K A Y   H E I N R I C H   N E B E L   (01.04.1888 Loitmarkhof (Lkr. Eckernförde) – 17.01.1953 Kassel)

 

Weitere Berliner Künstler

 

 

„Straßenverkehr in Rußland“ (1918)

Kohle auf dünnem Papier, dieses punktuell befestigt auf leichtem Karton, unter Passepartout, mit früherer Rahmenrückwand (lose anbei), ungerahmt
unten links signiert „Kay H. Nebel“, sowie verso auf unterlegtem Karton kleiner Nachlassstempel
unten links datiert „1918“

€ 460,-

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Größe
Größe: 27 x 32 cm (Blatt) bzw. 29,7 x 39 cm (Passepartout) bzw. 21,3 x 26,9 cm (Passepartoutausschnitt)

Titel
betitelt verso auf dem Etikett der „Galerie von Abercron“ mit „Straßenverkehr in Rußland“

Zustand
Blatt punktuell befestigt auf leichtem Karton; Ecke oben links mit kleinem Papierverlust (unter Passepartout nicht sichtbar); in den Randbereichen etwas bestoßen, sowie fleckig und mitunter knittrig; im Randbereich unten links zwei etwas größere Flecken; leichte Druckstellen im Blatt
die beigegebene frühere Rahmenrückwand ist berieben und fleckig

Ausstellung
21. November – 6. Dezember 1975, Schleswig-Holsteinische Landesbrandkasse, Kiel („Kay H. Nebel. Gemälde Aquarelle Zeichnungen“)
[Nummer 75 (S. 35) des Ausstellungskataloges.]

Abbildung
Galerie von Abercron (1975): Kay H. Nebel. Gemälde Aquarelle Zeichnungen [Katalog zur Ausstellung], Köln, S. 35 (Nr. 75)
[Ein Foto der relevanten Katalogseite ist unten angefügt.]

 

 

Bereits während seines Studiums an der Kunstgewerbeschule Berlin (1907-11) konnte Kay Heinrich Nebel erste öffentliche Arbeiten zusammen mit seinem damaligen Lehrer und Förderer, Max Koch, durchführen. Es folgten prägende Aufenthalte in Paris, sowie in Italien und schließlich, kurz vor dem Ersten Weltkrieg, eine Reiseexpedition durch Togo und Liberia. 1914 meldete sich Nebel freiwillig zum Kriegsdienst und war dort vor allem in Polen und Russland stationiert. Während dieser Jahre entstanden Zeichnungen und Aquarellen, in denen Nebel seine Eindrücke festhielt.

„Das Frühwerk, also Bilder die bis Ende des Ersten Weltkrieges entstanden, ist hauptsächlich in Form von Reisenotizen erhalten. Ihr erzählerischer Charakter wirkt vordergründig, sie scheinen mit leichter Hand hingeworfen. Sieht man genauer hin, erkennt man die große Begabung Nebels, die Natur in kompositionell abgerundeten Ausschnitten zu schildern, sozusagen in bewußt umrissenen Momentaufnahmen. Hier und da, besonders in den Zeichnungen, tritt eine Stilisierung oder eine übergenaue Wiedergabe bestimmter Bildelemente zutage, die auf die weitere Entwicklung des Künstlers schließen lassen.

Die Zeichnungen, die in Afrika und während des Ersten Weltkrieges in Polen und Rußland entstanden, sind Meisterwerke und beweisen, daß der Künstler auf diesem Gebiet bereits eine eigenständige Kraft war […]“ [1].

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[1] Ursula und Wilko von Abercron: Vorwort, in: Galerie von Abercron (1975): Kay H. Nebel. Gemälde Aquarelle Zeichnungen [Katalog zur Ausstellung], Köln, S. 2-3 [hier: 2].

 

 

Zu Kay Heinrich Nebel (01.04.1888 Loitmarkhof (Lkr. Eckernförde) – 17.01.1953 Kassel):
Maler, Zeichner; ältester Sohn des Schumachers Peter Nagel, die Familie hatte insgesamt zehn Kinder; 1888-1903 Wohnsitz in Kappeln an der Schlei; 1903 erkannte eine ältere Dame, Frau Thomsen, das zeichnerische Talent und vermittelte ihm ein Stipendium der Stadt Hamburg, setzte aber als Bedingung, dass er vorab eine Malerlehre absolvieren müsse; 1903-07 Malerlehre (Gesellenprüfung bestand er mit Auszeichnung); 1907-11 Besuch der Kunstgewerbeschule Berlin (bei Max Koch); Max Koch erkannte Nebels Talent, förderte ihn und setzte ihn auch für größere Arbeiten (Wandmalereien) ein; in Berlin traf er seinen späteren Förderer Wilhelm Waetzoldt; 1911-12 wichtiger, selbstfinanzierter Aufenthalt in Paris, später Aufenthalt in Assisi, Padua, Florenz und Siena; 1913-14 begleitete er Hans Schomburgk auf einer Afrika-Expedition nach Togo und Liberia, wobei Nebel hier Land und Leute zeichnerisch und malerisch festhalten sollte; 1914-18 Kriegsfreiwilliger; 1915 schwere Verwundung; 1917-18 entstanden in Polen und Russland mehrere Aquarelle und Zeichnungen; 1918 erste Ehe (mit zwei Kindern); 1919 Berufung als Lehrer für figürliches Zeichnen an die Kunstgewerbeschule Darmstadt; 1920-21 Berufung als Lehrer an die Kunstakademie Kassel; 1921 Verleihung des Professoren-Titels; Nebel entwickelt zu dieser Zeit eine sachlich-objektive Malweise; 1921 zweite Ehe mit der Weberin und Aquarellistin Lilli (mit vier Kindern); 1924 erhält Nebel vermehrt Aufmerksamkeit, da Franz Roh einen Beitrag über ihn in der Zeitschrift „Die Kunst“ schreibt („Kay Nebel und die Wende in der Malerei“) und ihn auch in seinem wichtigen Band „Nach-Expressionismus“ anführt; 1925 durch Vermittlung von W. Waetzoldt erhält er den Auftrag den Sitzungssaal des Kreishauses zu Schleswig mit Wandbildern auszuschmücken; 1927 Reise durch den Schwarzwald; 1930 privater Auftrag von Philipp Reemtsma einen Gartensaal in dessen Hamburger Haus mit Wandbildern auszustatten; 1932 nach der Schließung der Kasseler Akademie betreut Nebel ein paar Meisterschüler weiter; 1935-36 Auftrag des preußischen Kultusministeriums zwei Wandgemälde für das Haus „Wilhelmshaven“ im olympischen Dorf zu schaffen; 1937 Auftrag Wandbilder für den Sitzungssaal der Seefahrtschule in Hamburg-Altona zu schaffen; 1937-38 Reise nach Chile mit dem Großsegler „Priwall“; 1937 wird bei der Aktion „Entartete Kunst“ das Gemälde „Zwei Pferde auf der Weide“ aus den staatlichen Kunstsammlungen Kassel beschlagnahmt; ab 1939 Rückzug und Arbeit im Privaten; 1947 bei der Wiedereröffnung der „Staatlichen Werkakademie“ in Kassel erhielt Nebel eine eigene Klasse; für Tierbilder (insbesondere Pferde) reist er zu Studienzwecken mit dem Zirkus Althoff umher

Mitgliedschaften
1919 Darmstädter Sezession (Gründungsmitglied)

Ausstellungen (Auswahl)
1925 Beteiligung mit sechs(!) Werken an der wichtigen Ausstellung „Neue Sachlichkeit“, Kunsthalle Mannheim
1949 Studio Hessische Sezession im Landesmuseum Kassel
1953 Gedächtnis-Ausstellung im Landesmuseum Kassel
1963 Kasseler Kunstverein (zusammen mit Werken von Paul Dobers)
1968-69 „Realismus in der Malerei der 20er Jahre“, Kunstverein Frankfurt a.M.
1970 Galleria del Levante, Milano
1975 Beteiligung an der Jubiläumsausstellung „175 Jahre Kasseler Akademie“
1975 Schleswig-Holsteinische Landesbrandkasse, Kiel („Kay H. Nebel. Gemälde Aquarelle Zeichnungen“)

Werke befinden sich u.a. im Besitz von
Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven; Hessisches Landesmuseum Darmstadt; Moderne Galerie Darmstadt; Landesbibliothek, Darmstadt; Museumsberg, Flensburg; Städtische Galerie Gießen; Altonaer Museen, Hamburg; Städtische Sammlung Kassel; Kunsthalle Kiel; Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Marburg; Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloß Gottorf; Kreishaus Schleswig

Literatur (Auswahl)
Arndt, Karl (1975): Kay H. Nebel, ein Maler der „Neuen Sachlichkeit“, Neumünster: Wachholtz
Galerie von Abercron (1975): Kay H. Nebel. Gemälde Aquarelle Zeichnungen [Katalog zur Ausstellung], Köln
Feuß, Axel: Kay H. Nebel, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version

 

 


Aus: Galerie von Abercron (1975): Kay H. Nebel.
Gemälde Aquarelle Zeichnungen [Katalog zur Ausstellung], Köln, S. 35 (Nr. 75)