 emigrierten Mutter und Sohn nach England. Nach 1945 siedelten sie in die USA über.
Hierzu am unteren Rand rechts vom Künstler in blauer Kreide gewidmet:
„Frau Elisabeth R.[odewald] Thon freundlichst“, weiterhin verso unten in Blei bezeichnet „E. Thon Rodewald“

 

 

Ludwig Peter Kowalski studierte an der Kunstakademie Breslau (1909-13), hatte einen einflussreichen Kontakt mit Otto Mueller, musste dann zum Kriegsdienst einrücken und war nach dem Krieg dabei sich als Künstler der Moderne in Breslau zu etablieren. Er gab privat Zeichenunterricht in seinem Atelier, wurde Mitglied im Schlesischen Künstlerbund, sowie bei der wichtigen „Gruppe 1922“ und war auf Ausstellungen präsent. Nach drei Italienreisen, erhielt er 1927 eine Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule in Breslau. 1937 wurde aus dem Breslauer Schloßmuseum ein Aquarell Kowalskis als „entartet“ beschlagnahmt und gerade in Schlesien wurden seine eingereichten Werke bei Ausstellungen, aufgrund der Mitgliedschaft in besagter „Gruppe 1922“, zeitweise konsequent abgelehnt. 1945 floh er nach Berlin, was zugleich den Verlust eines Großteils seines Schaffens bedeutete. Anfangs war er in Ostberlin, kam 1948 in den Westen und betätigte sich dann vor allem auch als Glaskünstler und Gestalter von Wänden in öffentlichen und sakralen Gebäuden.

Das vorliegende expressiv realistische Aquarell ist mit der Datierung auf 1923 eines der seltenen Zeugnisse des frühen Werkes, das sogar wunderbar in die Zeit der „Gruppe 1922“ passt. Es wird während einer der damaligen Reisen des Künstlers entstanden sein.

Kowalski zeigt in schnellem, expressivem Ausdruck und in einer reduzierten Darstellung eine menschenleere Partie am Strand des Kaiserbades Ahlbeck auf Usedom.

Ganz im Vordergrund ein kleiner Grünstreifen und wenige Bäume und dahinter dann der Strand mit einer Hütte und zwei kleinen Boote. Den Großteil des Blattes nimmt die vom Wind bewegte Ostsee ein, die Kowalski in Strichen und sparsam eingesetzter Farbe mehr andeutet als ausformuliert. Über dem Wasser wiederum liegt ein klarer blauer Himmel.

 

 

Zu Ludwig Peter Kowalski (01.08.1891 Neuheiduk b. Königshütte (Oberschlesien) – 05.07.1967 Berlin):
Maler, Zeichner, Glaskünstler und Graphiker.

909-13 Studium an der Kunstakademie Breslau (bei Hans Poelzig, Eduard Kaempffer); 1914-18 Kriegsndienst in Frankreich und Russland; 1920 Bekanntschaft mit Otto Mueller, der ihn beeinflusste; 1925, 1927, 1929, 1934 Reisen nach Italien; Heirat mit der Gebrauchsgrafikerin und Schriftkünstlerin Paquita Kowalski-Tannert; anfangs war er im Privaten (zusammen mit seiner Frau) als Lehrer in seinem Atelier tätig; 1927-34 Lehrer für Allgemeines Zeichnen und Darstellen an der Städtischen Handwerker- und Kunstgewerbe-Schule in Breslau; in den 1920er Jahren entstehen mehrere Monumentalmalereien in öffentlichen Gebäuden von u.a. Gleiwitz [Gliwice], Oppeln [Opole], Rosenberg [Kluczbork], Neusalz an der Oder [Nowa Sól]; Kowalski fokussiert sich in der Folge auf sakrale Kunst und erhält dazu Aufträge (u.a. kath. Kirche in Ohlau [Oława] (1930er Jahre), Mosaik in der Friedhofs-Kapelle in Oppeln-Halbendorf (um 1935), Glasfenster in der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche in Berlin (1957)); 1937 wurde aus dem Schloßmuseum Breslau ein Aquarell Kowalskis als „entartet“ beschlagnahmt; 1945 Flucht aus Oberschlesien und damit verbunden fast der gesamte Verlust seines bisherigen Schaffens; nach 1945 Professor an der Hochschule der Künste in Berlin (Ost); ab 1948 in Westberlin ansässig

Preise
1942 Kunstpreis Oberschlesiens

Mitgliedschaften
ab 1922 Künstlerbund Schlesien (zeitweise Vorsitzender); Gruppe 1922 (innerhalb des Künstlerbundes Schlesien); ab 1928 Deutscher Künstlerbund

Sammlungen
Neue Nationalgalerie, Berlin; Kupferstichkabinett Dresden; Städtische Kunstsammlungen Görlitz; Schlesisches Museum zu Görlitz; Kunsthalle Mannheim; Oberschlesisches Landesmuseum, Ratingen; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg; Kunstforum Ostdeutsche Galerie, Regensburg; Nationalmuseum Wrocław; Städtisches Museum Wrocław; Getty Research Institute, Los Angeles