H A R R Y   B E H R    (11.10.1907 Reichenbach (Vogtl.) – 2.6.1966 Hamburg)

 

Weitere Werke von Harry Behr

 

 

wohl Blick in einen Kirch-, bzw. Klosterhof (wohl 1943)

Öl auf dicker Holzplatte, ungerahmt
unten links signiert „Behr“, sowie verso von fremder Hand mit Künstlername bezeichnet

€ 1.550,-

Kaufanfrage

 

 

Titel
ohne Titel [(wohl) Blick in einen Kirch-, bzw. Klosterhof]

Entstehungsjahr
unten links etwas undeutlich datiert „19?3“ (wohl 1943)
Die dritte Ziffer ist aufgrund der darüber liegenden weißen Farbe nahezu ganz unkenntlich. Der Vergleich der übrigen drei Ziffern mit datierten Werken lässt eine Lesart der Datierung als „1943“ als plausibel erscheinen.

Größe
Größe: 54,5 x 69,5 x 2 cm

Zustand
an den Kanten mitunter etwas berieben und partiell mit leichten Farbverlusten; im Bereich oben links (etwas oberhalb des hellblauen Daches) kleine Beschädigung und Verlust der Farbschicht (etwa 0,5x1cm); partiell leicht Craquelé-Bildung; im Bereich unten links kleine Druckstelle mit minimalen Farbverlusten
Verso an den Rändern umlaufend Reste früherer Befestigung (braunes Klebeband); verso Holzplatte etwas berieben

 

 

Harry Behr war der Sohn des Malers und Grafikers Felix Behr. 1910 zog die Familie nach Hamburg, was fortan die Heimatstadt wurde. Behr studierte an der Kunstgewerbeschule Hamburg (1928-32) und war zuletzt Meisterschüler. Gerade als er begann sich als Künstler zu etablieren trat mit dem Jahr 1933 für ihn – als „absoluter NS-Gegner“ (Maike Bruhns) – eine Zäsur ein. Er stellte nicht mehr aus, wurde denunziert und es kam zu Durchsuchungen seitens der Gestapo, sowie auch zu einer kurzzeitigen Haft. Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Soldat eingezogen und in Dänemark und Norwegen eingesetzt. Nach dem Krieg starben seine Frau und Tochter durch Selbstmord, er selbst geriet in finanzielle Schwierigkeiten und starb schließlich an den Folgen von Alkoholismus.

In diesem Gemälde zeigt Behr einen wunderbar expressiv realistischen Blick auf einen nicht näher lokalisierten Kirch- oder Klosterhof.

Das Werk ist datiert, wobei aber gerade die dritte Ziffer durch darüber liegende Farbe etwas undeutlich ist. Im Vergleich mit anderen datierten Werken des Künstlers darf man wohl eine Datierung von „1943“ lesen, was bedeuten würde, dass Behr dieses Gemälde während seiner Soldatenzeit in Dänemark oder Norwegen malte.

 

 

Zu Harry Behr (11.10.1907 Reichenbach (Vogtl.) – 2.6.1966 Hamburg):
Sohn des Stillleben-, Landschaftsmalers Felix Behr; 1911 Umzug der Familie nach Hamburg; 1928-32 Studium an der Kunstgewerbeschule Hamburg (bei Hugo Meier-Thur); 1930 Veröffentlichung des handgefertigten autobiographischen „Roman eines Sonderlings“; 1932 Meisterschüler; Atelier in der Wexstrasse 23 (später in der ABC-Straße 12c); 1938/39 wurde Behr denunziert und sein Atelier wurde durchsucht, dabei wurden etliche eigene Bilder, sowie Werke jüdischer Künstler konfisziert; Behr kam 24 Stunden in Untersuchungshaft; im Zweiten Weltkrieg in Dänemark und Norwegen stationiert; nach 1945 Suizid der Ehefrau Grethel, geb. Roth, und der Tochter; Tätigkeit als Kunsthändler, die jedoch erfolglos blieb

Werke von Harry Behr befinden sich u.a. in der Kunstsammlung des NDR, sowie in der Sammlung Dr. Maike Bruhns (Hamburg).

Ausstellungen
1925 Juryfreie-Ausstellung, Hamburger Kunsthalle
1950 Galerie Commeter, Hamburg (Einzelausstellung)
1997 Hotel Elysee, Hamburg (Einzelausstellung)

Literatur
Bruhns, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.66-67
Familie Kay Rum (Hrsg.): Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs (überarbeitet von Maike Bruhns); Wachholtz; Neumünster – Hamburg; S. 36