H A N S B U S S E (22.06.1904 Dresden – 09.03.1992 Mannheim)
Weitere Werke von Hans Busse
Zum Themenflyer ‚Bilder des Schmerzes‘
„Ans Letzte“ (1936)
Kohle (teilweise gewischt) auf Ingrespapier („Hahnemühle“)
€ 840,-
Titel
„Ans Letzte“ [so recto oben rechts betitelt; verso: figürliche Studien]
Technik
Kohle (teilweise gewischt) auf Ingrespapier („Hahnemühle“)
Signatur
recto unten rechts signiert „H. Busse“
Jahr
recto unten rechts datiert „[19]36“
Größe
Größe: 49 x 35 cm (Zeichnung, recto) bzw. 62,7 x 46,3 cm (Blatt)
Zustand
durchgehend leichte Druckstellen im Blatt; in den vier Ecken kleine Einstichlöcher; im Bereich oben links leichte diagonal verlaufende Knickspur; im unteren Bereich leichte diagonal verlaufende Knickspur; Ecken etwas bestoßen, sowie mit Knickspuren; Blattränder mit kleinen Knickspuren und Quetschungen; im Randbereich etwas nachgedunkelt; leicht fleckig; unterer Blattrand etwas stärker knittrig und mit Quetschungen; oberer Rand mittig mit hinterlegtem Einriss (Länge etwa 3cm, geht nicht in Zeichnung über); verso fleckig und etwas nachgedunkelt
Mit 29 Jahren begann Hans Busse sein Kunststudium an der Dresdener Akademie bei Richard Müller. Noch während seiner Studienzeit (1935) heiratete er Albertine Johanna Freya Magdalena, geborene Kemath. Möglicherweise auch vor dem Hintergrund, dass er seine Familie versorgen müsse, wechselte er nach ein paar Semestern zur Ausbildung als Kunsterzieher und schloss das Studium auch als solcher ab. Da er jedoch keine Anstellung fand, begann er erneut eine Ausbildung. Dieses Mal besuchte er eine Handelsschule, was ihm im Anschluss daran zu einer Anstellung beim Forst- und Holzwirtschaftsamt Dresden verhalf. Nichtsdestotrotz war Hans Busse stets malerisch und zeichnerisch tätig, was auch wenige Ausstellungsbeteiligungen in dieser Zeit belegen.
Den Zweiten Weltkrieg erlebte er als Soldat und schließlich in Gefangenschaft aus der er 1947 nach Dresden zurückkehrte. Bis 1958 wirkte er in der DDR als Künstler und brachte sich in verschiedenen Vereinen auch an führender Stelle ein. Aufgrund nicht näher bekannter Probleme sah er sich gezwungen am 23. März 1958 nach Mannheim zu ziehen, wobei explizit vermerkt ist, dass sein Wegzug „ohne polizeiliche Abmeldung“ erfolgte (Pätzke 2000: 575).
Das Blatt mit den beiden vorliegenden Zeichnungen entstand noch in der frühen Schaffensphase und darf an das Ende seines Studiums bzw. kurz danach eingeordnet werden. Vorderseitig sehen wir ein stark abstrahiertes, mit „Ans Letzte“ betiteltes, düsteres Werk von 1936 und rückseitig mehrere figürliche Studien.
Aus dem schemenhaften Grau der vorderseitigen Zeichnung erheben sich im oberen Bereich zwei innig aneinander geschmiegte Köpfe und zweifelsohne handelt es sich bei dem rechten Kopf um einen Totenschädel. Der Tod umarmt hier demnach einen Lebenden; eine innige Umarmung von „Freund Hein“, den Hans Busse auf diese Weise ganz direkt und konkret mit in das Leben holt. Der Tod wird auf diese Weise nicht zu etwas Schrecklichem vor dem man fliehen muss, sondern vielmehr wird er zu einem Geheimnis, welches uns stetig umgibt und uns irgendwann auch selbst umgreift. Es ist besonders die hohe Abstraktion, das bewusste Verwischen beinahe aller Konturen und Strukturen, was diese Zeichnung als überaus gewagt und modern erscheinen lässt. Dem Ausdruck nach mag man mitunter an Käthe Kollwitz denken, doch geht Busse in seinem künstlerischen Ausdruck noch weiter und treibt die eindrucksvolle Komposition bis kurz vor die Ungegenständlichkeit.
Zu Herbert Hans Busse (22.06.1904 Dresden – 09.03.1992 Mannheim):
Maler, Zeichner, Bildhauer; Sohn des Kaufmannes & Rohtabak-Importeurs Oscar Julius Ferdinand Busse (25.01.1860 Halle / Saale – ?)und dessen Frau Hedwig Klara, geb. Rothe (18.06.1867 Dresden – ?); die Familie war durchaus wohlhabend wohnte anfangs in der Königsbrücker Straße in Dresden; eine Lehre beim Kunstfotografen Hans Erfurth brach er nach einem Jahr ab; im Anschluss daran Banklehre, die er 1923 abschloss; während der Wirtschaftskrise arbeitete er als Straßenbahnschaffner, Omnibusfahrer und Werksfernfahrer in ganz Deutschland; schon damals zeichnete er stets nebenher; ab 1933 Studium an der Kunstakademie Dresden (bei Richard Müller), wobei er anfangs je zwei Semester Zeichen- und Malstudien belegte, bevor er sich dann dem Studium zum Kunsterzieher zuwandte; als Lehrer fand er keine Anstellung, weshalb er eine Handelsschule besuchte und eine Anstellung beim Forst- und Holzwirtschaftsamt Dresden fand; 1935 Heirat mit Albertine Johanna Freya Magdalena, geb. Kemath (23.04.1909 Dresden – ?); 1936 Beteiligung an der „Kunstausstellung Dresden 1936“ (Brühlsche Terrasse); 1936 Beteiligung an der Ausstellung „Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst“ (München); 1943 Beteiligung an der „Kunstausstellung Gau Sachsen 1943“ (Brühlsche Terrasse); im Zweiten Weltkrieg Kriegsteilnahme, sowie anschließend Kriegsgefangenschaft; 1947 Rückkehr aus der Gefangenschaft nach Dresden; Hans Busse wohnte am Stresemannplatz 11; als Vorstand der „Verkaufsgenossenschaft Bildender Künstler“ bekam er immer mehr Schwierigkeiten, die ihn schließlich zur Ausreise aus der DDR veranlassten; am 23.03.1958 verzog er „ohne polizeiliche Abmeldung“ nach Mannheim und wohnte mit seiner Familie in der Marienburgerstraße 8, II (Mannheim-Schönau); am 22.07.1958 im VBKD als Mitglied gestrichen; anfangs war er in argen wirtschaftlichen Nöten, musste seine Werke teilweise unter Wert veräußern und erhielt auch städtische Unterstützung; 1959 kaufte die Stadtverwaltung Mannheim ein Aquarell an; 1960 kaufte die Kunsthalle Mannheim zwei Aquarelle des Künstler an; 1961 kauft die Kunsthalle Mannheim eine Zeichnung an, welche darauf als Leihgabe an die Wirtschaftshochschule Mannheim geht; Hans Busse arbeitete beim staatlichen Hochbauamt als Verwalter der Registratur und später in der dortigen Bauunterhaltung; nach seiner Pensionierung arbeitete er noch bis 1974 in der Verwaltung des Heinrich-Lanz-Krankenhauses; 1960-62 Mitglied des „Bundesverbandes Bildender Künstler“ (BBK) — Busse malte Porträts (u.a. von Mannheimer Persönlichkeiten wie Oberbürgermeister Jakob Trumpfheller, Oberregierungsbaurat Hans Wingler), Landschaften und Stillleben; er war Mitglied des „Verbandes Bildender Künstler Deutschlands (VBKD)“, der „Verkaufsgenossenschaft Bildender Künstler“ in Dresden , sowie der — Künstlervereinigung „Das Ufer“ [auch bezeichnet als „Gruppe 1947“]
Literatur
„Der Dresdner Maler Hans Busse…“, in: „Sächsische Zeitung“ (Dresden), vom 22.06.1954
„Im Porträt Leben geschildert. Kunstmaler Hans Busse feiert heute seinen 80. Geburtstag“, in: „Mannheimer Morgen“, vom 22.06.1984
EISOLD, Dietmar (2010): Lexikon Künstler in der DDR; Berlin: Neues Leben; S. 126
PÄTZKE, Hartmut (2000): Register ‚Ausgebürgert‘, in: Hannelore Offner / Klaus Schroeder (Hrsg.): Eingegrenzt – Ausgegrenzt. Bildende Kunst und Parteiherrschaft in der DDR 1961-1989; Berlin: Akademie-Verlag; S. 575
WILHELMI, Christoph (1996): Künstlergruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1900. Ein Handbuch; Stuttgart: Hauswedell & Co.; S. 347
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 30080593