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Ostseestrand (1934)

Tuschpinsel auf dünnem Velinpapier
unten links in Blei datiert „[19]34“
unten links in Blei signiert „Georg Frietzsche“
Größe: 30,7 x 36,6 cm
nicht betitelt, Ostseestrand

€ 490,-

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Zustand
im früheren Passepartoutausschnitt stärker gleichmäßig nachgedunkelt / gebräunt; im Bereich des Himmels fleckig (oben links größerer bräunlicher Fleck); oberer und linker Rand mit kleineren Beschädigungen (Knickspuren, kleine Einrisse (etwa bis 0,2cm)); die vier Ecken jeweils mit kleinen Ausschnitten (etwa 0,2-0,3cm); verso gebräunt und fleckig

 

 

Georg Frietzsche gehört biografisch betrachtet zu jener Künstlergeneration, die Rainer Zimmermann als “verschollene Generation” titulierte. Er erlebte seine Jugend während des Ersten Weltkrieges, absolvierte sein Studium Mitten in der Weimarer Republik und wenige Jahre nach seiner Ausbildung erfolgte die Zäsur durch die Machtergreifung der NSDAP. Die Möglichkeit sich als junger Künstler frei zu entfalten und etablieren zu können wurde ihm entzogen, so dass es auch wenig verwundert, dass sich für die Zeit von 1933 bis 1945 keine Ausstellungen oder Ausstellungsbeteiligungen nachweisen lassen [1].

Bekannt ist für diese Zeit, dass Frietzsche die ehemaligen deutschen Ostgebiete bereiste, was sich wohl nicht zuletzt auch durch seine Herkunft aus dem schlesischen Sagan erklärt. Auf dieser Reise entstanden mehrere Zeichnungen mit vor allem Landschaftsansichten, die durchgehend eine sehr schöne Tiefe aufweisen. Frietzsche hat hier einen ruhigen, expressiv-realistischen Ausdruck. Die Motive sind zumeist menschenleer, vereinzelt finden sich Tiere, doch das Augenmerk liegt auf der Natur. – Wiesen, Weiden, Bäume, kleine Hügel und das Meer.
Vergleicht man diese Zeichnungen mit seinen späteren Werken, so ist zweifelsohne von “zwei grundverschiedenen Phasen des Künstlers” [2] zu sprechen.

Frietzsche zeigt in dem vorliegenden Werk aus dem Jahr 1934 einen Strand, der sicherlich an die Ostsee zu lokalisieren ist. Der Küstenstreifen zieht sich aus dem linken Vordergrund in einer sanften Biegung nach hinten. Der Himmel bleibt bis auf wenige sehr zarte Wolkenandeutungen unberührt. Die gesamte Komposition vermittelt auf diese Weise eine wunderschöne Stille und Natürlichkeit.

Werke aus dieser frühen Schaffensphase des Künstlers tauchen nur überaus selten auf.

 

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[1] So wird Georg Frietzsche nicht gelistet in der umfangreichen Zusammenstellung von Martin Papenbrock und Gabriele Saure (Hrsg.) (2000): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen [Teil I. Ausstellungen deutscher Gegenwartskunst in der NS-Zeit]; Weimar.
[2] „Georg Frietzsche: Bekenntnis zum Abstrakten. Zeichnungen und Aquarelle des in Berlin lebenden Künstlers in der Stadtbücherei“ (Autorenkürzel: D. Hat.), in: Ahlener Volkszeitung, vom 4. April 1981 (Nr. 80).

 

 

Zu Georg Frietzsche (24.05.1903 Sagan (Schlesien) – 10.06.1986 Berlin):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1924-28 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin (zuletzt bei Paul Plontke); Bekanntschaft und Austausch mit Ernst Wilhelm Nay; nach 1933 Rückzug ins Private und weitestgehender Verzicht auf künstlerische Betätigung; 1934-35 bereist er die ehemaligen deutschen Ostgebiete und entstehen dabei vor allem Tuschzeichnungen; Kriegsdienst als kartographischer Zeichner (Stationierung in Beilstein an der Mosel und in Südfrankreich); nebenher künstlerisch tätig; August 1944 us-amerikanische Gefangenschaft in Nordafrika; 1945 entsteht das illustrierte Gedichtbändchen „Von den Engeln“; 1945 Rückkehr nach Deutschland; 1948-49 Dozent an der Kunstgewerbeschule Giebichenstein (er übernahm die Klasse von Charles Crodel); um 1949 verfasste und illustrierte er das Märchen „Apfelprinzessins Hochzeit“ (1950 erschienen); nach der Lehrtätigkeit in Halle a.d.S. in Berlin ansässig; in den 1950er/60er Jahren öffentliche Aufträge zu „Kunst am Bau“; 1951 erste Einzelausstellung bei Wasmuth (Berlin); Ende der 1950er Jahre hat Frietzsche zu seinem eigenen, gegenstandslosen Stil gefunden; Freundschaften u.a. mit Gerhard Marcks, Richard Scheibe, Werner Heldt, Karl Hartung; zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen

Werke Frietzsches befinden sich in der Berlinischen Galerie, dem Kupferstichkabinett in Berlin, beim Museum am Ostwall (Dortmund), dem Dresdner Kupferstichkabinett, dem Museum Folkwang (Essen), der Pfalz-Galerie (Kaiserslautern), dem Westfälischen Landesmuseum (Münster), dem Brooklyn Museum (New York), dem Saarlandmuseum (Saarbrücken).

Literatur (Auswahl)
Dittmar, Peter: Georg Frietzsche, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 40250322 — Museum am Ostwall (Hrsg.) (1999): Georg Frietzsche 1903-1986; Edition Dittmar; Berlin