G E R H A R D   V O N   V O L C K A M E R   (1899-1943)

 

 

 

Segelschiff mit Besatzung unter brasilianischer Flagge (1924)

Pastellkreiden auf Papier, komplett aufgezogen / befestigt auf festem Karton, unter Passepartout, Museumsglas, gerahmt
u.l. auf ausgeschnittenem Kartonstück datiert „August 1924“
unten rechts auf ausgeschnittenem Kartonstück signiert „Gerhard v. Volckamer“

€ 780,-

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Titel
unbetitelt, Segelschiff mit Besatzung (unter brasilianischer Flagge)

Größe
Größe: 38,5 x 43,5 cm (Rahmen) bzw. 22,4 x 29,4 cm (Blatt) bzw. 21 x 27,2 cm (Sichtgröße)

Zustand
komplett aufgezogen / befestigt auf festem Karton; an den Rändern stärkere und deutliche Montierungsreste (berieben, Klebereste, Reste von Klebestreifen, leichte Farbverluste), diese sind aber unter Passepartout nicht sichtbar; insgesamt etwas fleckig (an manchen Stellen auch etwas stärker fleckig); verso etwas berieben

 

 

Über das Leben des im Späteren vor allem in Bremen lebenden Malers und Grafikers Gerhard von Volckamer ist wenig bekannt. – Was sicherlich auch daran liegt, dass er während des Zweiten Weltkrieges in Russland gefallen ist.

Die vorliegende in Pastellkreiden ausgeführte Zeichnung datiert auf den August 1924 und zeigt ein bemanntes Segelschiff vor einer Küste. Unter einem roten Segel gleitet das Boot über die wunderschön ausgeführten, sanften Wellen. Teile der Männer schwenken freudig die Arme, während andere eher ruhig niedersitzen. Auffallend ist nun die markante brasilianische Flagge im linken oberen Bereich. Diese Verortung dürfte dann auch die exotische Küstenlandschaft erklären, die sich in Form von Bäumen, Wäldern und Anhöhen zeigt.

Womöglich hat Gerhard von Volckamer hier eine (Studien-)Reise nach Südamerika unternommen und diese bewegte und überaus lebendige Szene dort miterlebt und festgehalten. Dass der südamerikanische Kontinent sich als sehr fruchtbar für das Werk deutscher Künstler der Moderne erwies, lässt sich beispielweise an Michel Wagner nachvollziehen, der ebenso 1923/24 eine prägende Reise nach Brasilien unternahm. Weiterhin lässt sich dabei noch denken an Hugo Wallenius, der ab 1929 mehrere Jahre dort lebte, ebenso war auch Leo Putz von 1929 bis 1933 in Brasilien tätig und Paul Weise bereiste das Land 1926-27. Dies sind freilich nur wenige Künstlerbeispiele an deren Werk sich aber signifikant nachvollziehen lässt, dass sich die südamerikanischen Aufenthalte stets in einem überzeugenden, intensiven Kolorit niederschlugen. Auch bei dieser Segelboot-Szene von Gerhard von Volckamer ist dies der Fall. – Das teilweise kräftig blaue Meer, dann das Rot des Segels gegenüber dem Grün der Flagge und des Bootes und schließlich der dunkel gehaltene, tropische Hintergrund.

 

 

Zu Paul Gerhard Friedrich Jobst von Volckamer (13.02.1899 Lindau (Bodensee) – 06.01.1943 Antonenke bei Opotschka (Russland, gefallen)):
Maler, Zeichner; Sohn von Jakob Albin Volckamer von Kirchensittenbach (28.07.1860 Polsingen – 04.01.1926 Traunstein) und dessen Ehefrau Emma Klapper (17.03.1865 Polsnitz (Niederschlesien) – 20.04.1914 Erlangen); 04.11.1927 Heirat in Frankfurt a.M. mit Josephine Koeth (14.11.1905 Würzburg – ?); war als Künstler tätig in Bremen-Borgfeld; im Zweiten Weltkrieg als Soldat in Russland und dort gefallen

Während seiner Kriegszeit wird er Zeuge von grauenvollen Erschießungen, was er seiner Frau brieflich mitteilt. Diese Briefe befanden sich später im Besitz von Franz Charles de Beaulieu (1913 Bremen – 2007). Hierzu schreibt dessen Sohn: „Mein Vater besaß außerdem Briefe eines Malers namens von Volckamer, die dieser seiner Gattin vor seinem Tod an der Front am 10. Februar 1943 geschickt hatte; sie enthielten fürchterliche Einzelheiten über die Erschießung einer bedeutenden Gruppe von Juden durch ein Sonderkommando.“ [Francois de Beaulieu (2013): Mein Vater, Hitler und ich; Bremen: Donat Verlag; S. 109.]

Friedrich Jobst von Volckamer (16.04.1894 Oberstdorf – 03.04.1989 München), vormals General der Gebirgstruppe im Zweiten Weltkrieg, war ein Bruder von Gerhard von Volckamer.

Ausstellungen: 2010 werden Werke des Künstlers im Rahmen einer Gemäldeausstellung des Bürgervereins Borgfeld gezeigt