F R I T Z   K R O N E N B E R G    (13.12.1901 Köln – 04.04.1960 Hamburg)

 

Weitere Werke von Fritz Kronenberg
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‚Landschaft auf Baltrum‘ (1936)

Lithographie auf Ingrespapier
u.r. in Blei signiert „F. Kronenberg“
unten rechts in Blei datiert „[19]36“

€ 200,-

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Titel
ohne Titel [‚Landschaft auf Baltrum‘]

Auflage
Auflage der Griffelkunst-Vereinigung

Größe
Blattgröße: 61,2 x 92 cm

Signatur
auf dem unterlegtem Karton rechts am Ende der Widmung mit Vorname signiert “ […]in Verehrung gewidmet von Wolfgang.“

Zustand
gerade in den Randbereichen etwas stärker lädiert; am oberen und unteren Rand jeweils horizontale Faltspur (geht am unteren Rand ins Motiv hinein); am linken und rechten Rand jeweils vertikale Faltspur (geht jeweils ins Motiv hinein); an der Faltspur unten links kleiner Einriss; an der Faltspur unten rechts kleiner Einriss; Ecken etwas bestoßen; im Eckbereich oben rechts etwas knittrig; am oberen Rand mittig zwei kleine Einrisse (jeweils Länge etwa 0,5cm); am rechten Rand mittig kleiner Einriss (etwa 0,3cm); am unteren Rand mittig Einriss (etwa 2cm); leichte Druckstellen im Blatt
verso etwas fleckig; verso an den Faltspuren etwas nachgedunkelt / gebräunt

 

 

„Als Mitglied der Hamburgischen Sezession erlebte Kronenberg 1933 die NS-Aktionen gegen die moderne Kunst und persönliche Verfemung als ‚Entarteter‘ oder als ‚artfremd‘. Nach der Selbstauflösung der Hamburgischen Sezession blieben Maetzel und er unbeirrt bei ihrer Kunstrichtung. Sie zogen sich zurück. Trotz Gesinnungsschnüffelei und Scherereien mit Feldhütern malten sie weiterhin gemeinsam vor der Natur, wozu sie sich mit großem Rucksack, Feldstuhl und Malutensilien ausrüsteten. Ihre Freundschaft vertiefte sich in dieser Zeit. Kronenbergs kubistische Malerei wurde 1936 und 1942 von Walter Hansen als ‚Verfallskunst der Sezessionisten‘ diffamiert, zwei seiner Bilder befanden sich in der abgebrochenen Ausstellung ‚Malerei und Plastik in Deutschland‘ 1936. 1937 waren Blätter von ihm in Jürgen Manshardts Fabrikausstellungen zu sehen. Zugleich wurden in der Aktion ‚Entartete Kunst‘ sechs [recte: zehn] Arbeiten beschlagnahmt […].“ [1]

In diesem zeitlichen Kontext entstand diese auf das Jahr 1936 datierende Lithografie. Das Blatt ist eine jener etwa 40 Druckgrafiken, die Kronenberg zwischen 1936 und 1961 im Auftrag der Griffelkunst-Vereinigung schuf. – Und demnach handelt es sich bei dieser Baltrum-Ansicht um eine sehr frühe Arbeit hiervon. [2]

Die besondere Stimmung dieser weiten, menschenleeren Landschaft wird durch die ungewöhnliche Blattgröße deutlich gesteigert. Der Blick geht über die leicht hügelige Deichlandschaft, welche den Großteil des Motivs einnimmt, bis zum dunkel ausgeführten Meer am Horizont. Markant und zugleich marginal hat Kronenberg drei Gebäude in diese Landschaft gesetzt, die mit ihren geraden Linien die wellenförmige Struktur der Landschaft auflockern und aufbrechen.

Es ist ein erstaunlicher und für die damalige Zeit sicherlich auch gewagter Minimalismus, der aus dieser Ansicht spricht. Kronenberg verzichtet ganz bewusst auf Details und erst bei einem genaueren Betrachten zeigen sich beispielsweise solch kleine, dezent eingefügte „Verspieltheiten“ wie der hölzerne Zaun rechts vom vorderen Gebäude. Entgegen einer Idealisierung der norddeutschen Landschaft, gelingt es Fritz Kronenberg diese spezielle Ansicht in seiner ganz eigenen Manier, seinem eigenen Empfinden nach festzuhalten. Und so wirkt dieses menschenleere Motiv auf den Betrachter sowohl kühl und abweisend, als auch zugleich verträumt und anziehend. In einer allzu lauten, allzu wilden und allzu wütenden Umwelt, vielleicht wie eine Art Refugium für den Künstler.

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[1] Bruhns, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Hamburg: Dölling und Galitz; S.250.
[2] Ebd.: 251.

 

 

Zu Fritz Kronenberg (13.12.1901 Köln – 04.04.1960 Hamburg):
Besuch der Holz-Bildhauerklasse (Köln); 1920-23 gemeinsam mit Karl Kluth Zeichenstudium an der Akademie in Karlsruhe; 1923 Reisen nach u.a. USA, Spanien, Nordafrika; 1924 Reise nach Norwegen; 1925 Übersiedlung nach Paris, dort Atelier in der rue Royer Collard; Bekanntschaft mit Georges Braqu, Hellmuth Kolle, Wilhelm Uhde; 1925-1927 Lehrtätigkeit an der Kunstgewerbeschule Köln; ab 1927 freischaffend in Hamburg; Heirat und weitere Studienreisen; 1927 Beteiligung der Ausstellung der Hamburgischen Sezession; 1931 Beitritt zur Hamburgischen Künstlerschaft; ab 1931 verschiedene öffentliche Aufträge in Hamburg; 1932 Beitritt zur Hamburgischen Sezession; ab 1933 Rückzug; 1935 malte er mit Maetzel und Ruwoldt auf Hiddensee; 1937 wurden zehn Arbeiten bei der Aktion -Entartete Kunst- beschlagnahmt; 1938 Reise durch den brasilianischen Urwald; 1940 zweite Heirat; Einsatz als Dolmetscher in einem französischen Gefangenenlager; 1943 Wohnung und Atelier fielen Bombenangriff zum Opfer; bis 1949 außerhalb von Hamburg sesshaft; 1949 Rückkehr nach Hamburg; in den 1950ern weitere Studienreisen; 1958 Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg

Literatur
Bruhns, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Hamburg: Dölling und Galitz; S.249-252
Familie Kay Rump (Hrsg.) (2013): Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs (überarbeitet von Maike Bruhns); Neumünster – Hamburg: Wachholtz; S. 251-252