I G N A Z K A U F M A N N (13.01.1885 Braunseifen [tschech. Ryžoviště] – 16.04.1975 Buenos Aires)
Herrenbildnis (1925)
Öl auf Leinwand, neuer Keilrahmen, gerahmt
€ 1.900,-
Titel
ohne Titel [Herrenbildnis]
Technik
Öl auf Leinwand, neuer Keilrahmen, gerahmt
Signatur
oben rechts monogrammiert „Kfm“
Jahr
oben rechts datiert „[19]25“
Größe
Größe: 75 x 55 cm (ohne Rahmen) bzw. 92,8 x 72,5 cm (mit Rahmen)
Zustand
im Eckbereich oben links sehr kleine Verluste der oberen Farbschicht; in den vier Ecken ist die Leinwand montierungsbedingt sehr leicht gewellt; in den Randbereichen mitunter schwach berieben (unter Rahmung so gut als nicht sichtbar)
Leinwand in den umgeschlagenen Randbereichen mit Einrissen
Ignaz Kaufmann wuchs in dem kleinen mährischen Dorf Braunseifen [Ryžoviště] auf, ab 1891 lebte die Familie in Wien und dort erhielt er seine erste künstlerische Ausbildung. Hierauf studierte er in Wien und Stuttgart und unternahm hierauf Studienreisen nach Paris und Italien, bis der Weltkrieg ausbrach und Kaufmann als Soldat eingezogen wurde. Nach Kriegsende besuchte Kaufmann ein Semester lang die Kunstakademie in Wien. Hierauf folgten weitere Studienreisen nach Paris, Venedig, Wien und Berlin.
Spätestens 1921 ist er in Stuttgart ansässig und tätig als Künstler und Illustrator. Dort war er u. a. im Bekannten- und Freundeskreis des Architekten Oscar Bloch (1881-1937), den er auch porträtierte, stellte im Württembergischen Kunstverein aus und wurde Mitglied im Stuttgarter Künstlerbund.
Ab 1933 setzten Repressionen ein, Kaufmann konnte nur noch an „Jüdischen Kunstausstellungen“ teilnehmen und war dort vertreten neben u. a. Alice Haarburger, Trude Munk, Klara Neuburger, Emilie Ott, Else Samuel und Paula Straus. Daneben arbeitete er im Stuttgarter “Freien Jüdischen Lehrhaus” und half anderen Juden bei deren Emigration. Er selbst emigrierte 1939 nach England. Zum 10. Dezember 1939 wurde ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Das vorliegende Gemälde datiert auf 1925 und entstand damit in der Stuttgarter Schaffenszeit des Künstlers. Womöglich wird es sich bei diesem expressiv realistischen Herrenbildnis um ein gelungenes Auftragsportrait handeln.
Zu Ignaz Kaufmann (13.01.1885 Braunseifen [tschech. Ryžoviště] – 16.04.1975 Buenos Aires):
Maler, Zeichner, Illustrator.
Sohn des Salomon Kaufmann (1841-1914) und dessen Ehefrau Johanna, geb. Rother (1849-1919). Ignaz hatte noch den jüngeren Bruder Oskar (1886-1973).
Aufgewachsen in Braunseifen (damals: Mähren).
1891 Umzug der Familie nach Wien. Dort erhielt Ignaz Kaufmann den ersten privaten Mal- und Zeichenunterricht. “Untertags war ein Schildermaler mein erster Zeichenlehrer, abends ging ich in eine richtige Zeichenschule” (Kaufmann 1926: 219).
Es folgte ein Studium an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt der Österreichischen Museen in Wien, sowie ein mehrjähriges Studium an der Kunstakademie Stuttgart an welches sich Studienreisen nach Paris und Italien anschlossen.
Im Ersten Weltkrieg war er Soldat.
Nach Kriegsende besuchte Kaufmann ein Semester lang die Kunstakademie in Wien.
Hierauf weitere Studienreisen nach Paris, Venedig, Wien, Berlin.
Spätestens 1921 in Stuttgart ansässig und tätig. Ende der 1920er Jahre wohl auch als Architekt tätig.
In Stuttgart war Ignaz Kaufmann im Bekannten- und Freundeskreis des Architekten Oscar Bloch (1881-1937), den er mit seiner Familie auch mehrfach porträtierte. Oscar Bloch betrieb zusammen mit Ernst Guggenheimer (1880-1973) zwischen 1909 und 1937 das führende jüdische Architekturbüro in Stuttgart.
In Stuttgart lebte er in der Libanonstraße 79 und hatte sein Atelier in der Alleenstraße 27.
1921 schuf er die Illustrationen für den Band “Heinz. Ein Roman für die deutsche Jugend” (Leipzig – Hartenstein: Erich Matthes) von Anton Dörfler.
1926 werden zwei Illustrationen, sowie zwei Gemälde als Abbildungen in der Zeitschrift “Menorah. Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst und Literatur” (Wien – Berlin) gezeigt.
In den 1920er Jahren verfasste Kaufmann werbegestalterische Texte für die Zeitschrift “Die Schaulade”.
Ab 1933 wurde er in seinem künstlerischen Schaffen stark eingeschränkt bis zur gänzlichen Unterbindung.
Kaufmann half in den folgenden Jahren im Stuttgarter “Freien Jüdischen Lehrhaus” jüdischen Mitbürgern bei deren Emigrationsplänen und deren Umsetzung. Der Lehrhausverein bereitete vor allem auf die Emigration nach Palästina vor.
1939 emigrierte Ignaz Kaufmann mit seiner Familie nach London. In Stuttgart lebte er zuletzt Im Götzen 3.
Nach Kriegsbeginn wurde er als “feindlicher Ausländer” mehrere Monate interniert.
Mit Erklärung im “Deutschen Reichsanzeiger” (Nr. 292, veröffentlicht am 13.12.1939) wurde ihm zum 10.12.1939 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt.
Ignaz Kaufmann schuf vor allem Portraits, Stadtansichten und Landschaften.
Ausstellungen
— Ab 1919-20 Beteiligungen an Ausstellungen im „Württembergischen Kunstverein“
— 1935-37 Beteiligungen (zusammen mit u. a. Alice Haarburger, Trude Munk, Klara Neuburger, Emilie Ott, Else Samuel und Paula Straus) an „Jüdischen Kunstausstellungen“, Stuttgart
— 2025 mit einem Werk vertreten bei der Ausstellung „Verfluchte Kunst – Werke aus der Sammlung Memoria. Thomas B. Schumann“, Marktheidenfeld
Mitgliedschaften
Ab 1927 „Stuttgarter Künstlerbund“
„Jüdische Kunstgemeinschaft“
Sammlungen
Kunstmuseum Stuttgart
Sammlung Memoria – Thomas B. Schumann, Hürth
Literatur
— „Artists of the World (AOW) / „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, De Gruyter-Verlag
— Kaufmann, Ignaz (1926): Mein Weg, in: Menorah, Heft 4 (April), S. 219-220
— Schmidt, Dietrich W. (2020): Bloch & Guggenheimer – ein jüdisches Architekturbüro in Stuttgart, Ubstadt-Weiher et al.: Verlag Regionalkultur, S. 21
— Wirth, Günther (1987): Verbotene Kunst 1933-1945. Verfolgte Künstler im deutschen Südwesten, Stuttgart: Hatje, S. 309



















