H E N R I E T T E H A H N – B R I N C K M A N N (12.09.1862 Kopenhagen – 02.04.1934 Hamburg)
‚Bildnis einer älteren, eleganten Dame‘ (1908)
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt [(wohl) Original-Rahmung durch „Louis Bock & Sohn, Hamburg“, hierzu verso auf Rahmen oben mittig Etikett]
€ 6.400,-
Titel
‚Bildnis einer älteren, eleganten Dame‘ [„Porträt meiner Mutter“, so verso auf dem Keilrahmen nachträglich von fremder Hand (Sohn/Tochter der Dargestellten) in Blei bezeichnet]
Technik
Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt [(wohl) Original-Rahmung durch „Louis Bock & Sohn, Hamburg“, hierzu verso auf Rahmen oben mittig Etikett]
Signatur
oben rechts blau umrandet monogrammiert „HB“, sowie verso auf dem Keilrahmen nachträglich von fremder Hand (Sohn/Tochter der Dargestellten) in Blei mit irrigem Vornamen bezeichnet „Helene[sic!] Brinckmann“
Jahr
oben rechts datiert „1908“
Größe
Größe: 60,1 x 70,4 cm (ohne Rahmen) bzw. 80,5 x 90 cm (mit Rahmen)
Zustand
mitunter leicht fleckig; Leinwand an den Rändern leicht berieben (unter Rahmung nicht sichtbar); Leinwand verso leicht fleckig
Rahmen mit Beschädigungen, etwas berieben, leicht beschmutzt, mitunter etwas größere Abbrüche
Werkbeschreibung
Henriette Hahn war Tochter des Kapitäns Christian Heinrich Carl Hahn (1837-1889) und dessen Ehefrau Caroline Wilhelmine, geb. Nielsen (1839-1933). Sie wuchs in Kopenhagen auf und besuchte dort ab 1877/78 die “Zeichenschule für Kinder”, wobei sie Unterricht bei Kristian Zahrtmann und Pietro Krohn erhielt. Etwas später – 1885/86 – gab Henriette Hahn an der “Zeichenschule für Kinder” selbst Unterricht.
1887 stellt ein wichtiges Jahr in ihrem Leben dar. Zum einen erhielt sie den Auftrag, in der Gemäldegalerie Dresden das Gemälde “Der Heiland” von Giovanni Battista Cima da Conegliano (bis 1896 irrtümlich Giovanni Bellini zugeschr.) für eine Dorfkirche in Buerup/Seeland zu kopieren. Und zum anderen wurde sie Zeichenlehrerin an der “Gewerbeschule für Mädchen” in Hamburg, welche damals von Justus Brinckmann (1843-1915) geleitet wurde. Mit dem damals verheirateten Brinckmann hatte sie bald eine Beziehung, bevor sie ihn schließlich 1901, nach dem Tod seiner Frau, heiratete.
1892 bis 1894 hatte sie Studienaufenthalte in Dresden und Paris. In Paris besuchte sie vermutlich die Damen-Klasse der Académie Julian.
Um diese Zeit kam sie in Kontakt mit dem Bildhauer, Keramiker und Gründer des Vejen Kunstmuseums Niels Hansen-Jacobsen (1861-1941). Henriette Hahn porträtierte dessen Ehefrau Anna Gabriele Rohde und 1904 kreierte sie ein Portrait von Hansen-Jacobsen als Farbholzschnitt nach ihren Skizzen aus Paris um 1900.
1894 Rückkehr nach Hamburg und Eröffnung eines Ateliers. Wenig später – 1896 – eröffnete sie eine eigene Zeichen- und Malschule.
Inspiriert durch japanische Farbholzschnitte, die sie im Hamburger “Museum für Kunst und Gewerbe” sah, schuf sie zwischen 1897-1904 ebenso handabgezogene Farbholzschnitte aus bis zu sechs Platten. Diese dem Jugendstil zugehörigen Holzschnitte fanden große Beachtung, wurden auf der Weltausstellung 1900 in Paris gezeigt und mit einer Silbermedaille gewürdigt.
1901 Heirat mit dem nun verwitweten Justus Brinckmann. Neben der Tochter Stephanie (1893-1975) hatte das Paar noch die Kinder Heinrich (1900–1975), Gertrud (1902–1993) und Edgar (1904–1984).
Während ihrer Ehe reduzierte Henriette Hahn-Brinckmann ihre künstlerische Tätigkeit und es entstanden vor allem Porträts von Familienangehörigen und Personen des näheren Umfelds. So heißt es in der Literatur, dass sie “bis zu seinem [i.e. Justus Brinckmanns] Tod heimlich [arbeitete], in Abwesenheit des Gatten” [1], da dieser ihr “bei der Heirat verbot, weiter künstlerisch tätig zu sein” [2].
Nach dem Tod von Justus Brinckmann begann sie wieder mit der (Miniatur-)Malerei, sowie später mit Farbholzschnitten.
Das vorliegende Portraitgemälde entstand während der Ehe mit Justus Brinckmann.
Als Betrachter sehen wir eine ältere, elegante Dame in einem Zimmer. Links im Hintergrund ein Fenster und davor ein mit einer hellroten Decke bedeckter Tisch samt reizvoll wirkender bauchiger Blumenvase. Die Dargestellte zeigt sich in Dreiviertelansicht, in aufrechter Sitzhaltung, den Betrachter anblickend. Man darf wohl die überaus elegante, dunkle Kleidung als Trauerkleidung verstehen, was darauf hindeuten könnte, dass die Porträtierte vor kurzer Zeit ihren Mann verlor.
Henriette Hahn-Brinckmann wird seit einigen Jahren sehr zu Recht vor allem für ihre wunderbaren Farbholzschnitte gewürdigt und wiederentdeckt – so wurden Werke von ihr gezeigt bei der Ausstellung „Der andere Impressionismus – Internationale Druckgraphik von Manet bis Whistler“ im Berliner Kupferstichkabinett (Staatliche Museen zu Berlin, Sept. 2024 – Jan. 2025). Daneben schuf sie aber auch Zeichnungen, Aquarelle und – wie im vorliegenden Fall – Gemälde.
Arbeiten der Künstlerin tauchen nur seltenst auf und wenn dies einmal der Fall ist, dann handelt es sich dabei in aller Regel um Druckgrafiken. Dieses Portrait stellt auch vor diesem Hintergrund sicherlich ein Rarissimum dar.
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[1] Berger 1982: 173.
[2] Bake, Rita / Reimers, Brita (1997): Stadt der toten Frauen : Frauenportraits und Lebensbilder vom Friedhof Hamburg-Ohlsdorf, Hamburg: Dölling und Galitz, S. 128.
Zu Henriette Christine Hahn-Brinckmann (12.09.1862 Kopenhagen – 02.04.1934 Hamburg):
Malerin, Grafikerin, Kunstgewerblerin.
Tochter des Kapitäns Christian Heinrich Carl Hahn (1837-1889) und dessen Ehefrau Caroline Wilhelmine, geb. Nielsen (1839-1933).
Ab 1877/78 Besuch der “Zeichenschule für Kinder” in Kopenhagen und dort Unterricht bei Kristian Zahrtmann und Pietro Krohn.
1885/86 gab Henriette Hahn an der “Zeichenschule für Kinder” selbst Unterricht.
1887 erhielt sie den Auftrag, in der Gemäldegalerie Dresden das Gemälde “Der Heiland” von Giovanni Battista Cima da Conegliano (bis 1896 irrtümlich Giovanni Bellini zugeschr.) für eine Dorfkirche in Buerup/Seeland zu kopieren.
1887 Zeichenlehrerin an der “Gewerbeschule für Mädchen” in Hamburg, welche damals von Justus Brinckmann (1843-1915) geleitet wurde.
1892-94 Studienaufenthalte in Dresden und Paris. In Paris besuchte sie vermutlich die Damen-Klasse der Académie Julian.
14.04.1893 Geburt der Tochter Stephanie. Der Vater war der damals noch verheiratete Justus Brinckmann.
Bekanntschaft mit dem Bildhauer, Keramiker und Gründer des Vejen Kunstmuseums Niels Hansen-Jacobsen (1861-1941). Henriette Hahn porträtierte dessen Ehefrau Anna Gabriele Rohde, sowie 1904 kreierte sie ein Portrait von Hansen-Jacobsen als Farbholzschnitt nach ihren Skizzen aus Paris um 1900.
1894 Rückkehr nach Hamburg und Eröffnung eines Ateliers.
1896 Eröffnung einer eigenen Zeichen- und Malschule.
Daneben schuf sie auch Entwürfe für Wandteppiche für die Scherrebeker Kunstwebschule und Illustrationen für Museumspublikationen.
Inspiriert durch japanische Farbholzschnitte, die sie im “Museum für Kunst und Gewerbe” sah, schuf sie zwischen 1897-1904 ebenso handabgezogene Farbholzschnitte aus bis zu sechs Platten. Diese dem Jugendstil zugehörigen Holzschnitte fanden große Beachtung, wurden auf der Weltausstellung 1900 in Paris gezeigt und mit einer Silbermedaille gewürdigt.
1901 Heirat mit dem verwitweten Justus Brinckmann. Neben der Tochter Stephanie (1893-1975) hatte das Paar noch die Kinder Heinrich (1900–1975), Gertrud (1902–1993) und Edgar (1904–1984).
1912 malte sie ein Bildnis ihres Ehemanns.
Während ihrer Ehe reduzierte sie ihre künstlerische Tätigkeit und es entstanden vor allem Porträts von Familienangehörigen und Personen des näheren Umfelds. Nach anderer Meinung “arbeitete [sie] bis zu seinem [i.e. Julius Brinckmanns] Tod heimlich, in Abwesenheit des Gatten”, da dieser ihr “bei der Heirat verbot, weiter künstlerisch tätig zu sein”.
Nach dem Tod von Justus Brinckmann begann sie wieder mit der (Miniatur-)Malerei, sowie später mit Farbholzschnitten.
Sammlungen:
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Kunsthalle Hamburg, Kupferstichkabinett
Staatliches Kunstmuseum Kopenhagen, Kupferstichsammlung
Kunstmuseen Krefeld
Dithmarscher Landesmuseum Meldorf
Vejens Kunstmuseum
Ausstellungen
— 1897-98 Beteiligungen bei der Société nationale des beaux-arts, Paris
— 1900 Weltausstellung Paris
— 1901 “Internationale Kunstausstellung Dresden 1901 – Graphische Künste”
— 1902 Internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst, Turin
— 1902 VI. Kunstausstellung der Berliner Secession, Berlin
— 1904 Moderne dansk Kunsthåndværk, Kopenhagen
— 1906 3. Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung, Dresden
— 1916 Einzelausstellung, Galerie Commeter, Hamburg
— 2000 Kollektivausstellung, Kunstmuseum Vejen
— 2013/14 “Wege zu Gabriele Münter und Käthe Kollwitz – Holzschnitte von Künstlerinnen des Jugendstils und des Expressionismus”, Städtisches Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen
— 2024/25 “Der andere Impressionismus – Internationale Druckgraphik von Manet bis Whistler”, Kupferstichkabinett – Staatliche Museen zu Berlin
Literatur
— „Allgemeines Künstlerlexikon (AKL) / Artists of the World (AOW)“, Onlineversion, De Gruyter-Verlag
— Berger, Renate (1982): Malerinnen auf dem Weg ins 20. Jahrhundert. Kunstgeschichte als Sozialgeschichte, Köln: DuMont, S. 174
— Familie Kay Rump (Hrsg.) (2013): Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs (überarbeitet von Maike Bruhns), Neumünster – Hamburg: Wachholtz, S. 171
— Heydorn, Volker Detlef (1974): Maler in Hamburg 1966-1974, Hamburg: Christians, S. 126