J E A N N E M A M M E N
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Gertrud Johanna Louise, gen. Jeanne, Mammen (21.11.1890 Berlin – 22.04.1976 ebd.):
Malerin, Zeichnerin, Grafikerin, Bildhauerin, Modezeichnerin, Illustratorin; jüngste Tochter von Gustav Oskar Mammen (1859 Plauen – 1945) und dessen Ehefrau Ernestine Juliane Karoline, geb. Delhaes (1859 Aachen – 1943); der Vater entstammt einer ostfriesischen Kaufmannsfamilie, die Mutter ist die Tochter eines niederländischen, in Köln ansässigen Apothekers; der Vater betreibt zusammen mit den Brüdern Emil und Robert Mosig in Berlin die renommierte Schriftgießerei „Theinhardt“; die Kinder wachsen in einem wohlhabenden, kosmopolitischen Haus auf; 1895 Umzug der Familie nach Paris, wo der Vater Teilhaber einer florierenden Glasbläserei wird; die Familie wohnt in einer Villa im Stadtteil Passy; 1906-08 zusammen mit der älteren Schwester Marie Louise Besuch der Académie Julian in Paris; 1908-11 Besuch der Académie Royal des Beaux-Arts in Brüssel; 1909 erhielt sie eine Medaille „pour composition“ samt eines Preisgeldes von 150 Francs; 1911 Besuch der Scuola Libera Academica, Villa Medici, in Rom; ab 1912 waren beide Schwestern freischaffend in Paris tätig
1914 mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges flüchtet die als „feindliche Ausländer“ eingestufte Familie über Brüssel in die Niederlande; das Vermögen in Paris wird beschlagnahmt; 1916 Flucht nach Berlin (Mozartstraße 33 in Berlin-Schöneberg); am 1. April 1920 bezieht sie zusammen mit ihrer Schwester das Atelier im Hinterhaus Kurfürstendamm 29; ab 1921 gestaltet sie Kinoplakate für die Ufa; Jeanne Mammen unternimmt immer wieder Milieustudien in allen Teilen Berlins; 1923-28 entstehen Zeichnungen und Illustrationen für verschiedene Modezeitschriften (u.a. „Die Dame“, „Styl“, „Die schöne Frau“); 1924-33 entstehen oftmals satirisch-karikierende Arbeiten für Magazine wie „Jugend“, „Der Junggeselle“, „Simplicissimus“, „Uhu“; in den 1920er Jahren gibt ihre Schwester die künstlerische Tätigkeit nahezu auf und arbeitet für eine Exportfirma; 1926 zusammen mit der Schwester Reise an die belgische Nordseeküste
ab Mitte/Ende der 1920er Jahre besuchte sie private Zeichenkurse (u.a. bei Brigitta von Bismarck, das Abendaktstudio Erdmann); ab 1927 zählt sie zu einer der wenigen Künstlerinnen, die von ihrer Kunst leben können; Ende der 1920er Jahre verstärkt sich der gesellschaftskritische Impuls und Mammen wird vermehrt in die Nähe von Otto Dix, George Grosz und Rudolf Schlichter gerückt; um 1930 erarbeitet sie zahlreiche Illustrationen für u.a. Wolfgang Gurlitt, Alfred Kind, Magnus Hirschfeld; August 1932 zusammen mit Hans Uhlmann Reise nach Moskau
ab 1933 verliert Mammen nahezu alle Aufträge für Illustrationen und wird zur Wohlfahrtsempfängerin; es entstehen Freundschaften zu u.a. Kurt und Grete Wohl, Max Delbrück, Erich Kuby; im Herbst 1936 wird die Schwester von ihrem Arbeitgeber nach Teheran geschickt; 1937 Besuch der Pariser Weltausstellung und nachhaltig beeindruckt von Picassos „Guernica“; in „innerer Emigration“ entstehen bis 1945 kubo-expressive Werke, die oftmals die politischen Zustände des Dritten Reichs direkt angreifen; 1943 stirbt die Mutter und 1945 der Vater; trotz mehrfacher Beschädigungen durch Bombenangriffe bleibt sie im Atelier (Kurfürstendamm); Ende der 1930er/Anfang der 1940er Jahre entdeckt sie die Bildhauerei für sich
nach dem Zweiten Weltkrieg wird sie durch Care-Pakete von ihren Freunden unterstützt (das Verpackungsmaterial verwendet sie zum Gestalten von Kunstwerken); Mammen ist in allen wichtigen Ausstellungen der Nachkriegsjahre vertreten; am 09.08.1945 eröffnet Gerd Rosen seine Galerie am Kurfürstendamm 215 und es beginnt ein reger Austausch mit Mammen; 1946-48 Illustrationen für den „Ulenspiegel“, es folgen Aufträge u.a. für den „Kurier“, die „Berliner Zeitung“; ab Juli 1949 Zusammenarbeit mit dem existenzialistischen Künstlerkabarett „Die Badewanne“ (Berlin-Wilmersdorf), Mammen entwirft u.a. die Bühnenbilder; ab 1960 ausgedehnte Reisen nach Spanien, Großbritannien, Frankreich; gegen Ende ihres Lebens werden vermehrt Museen und Galerien auf sie aufmerksam
Einzelausstellungen (Auswahl)
• 1930, Berlin, Galerie Gurlitt
• 1947, Berlin, Galerie Gerd Rosen
• 1954 & 1958, Berlin, Galerie Bremer
• 1960, Berlin, Akademie der Künste
• 1971, Hamburg, Galerie Brockstedt
• 1971, Oldenburg, Landesmuseum
• 1971 & 1975, Stuttgart, Galerie Valentien
• 1972, New York, La Boëtie Gallery
• 1980, London, Fischer Fine Art
• 1981, Bonn, Kunstverein
• 1991-92, Emden, Kunsthalle
• 1991-92, Leverkusen, Schloss Morsbroich
• 1991-92, Hannover, Wilhelm-Busch-Museum
• 1991-92, Saarbrücken, Saarlandmuseum
• 1991-92, Gelsenkirchen, Städtisches Museum
• 1997-98, Berlin, Berlinische Galerie
• 2002, Berlin, Ephraim-Palast
• 2006, Bonn, August-Macke-Haus
• 2008, Bremen, Paula-Modersohn-Becker Museum
• 2017-18, Berlin, Berlinische Galerie
Werke befinden sich u.a. im Besitz von:
• Albstadt, Städtische Galerie
• Berlin, Berlinische Galerie
• Berlin, Jeanne-Mammen-Stiftung
• Berlin, Neue Nationalgalerie
• Berlin, Sammlung Ullstein (Axel Springer SE)
• Cambridge, Busch-Reisinger-Museum
• Hamburg, Kunsthalle
• Lugano, Stiftung Thyssen-Bornemisza
• Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum
• New York, Museum of Modern Art
• Salzburg, Museum der Moderne
• Stuttgart, Staatsgalerie
• Ulm, Ulmer Museum
• Wiesbaden, Sammlung Brabant
Literatur (Auswahl)
• Döpping, Marga et al. (Red.) (1991): Jeanne Mammen. Köpfe und Szenen, Berlin 1920 bis 1933; Emden et al.
• Köhler, Thomas / Lütgens, Annelie (Hrsg.) (2017): Jeanne Mammen Die Beobachterin – Retrospektive 1910-1975; München: Hirmer
• Kronthaler, Helmut: Jeanne Mammen, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00046900T
• Lütgens, Annelie (1991): „Nur ein Paar Augen sein …“ Jeanne Mammen – eine Künstlerin in ihrer Zeit; Berlin: Reimer
• Merkert, Jörn (1997) (Hrsg.): Jeanne Mammen 1890-1976. Monographie und Werkverzeichnis; Köln: Wienand
• Reinhardt, Hildegard (2002): Jeanne Mammen – das symbolistische Frühwerk 1908-1914, „Les tribulations de l’artiste“; Berlin: Jeanne-Mammen-Gesellschaft
• Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V. (Hrsg.) (2016): Jeanne Mammen. Paris Bruxelles Berlin; Berlin: Deutscher Kunstverlag
PDF: Versuch einer »Bioschraffie« (Cornelia Pastelak-Price, Ines Quitsch)
Für die Zustimmung diese „Bioschraffie“ übernehmen zu dürfen, danken wir dem Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V. sehr herzlich.
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