J O S E F    B A N K A Y    (03.01.1903 Oberhausen – 13.02.1975 Arnstadt)

 

 

 

„Hundeschlachter“ (1955)

Kupferstich auf Bütten, verso am oberen Rand durch zwei kleine Klebestreifen in Passepartout gesetzt, ungerahmt

€ 1.300,-

Kaufanfrage

 

 

 

 

Titel
„Hundeschlachter“ [so unten links betitelt]

Signatur
unten rechts signiert „Josef Bankay“, sowie unten rechts im Druck monogrammiert

Jahr
undatiert [1929]

Größe
Größe: 20,5 x 16,7 cm (Blatt) bzw. 17,5 x 12,5 cm (Druck) bzw. 30,8 x 22 cm (Passepartout)

Zustand
Blatt verso am oberen Rand durch zwei kleine Klebestreifen in Passepartout gesetzt; insgesamt leicht nachgedunkelt; Ecken leicht bestoßen; leichte Druckstellen im Blatt; im Eckbereich unten rechts kleiner Fleck; verso leicht fleckig, sowie verso am unteren Rand in Blei nummeriert „10“[?]

 

 

Josef Bankay war eigentlich Glasschleifer in Penzig [Pieńsk]. Daneben war er von 1929 bis Anfang März 1931 Schüler von Johannes Wüsten in Görlitz. Zusammen mit seinem Lehrer nahm er in diesen Jahren an maßgeblichen Ausstellungen teil und gilt neben Lotte Wegeleben als wichtigster Schüler – dieses „Trio“ wird dann auch als „Görlitzer Gruppe“ bezeichnet, welche den Kupferstich für die moderne Kunst wiederbelebte. Unterstützung in Form von Rezensionen und Berichten erhielt die Gruppe unter anderem von Hugo Kubsch, Franz Servaes und Willi Wolfradt.

Johannes Wüsten schreibt zu Bankay in einem Brief (vom 09.12.1930) an Adolf Behne die knappen aber bezeichnenden Worte:

“Josef Bankay ist Glasschleifer, steht tagaus, tagein an der Maschine, er hat nur ganz wenig Arbeiten.“

Dieser vorliegende grotesk neusachliche „Hundeschlachter“ war sicherlich eines der damals bekanntesten Werke Bankays bzw. es wurde vom Künstler als gelungen erachtet, denn in diesem Sinne lässt sich bei der „Herbstausstellung“ der Preußischen Akademie der Künste in Berlin ein Exemplar davon als Exponat nachweisen und ebenso war ein Exemplar wohl auch bei der wichtigen Ausstellung in Bautzen „Der zeitgenössische deutsche Kupferstich“ vertreten, was sich daraus folgern lässt, dass es in der Ausstellungsbesprechung im „Cicerone“ als Abbildung zu sehen ist.

Werke von Josef Bankay sind überaus selten und kommen nahezu nie auf den Kunstmarkt. Bezeichnenderweise listen die relevanten Onlinedatenbanken wie Artnet, Artprice keinerlei Werke von ihm. Der hier gezeigte „Hundeschlachter“ ist ein handwerklich als auch künstlerisch brillant ausgeführtes Beispiel für Bankays druckgrafisches Schaffen.

 

 

Zu Josef Bankay (03.01.1903 Oberhausen – 13.02.1975 Arnstadt):
Maler, Zeichner, Grafiker.
Ab 1917 als Glasschleifer in Penzig tätig. Es bestand hier wohl eine familiäre Verbindung zu dem in Penzig ansässigen Glasschleifermeister Ignatz Bankay, der damals in der Wilhelmstraße 14 wohnte.
Von 1929 bis zum 1. März 1931 ist Bankay Schüler von Johannes Wüsten. Bankay macht sich vor allem als herausragender Kupferstecher der Moderne einen Namen. Neben Lotte Wegeleben (1908-1987) galt Bankay als bester Schüler von Wüsten und gemeinsam mit dem Lehrer wurde das Trio als „Görlitzer Gruppe“ bezeichnet, die die Technik des Kupferstichs für die Moderne wiederbelebte.
Militärdienst im Zweiten Weltkrieg.
Nach 1945 Umsiedlung nach Arnstadt und dort arbeitet er ab 1948 als Glaskugler
Sein Nachlass, darunter 15 Grafiken, befindet sich im Schlossmuseum Arnstadt.

„Josef Bankay ist Glasschleifer, steht tagaus, tagein an der Maschine, er hat nur ganz wenig Arbeiten.“ (Auszug aus einem Brief (v. 09.12.1930) von Johannes Wüsten an Adolf Behne) [1]

„Eine Görlitzer Gruppe scheint soweit ich sehe, die Aufgabe am klarsten zu erkennen: Johannes Wüsten und seine Schüler Josef Bankay und Lotte Wegeleben. Bei ihnen konzentriert sich ein spröder, beharrlicher Schaffensernst auf das Ziel, die ganze Akribie und Entschiedenheit stecherischer Gestaltung in den Dienst unbeschönigend, ja quälend genauer Aufnahme merkwürdiger Naturgebilde oder solcher Szenen zu stellen, die durch ein grausames Geschehen wie durch heimliche Sarkasmen erschrecken. Anfängliche Orientierung an der Thematik und zeichnerische Form der altdeutschen Stecherkunst ist bereits zugunsten eigenwilliger Aktualität bis auf geringe Rückstände aufgegeben.“ (Willi Wolfradt) [2]

„Den neuen veristisch gespannten Kupferstich führt Wüsten (Görlitz) konsequent fort, neben ihm schon sehr beachtlich sein Schüler Bankay.“ (Willi Wolfradt) [3]

„Ein ganz entscheidender Eindruck aber ist zu gewinnen von dem kleinen Görlitzer Stecherkreis Johannes Wüstens und seiner Schüler Lotte Wegeleben und Josef Bankay. Hier wird mit aller Intensität die Neueroberung der Grabsticheltechnik aus dem Geiste einer klarsichtigen, kritisch geschärften Welterkenntnis betrieben. Die Ergebnisse packen zumeist nicht weniger durch schneidende Wahrhaftigkeit der Feststellungen und durch tragische Groteske der Geschichte als durch handwerkliche Präzision.“ (Willi Wolfradt) [4]

Ausstellungen
1929 „Der zeitgenössische deutsche Kupferstich“, Bautzen
1929 „Herbstausstellung“, Preußische Akademie der Künste, Berlin [Hier wurde auch ein Exemplar des Kupferstichs „Hundeschlachter“ gezeigt.];
1930 Beteiligung an einer Ausstellung im „Haus der Juryfreien“, Berlin
März 1931 „Der neue Stich in Kupfer, Holz und Stein“, Arbeitsgemeinschaft der Juryfreien, Berlin
1946 „Ausstellung alte und moderne Kunst“, Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, Görlitz
1996 „Punkt und Linie – Schwarz auf Weiß“, Städtische Kunstsammlunen Görlitz
2019 „Bild der Stadt / Stadt im Bild“, Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst, Cottbus

Literatur
“Das Kunstblatt”, Band 13 (1929), S. 341
“Der Cicerone”, Band 21 (1929), S. 617
“Der Cicerone”, Band 22 (1930), S. 563
„Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version
Wüsten, Johannes (1980): Die Verrätergasse. Stücke, Aufsätze, Gedichte, Autobiographisches, Briefe; Berlin: Verlag Volk und Welt; S. 316, 536
Internetseite zu Johannes Wüsten [johannes-wuesten.de]

—————————————————
[1] Zitiert nach Wüsten 1980: 536.
[2] Auszug aus Wolfradts Ausstellungsbesprechung „Der zeitgenössische deutsche Kupferstich“ (Bautzen) in “Das Kunstblatt”.
[3] Auszug aus Wolfradts Besprechung der „Herbstausstellung“ der Akademie der Künste für den „Ciceronen“.
[4] Auszug aus Wolfradts Besprechung der Ausstellung im „Haus der Juryfreien“ für den „Ciceronen“.