E R N S T   W E I E R S

 

Weitere Werke von Ernst Weiers

 

Wiesenansicht mit Blumen und Insekten (1939)

Öl und Tempera auf Holz, gerahmt

unten rechts signiert „E Weiers“, sowie verso oben mittig von fremder Hand mit Künstlernamen bezeichnet
unten rechts datiert „[19]39“

2.500€

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Titel
ohne Titel [Wiesenansicht mit Blumen und Insekten]

Größe
Größe: 50 x 26,3 cm (ohne Rahmen) bzw. 59,2 x 35,4 cm (mit Rahmen)

Zustand
durchgehend sehr feines, zartes Craquelée; Firnis leicht nachgedunkelt; partiell sehr wenig fleckig; verso an den Rändern leichte Rostspuren durch Befestigung; verso auf Rahmenrückwand aufgeklebter Zeitungsausschnitt zu einer Ausstellung von Weiers

 

 

Werkbeschreibung
Ernst Weiers ist als Maler, Zeichner, Grafiker, aber vor allem auch als Glaskünstler bekannt. Anfangs wurde er stark von Chrstian Rohlfs und Jan Thorn Prikker geprägt, wobei er bei Letzterem auch kurzzeitig in die Lehre ging. In der Folge besuchte er die Kunstakademie Düsseldorf (1929-33) und war dort zuletzt Meisterschüler Paul Klees. Ebenso wie sein Lehrer emigrierte er 1933 in die Schweiz, wurde von dort aber 1935, obgleich Eduard von der Heydt für Weiers eine Bürgschaft abgab, nach Deutschland ausgewiesen. Er heiratete 1936 die Schauspielerin Grete Lange-Kosak und 1937 kam der Sohn Michael zur Welt. Spätestens durch die geburt wurden mögliche Emigrationspläne gänzlich aufgegeben. In demselben Jahr (1937) wurde ein Holzschnitt von Weiers aus dem Bestand der städtischen Kunstsammlungen Duisburg als „entartet“ beschlagnahmt und in der Folge als „unverwertbar“ wohl vernichtet. Weiers zog sich vermehrt zurück und wird schließlich zum Kriegsdienst eingezogen.

Das vorliegende Gemälde datiert genau in diese Zeit der Zurückgezogenheit und Bedrängnis und ist damit auch eine Besonderheit, da bislang nur wenige Arbeiten aus dieser Zeit bekannt bzw. überliefert sind.

Zeitlebens hat Weiers ein liebevolles Interesse an der Natur, was sich auch in den Werken der damaligen Jahre zeigt. So gibt es Bilder, die „immer wieder seine Flucht zur intakten Natur, zum kleinen, geheimen Leben am Waldboden [zeigen]“ (Martina Marschall).
Und dieses „geheime Leben am Waldboden“ wird von Weiers im vorliegenden Werk exemplarisch untersucht und festgehalten. Als Betrachter befinden wir uns ganz nah am Boden, vor uns stehen Blumen, die den Großteil des Bildes einnehmen, am unteren Rand kriecht eine Nacktschnecke, daneben sitzt ein schwarzer Käfer auf einem Blatt, etwas weiter nach hinten versetzt liegt ein womöglich verlassenes Schneckenhaus und weitere Tierchen (Marienkäfer, Schmetterling) finden sich bei den Blüten.
Ganz wunderbar und faszinierend ist dabei die Feinheit der Darstellung und die Klarheit des Kolorits. Ob die Insekten dabei allein ein darzustellendes Naturelement sind, oder ob sie auch darüber hinaus als Vanitas-Symbol verstanden werden können, obliegt dabei dem Betrachter.

Maltechnisch hat sich Weiers hier deutlich an altmeisterlichen Arbeiten orientiert, was sich besonders an der aufwändigen, aus mehreren Farbschichten bestehenden Malerei zeigt. Durch diese übereinandergelegten dünnen, zarten Farbschichten erhält das Bild eine ganz eigentümliche Leuchtkraft, die es zudem schwer macht die Lichtquelle zuverorten. Vielmehr scheint es so, als leuchten gerade die Blüten aus sich heraus, während die danebenstehenden Blätter und Stängel eher dunkel ausgeführt sind. Weiers gelingt es dadurch dem Werk eine merkwürdige, naturmystische Stimmung zu verleihen, die an die aufgeladene Atmosphäre vor einem Sommergewitter denken lässt. Es ist die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm, was wiederum bezogen aus das Entstehungsjahr 1939 weitere Interpretationsebenen eröffnet.
Dass Weiers sich hier den altmeisterlichen Techniken zuwandte ist keineswegs verwunderlich. Vielmehr war dies gerade zu jener Zeit ein bei Künstlern beliebtes, wenngleich auch schwieriges Feld. Die damalige Faszination daran wurde zum einen sicherlich durch Künstler der Neuen Sachlichkeit, die sich zuvor schon auf Alte Meister bezogen, forciert, daneben war dies in jener ungewissen Zeit ein unverfänglicher Malstil und weiterhin ist die gewachsene Popularität auch damit zu erklären, dass die 1937 durch Max Doerner in München gegründete „Staatliche Prüf- und Forschungsanstalt für Farbentechnik“ (heute: Doerner-Institut) sich ganz konkret damit befasste die Maltechniken Alter Meister zu erforschen und diese zu rekonstruieren.

Dem Naturmotiv nach ein für Ernst Weiers ganz typisches, feinfühliges Gemälde, welches in seiner (alt-)meisterlichen Ausführung innerhalb des Œuvres aber ohne Zweifel eine Besonderheit darstellt.

 

 

Zu Ernst Weiers (17.09.1909 Oespel – 03.06.1978 Bernried):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1926 Bekanntschaft mit Christian Rohlfs (1849 Groß Niendorf – 1938 Hagen); Weiers arbeitete als Glasmaler für Jan Thorn Prikker; Freundschaft mit Karl Schmidt-Rottluff; 1929-33 Besuch der Kunstakademie Düsseldorf (bei Heinrich Campendonk), zuletzt Meisterschüler von Paul Klee; 1933 emigrierte er in die Schweiz und lebte anfangs in Bern, später in Ascona; 1935 wurde er nach Deutschland ausgewiesen, obgleich Eduard von der Heydt (1882 Elberfeld – 1964 Ascona) für Weiers eine Bürgschaft abgab; bis 1939 lebte er in Berlin, Schapdetten und verzog schließlich nach Bernried; er schränkte seine künstlerischen Aktivitäten ein; 1936 Heirat mit der Schauspielerin Grete Lange-Kosak; das Paar lebte fortan in Bernried; 26.12.1937 Geburt des Sohnes Michael; 1937 wurde bei der Aktion „Entartete Kunst“ ein Holzschnitt Weiers aus dem Bestand der städtischen Kunstsammlungen Duisburg beschlagnahmt; 1940-45 Kriegsdienst; 1945-49 russische Kriegsgefangenschaft; nach 1949 lebte und arbeitete er in Bernried; nach seiner Rückkehr wurde er vor allem von den Galeristen Günther Franke (München) und Alex Vömel (Düsseldorf) unterstützt und gefördert; trotz seiner zahlreichen Ausstellungen und der damit verbundenen Aufmerksamkeit lebte Weiers zurückgezogen; 1959 Reise nach Elba; in den späten 1950er Jahren erhielt er von der Familie Faber-Castell einen Auftrag die Familienkapelle mit Glasfenstern auszustatten; in den hierauf folgenden Jahren erhielt er vermehrt Aufträge für die Gestaltung von Kirchen und öffentlichen Gebäuden; in den 1960er/70er Jahren malte er vor allem Landschaften

Preise
1954 Kunstpreis „Böttcherstraße“, Bremen; 1958 Preis bei der „Internationalen Triennale für farbige Originalgrafik“, Grenchen, Schweiz

Ausstellungen (Auswahl)
1929 ‚Erste Kunstausstellung‘, Castrop-Rauxel; 1949, Central Collecting Point (CCP), Munich; 1950-51, 1954, 1959 Galerie Günther Franke, Munich; 1952, 1956, 1958 „Haus der Kunst“, Munich; 1953, 1955 Kestner-Gesellschaft, Hannover; 1954, „German Graphic Arts of the 20th Century“, Dublin; 1954, Biennale, Sao Paulo; 1954, „Künstler unserer Zeit“, Kunstverein München; 1955, Carnegie Institue, Pittsburgh; 1956, Biennale, Cincinnatti; 1958, Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt am Main; 1958-59, 1961-62, 1994, Galerie Vömel, Düsseldorf; 1963, Gutenberg-Museum, Mainz; 1967, Galerie Hatfiel, Los Angeles; 2004, 2009, Galerie Marschall, Bernried

Werke von Ernst Weiers befinden sich u.a. im Besitz folgender Sammlungen: Museum Folkwang, Essen; Museum Abteiberg, Mönchengladbach; Bayerische Staatsgemäldesammlung, München; Artothek Oldenburg; Märkisches Museum, Witten; Sammlung Faber-Castell

Literatur
Ernst Weiers zum 100. Geburtstag; München
Galerie Vömel (1994): Ernst Weiers 1909-1978. Landschaften; Düsseldorf
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Künstler-ID: 00001964