G U I D O   S C H R E I B E R

 

Weitere Werke von Guido Schreiber

 

 

„Haslach, Kinzigtal“

Aquarell und Blei auf leicht strukturiertem Aquarellkarton
u.r. in Blei datiert „1928“

Grösse: 59,8×47,6cm

u.r. in Blei signiert „G. Schreiber“
u.l. in Blei betitelt „Haslach, Kinzigtal“

€ 320,-

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Zustand
Blatt insgesamt etwas gebräunt, lichtrandig; in der Blattmitte (etwas rechts vom Turm von St. Arbogast) Bräunungsfleck; Blatt technikbedingt leicht wellig; verso an den Rändern umlaufend braunes Klebeband; verso etwas fleckig; verso mittig in Blei bez. (wohl von früherem Rahmenmacher)

 

 

Der Postinspektor Guido Schreiber war als Künstler zum Großteil Autodidakt. Zwar entstanden bereits in den Jahren ab 1905 erste Zeichnungen, die vielleicht mitbeeinflusst wurden durch die Bekanntschaft zum Maler Hans Dieter (1881-1968) (vgl. hierzu Hans-Jörg Pott (1995):Ein Stiller im Ländle: der Maler Guido Schreiber (1886-1979), in: Badische Heimat; Bd. 75; S. 593-605 [hier: 594]), doch stieg die künstlerische Produktion erst mit dem Jahr 1917 signifikant an. Auch seine vormaligen landschafts-, naturfotografischen Versuche hatte er dann auch für die bildende Kunst aufgegeben. In diesem Jahr verzog Schreiber, der berufsbedingt zahlreiche Umzüge hatte, endgültig nach Villingen. „Dort lernt er den Maler Richard Duschek (1884-1959) kennen […] dem er Wesentliches verdankt und beinahe lebenslang freundschaftlich verbunden bleibt“ (ebd.; S. 593). In den 1920er Jahren werden Werke Schreibers in vermehrt Ausstellungen gezeigt, von den Schriftleitern der „Badischen Heimat“, Max Wingenroth und später Hermann Eris Busse, wird er gefördert, Zeichnungen von ihm erscheinen als Illustrationen in jener Zeitschrift und auch Bücher mit Bezug zur Heimatregion werden mit seinen Arbeiten geschmückt. Er beginnt sich verstärkt zu etablieren und „[in] den 30er Jahren ist Schreiber an allen wichtigen Ausstellungen der Baaremer Künstler beteiligt, so auch in Donaueschingen 1932 und 1935“ (ebd.; S. 594).
Das vorliegende Werk ist auf 1928 datiert und entstand damit gerade in jener Schaffensphase in der sich Guido Schreiber beginnt einen Namen zu machen. Vornehmlich waren es Ansichten von Landschaften, Städten und kleinen Ortschaften, die er malte und zeichnete. Insgesamt lassen sich mehr als 800 Orte nachweisen, die dem Künstler Motive lieferten (ebd.; S. 600).
In dieser Arbeit versetzt Schreiber den Betrachter in die die Innenstadt von Haslach im Kinzigtal. Der Blick führt entlang der Straße zum Turm der Pfarrkirche St. Arbogast. Die Häuser zur linken und rechten Seite, wie auch die Straßenführung sind in der für Schreiber ganz typischen Manier dargestellt. Bei der Betrachtung des Gesamtwerks schreibt Andreas Zoller trefflich, dass es Schreiber gelingt „Hausformationen zu einem zerbrechlichen Zusammenspiel zu bringen und Dorfidentitäten mit nervösem Strich herauszuarbeiten“ (Andreas Zoller (1994): Guido Schreiber 1886-1974. Streifzüge durch die Baar [Katalog zur Ausstellung in der Donauhalle in Donaueschingen vom 26. März bis 4. April 1994]; Hausen ob Verena; S. 11). Dies kann auch in dieser Haslach-Ansicht gesehen werden. Neben der flotten, expressiven Strichführung und Konturensetzung ist es auch die expressiv-realistische Farbgebung, welche dem an sich idyllischen, aber keinesfalls heimeligen, Blick eine gewisse ‚Modernität‘ und erstaunliche Dynamik verleiht.

 

 

Zu Guido Schreiber (13.05.1886 Bad Dürrheim – 12.11.1979 Bochum):
Maler, Zeichner; Sohn von Franz Xaver Schreiber und dessen Frau Mathilde, geb. Glöckler; Besuch der Volksschule in Bad Dürrheim, der Realschule in Villingen und für ein Jahr Besuch der Oberrealschule am Rotteckplatz in Freiburg i.B.; 1904 tritt als Postgehilfe in den Postdienst in Freiburg ein; berufsbedingt wurde er etwa 40-50 Mal versetzt und lernte so ganz Baden kennen; 1915-16 beginnt Schreiber während er beim Postscheckamt in Karlsrue beschäftigt ist zu malen und zu zeichnen; 1917 Umzug nach Villingen; in Villingen lernt er den Maler Richard Dumscheck (1884-1959) kennen; als Künstler ist Schreiber Autodidakt; ab dem Anfang der 1920er Jahre tritt er durch Ausstellungen an die Öffentlichkeit; der Freiburger Kunstverein zeigt regelmäßig Werke von ihm; Unterstützung erfährt Schreiber zudem von den Schriftleitern der „Badischen Heimat“ Max Wingenroth und Hermann Eris Busse; für die „Badische Heimat“ lieferte er immer mal wieder Illustrationen; 23.05.1921 Heirat mit Ella, geb. Rothweiler aus Villingen; in Villingen schließt sich Schreiber dem Künstlerkreis um den Buchhändler Josef Liebermann (1892-1958) an; 1924 Geburt der Tochter Dorothea; 1934 Geburt des Sohns Franzsepp; nach 1950 schafft er Illustrationen mit Ortsansichten für den „Südkurier“; 05.02.1942 Tod der Ehefrau; 1946 mit acht Aquarellen vertreten bei der Ausstellung „Maler des Schwarzwaldes und der Baar“ (Haus der Jugend, Villingen); 1951 Pensionierung und Umzug zu seiner Tochter nach Bochum; durch Reisen kommt er immer wieder nach Süddeutschland und hält seine Eindrücke zeichnerisch fest; 1986 Gedenkausstellung zum 100. Geburtstag in der Stadtsparkasse Villingen; 2008 unter dem Titel „Eine Kunstwanderung vom Hochrhein zum Schwarzwald“ fanden zwei parallel Ausstellungen mit Werken Schreibers im Stadtmuseum Wehr und im Kurhaus Wehratal in Todtmoos statt

Literatur
FREY, Roswitha: Ein Chronist der Schönheiten der Region, in: Badische Zeitung (v. 09.07.2008)
POTT, Hans-Jörg (1995):Ein Stiller im Ländle : der Maler Guido Schreiber (1886-1979), in: Badische Heimat; Bd. 75; S. 593-605
ZOLLER, Andreas (1994): Guido Schreiber 1886-1974. Streifzüge durch die Baar [Katalog zur Ausstellung in der Donauhalle in Donaueschingen vom 26. März bis 4. April 1994]; Hausen ob Verena