J O S E F A B E R E N S – T O T E N O H L (30.03.1891 Grevenstein – 06.06.1969 Meschede)
„Motiv aus dem Gleiertal (Sauerland)“ (wohl um 1925-30)
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
€ 1.300,-
Titel
„Motiv aus dem Gleiertal (Sauerland)“ [so verso auf dem Keilrahmen oben links handschriftlich auf (Ausstellungs-)Etikett betitelt]
Technik
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt
Signatur
unten links signiert „Josefa Berens“, sowie verso auf dem Keilrahmen oben links handschriftlich auf (Ausstellungs-)Etikett nochmals signiert und mit damaliger Adresse in „Gleierbrück, Kr. Olpe“ bezeichnet
Jahr
undatiert [wohl um 1925-30]
Größe
Größe: 60 x 90 cm (ohne Rahmen) bzw. 68,5 x 98,5 cm (mit Rahmen)
Zustand
insgesamt etwas nachgedunkel und fleckig; in der Bildmitte sehr wenige, kleine Verluste der Farbschicht; im linken Bildbereich und rechts unten leichte Craquelée-Bildung
Leinwand verso etwas fleckig
Rahmen mit Gebrauchsspuren und leichten Beschädigungen (an Ecken / Kanten etwas bestoßen und berieben, mehrere Abplatzer am Rahmen)
Josefa Berens-Totenohl war tätig sowohl als Malerin wie auch vor allem als Schriftstellerin. Aufgrund ihres Wirkens in der Zeit im Dritten Reich wird ihr Schaffen heutzutage kritisch betrachtet. Dessen ungeachtet ist sie eine der bekanntesten Schriftstellerinnen des Sauerlands im 20. Jahrhunderts.
Josefa Berens Vater war Schmied und Kleinbauer, doch wuchs sie bei ihren Großeltern auf, da die Mutter wenige Wochen nach ihrer Geburt verstarb. Ab 1911 besuchte sie das Lehrerinnenseminar in Arnsberg und zwischen 1915 und 1918 war sie Hospitantin und Lehrerin an Volksschulen in Arnsberg, Stemel bei Sundern, Oelinghausen und Warstein. Von 1918 bis 1922 arbeitete sie als Lehrerin und besuchte parallel dazu die Kunstschule von Hans Carp (1882-1936) in Düsseldorf. Hierauf war sie ab 1923 als Malerin in Weser, Höxter, Godelheim (Weserland) ansässig.
1925 zog sie ins Sauerland nach Gleierbrück, das heute eine Stadtteil von Lennestadt ist. Zu dieser Zeit war sie vornehmlich als Malerin tätig. Es bestand eine Freundschaft zu der Mundartdichterin Christine Koch (1869-1951). Als Malerin konnte Josefa Berens-Totenohl ihre Werke damals in Arnsberg, Münster, Bad Driburg und sogar auch in Berlin ausstellen [1].
Wohl besonders durch den Priester Lorenz Pieper (1875-1951) wurde sie in der Folge zu einer Sympathisantin und ganz sicher auch Anhängerin und Propagandistin der Nationalsozialisten. Lorenz Pieper ist deswegen beachtenswert, denn „[k]ein anderer römisch-katholischer Kleriker hat so früh ein Parteibuch der Nationalsozialisten erhalten wie dieser Sauerländer“ (Peter Bürger) [2].
Josefa Berens gab sich wohl bald den Beinamen Totenohl, der sich als alte Bezeichnung (‚Totental‘) für Gleierbrück auf ihren Wohnort bezieht [3], und trat 1932 der NSDAP bei. Sie wirkte fortan vornehmlich als Schriftstellerin und besonders mit ihrem Bestsellerband „Der Femhof“ hatte sie großen Erfolg und erhielt hierauf 1935 den „Westfälischen Literaturpreis“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie, trotz offenkundiger Verstrickungen und trotz ihres bekannten Engagements, zunächst weiterhin als Schriftstellerin agieren, da sie nur als „Mitläuferin“ klassifiziert wurde. Als es dann aber 1956 beim zweiten Westfälischen Dichtertreffen in Schmallenberg zum sog. „Schmallenberger Dichterstreit“ kam, entbrannte ein heftiger Disput über das undifferenzierte Heimatverständnis und die NS-Zeit, was sich in besonderem Maße dann auch auf Josefa Berens-Totenohl bezog. Diese zog sich darauf aus der Öffentlichkeit zurück und lebte in ihrem „Femhof“ in Gleierbrück.
Lange Zeit blieb sie und ihr Schaffen hochgeachtet und anerkannt in der sauerländischen Region, so dass 1991 zu ihrem 100. Geburtstag gar ein Gedenkstein im Saalhauser Kurpark gesetzt werden sollte. Durch Intervention des dortigen Kultur- und Denkmalpflegeausschusses wurde dies verhindert und in den folgenden Jahren begann eine kritische Recherche und Betrachtung über Leben und Werk der Künstlerin einzusetzen.
Dieses hier gezeigte Gemälde ist zweifelsohne noch in die frühe Schaffenszeit einzuordnen und man wird hier die Jahre um 1925-30 annehmen dürfen. – Demnach ihre ersten Jahre in Gleierbrück.
Die vornehmlich aus Grüntönen gebildete Ansicht zeigt ein dichtes, hügeliges Waldgebiet, das in seiner Ausführung weniger idyllisch als vielmehr urig, schroff und hart wirkt. Es ist eine unauffällige, unspektakuläre Landschaft, die aber in sich eine erstaunliche Ruhe und Zeitlosigkeit trägt.
Gemälde von Josefa Berens-Totenohl sind überaus selten, allenfalls tauchen gelegentlich einmal in Auftrag entstandene Portraits auf. In diesem Fall eine frühe Landschaft aus einer für die Künstlerin ganz bedeutenden Schaffens- und Lebensphase.
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[1] Bürger, Peter (2013): Der völkische Flügel der sauerländischen Heimatbewegung. Über Josefa Berens-Totenohl, Georg Nellius, Lorenz Pieper und Maria Kahle – zugleich ein Beitrag zur Straßennamen-Debatte. = daunlots. internet beiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 60, Eslohe, S. 11.
[2] Zu Josef Pieper siehe Bürger 2013: 39-47.
[3] So schreibt sie selbst in einem kurzen Vortext des Romans „Der Femhof“ (Jena, 1944, S. 5): „Totenohl heißt Totental. So war früher ein Winkel an der oberen Lenne im hohen Sauerland benannt, in welchem die Bewohner des südlichen und westlichen Sauerlandes mit ihren Toten übernachteten, wenn sie diese nach dem alten Wormbach, der ersten und durch sehr lange Zeit einzigen Pfarrei des sauerländischen Berglandes brachten. Heute heißt der Winkel von Amts wegen Gleierbrück. Im Volk besteht der alte Name fort.“
Zu Josefa Berens-Totenohl (30.03.1891 Grevenstein – 06.06.1969 Meschede):
Malerin, Schriftstellerin.
Josefa Berens Vater war Schmied und Kleinbauer. Die Mutter starb wenige Wochen nach ihrer Geburt.
Ab 1911 besuchte sie das Lehrerinnenseminar in Arnsberg.
Zwischen 1915 und 1918 war sie Hospitantin und Lehrerin an Volksschulen in Arnsberg, Stemel bei Sundern, Oelinghausen und Warstein.
Von 1918 bis 1922 Lehrerin und parallel dazu Besuch der Kunstschule von Hans Carp (1882-1936) in Düsseldorf.
Ab 1923 Lehrerin in in Weser, Höxter, Godelheim (Weserland).
1925 zog sie ins Sauerland nach Gleierbrück, das heute eine Stadtteil von Lennestadt ist. Zu dieser Zeit war sie vornehmlich als Malerin tätig. Ausstellungen in u. a. Arnsberg, Münster, Bad Driburg und Berlin.
Wohl besonders durch den Priester Lorenz Pieper (1875-1951) wurde sie in der Folge zu einer Sympathisantin und ganz sicher auch Anhängerin der Nationalsozialisten. Lorenz Pieper ist deswegen beachtenswert, denn „[k]ein anderer römisch-katholischer Kleriker hat so früh ein Parteibuch der Nationalsozialisten erhalten wie dieser Sauerländer“ (Peter Bürger).
Mit ihrem Bestsellerband „Der Femhof“ hatte sie großen Erfolg und erhielt hierauf 1935 den „Westfälischen Literaturpreis“.
„Mitte der dreißiger Jahre hat JOSEFA BERENS dann vom Malen fast ganz zum Schreiben gewechselt und sich den Beinamen „Totenohl“ zugelegt.“ (Peter Bürger)
Mehrere Auslandsreisen, bei denen sie Dichterlesungen vornahm: Mai-Juli 1934 Norwegenreise. April 1937 Reise nach Prag und ins Sudetenland. Juli 1937 Reise nach Siebenbürgen. 1938 Reisen nach London, Madeira, Lissabon. Mai 1943 Reise nach Posen. März 1944 Reise in die Niederlande.
Nach dem Zweiten Weltkrieg anfangs weiterhin als Schriftstellerin tätig, da sie nur als „Mitläuferin“ klassifiziert wurde.
1956 kam es beim zweiten Westfälischen Dichtertreffen in Schmallenberg zum sog. „Schmallenberger Dichterstreit“, bei dem sich jüngere Schriftsteller u. a. gegen Berens-Totenohl richteten. Diese zog sich darauf aus der Öffentlichkeit zurück und lebte in ihrem „Femhof“ in Gleierbrück.
Lange Zeit blieb sie und ihr Schaffen hochgeachtet und anerkannt in der sauerländischen Region, so dass 1991 zu ihrem 100. Geburtstag gar ein Gedenkstein im Saalhauser Kurpark gesetzt werden sollte. Durch Intervention des dortigen Kultur- und Denkmalpflegeausschusses wurde dies verhindert und in den folgenden Jahren begann eine kritische Recherche und Betrachtung über Leben und Werk der Künstlerin einzusetzen.
Literatur
— Bürger, Peter (2013): Der völkische Flügel der sauerländischen Heimatbewegung. Über Josefa Berens-Totenohl, Georg Nellius, Lorenz Pieper und Maria
Kahle – zugleich ein Beitrag zur Straßennamen-Debatte. = daunlots. internet beiträge des christine-koch-mundartarchivs am museum eslohe. nr. 60, Eslohe
— Peters-Schildgen, Susanne: Josefa Berens-Totenohl, in: „Artists of the World (AOW) / Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, De Gruyter-Verlag, Onlineversion