E R N S T   W E I E R S   (17.09.1909 Oespel – 03.06.1978 Bernried)

 

Weitere Werke von Ernst Weiers

 

 

„Uhu“ (1938)

Hinterglasbild, mit Originalrahmen [frühere Rahmenrückwand (Holzplatte) ist lose anbei]

unten links in Rot signiert „Ernst Weiers“, sowie auf altem Etikett verso oben rechts nochmals signiert, sowie verso auf Glasrückseite nochmals groß signiert

Entstehungsjahr: 1938 [so vom Künstler datiert auf altem Etikett verso oben rechts], dagegen verso auf Glasrückseite vom Künstler in groß datiert mit „[19]39“

€ 1.700,-

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Titel
vom Künstler betitelt auf altem Etikett verso oben rechts „Uhu“

Größe
Größe: 50 x 40 cm (ohne Rahmen) bzw. 60 x 49,2 (mit Rahmen)

Zustand
Glasrückseite etwas berieben; mitunter sehr leichte, kleine Verluste der Farbschicht; Rahmen mit leichten Gebrauchsspuren (Ecken / Kanten etwas berieben); Rahmen mit vormaligen kleinen (Wurm-)Löchlein, die geschlossen wurden; Rahmen verso mit mehreren kleinen (Wurm-)Löchlein

 

 

Ernst Weiers ist als Maler, Zeichner, Grafiker, aber vor allem auch als Glaskünstler bekannt. Anfangs wurde er stark von Chrstian Rohlfs und Jan Thorn Prikker geprägt, wobei er bei Letzterem auch kurzzeitig in die Lehre ging. In der Folge besuchte er die Kunstakademie Düsseldorf (1929-33) und war dort zuletzt Meisterschüler Paul Klees. Ebenso wie sein Lehrer emigrierte er 1933 in die Schweiz, wurde von dort aber 1935, obgleich Eduard von der Heydt für Weiers eine Bürgschaft abgab, nach Deutschland ausgewiesen. Er heiratete 1936 die Schauspielerin Grete Lange-Kosak und 1937 kam der Sohn Michael zur Welt. In demselben Jahr wurde ein Holzschnitt Weiers aus dem Bestand der städtischen Kunstsammlungen Duisburg als „entartet“ beschlagnahmt. Weiers zog sich vermehrt zurück und wird schließlich zum Kriegsdienst eingezogen.

Das vorliegende Hinterglasbild datiert genau in diese Zeit der Zurückgezogenheit und ist zugleich eine Besonderheit, da bislang vor allem Zeichnungen, Gemälde und Grafiken aus diesen Jahren bekannt sind.

Zeitlebens hat er ein liebevolles Interesse an der Natur, was sich auch in den Werken der damaligen Jahre zeigt. So gibt es Bilder, die „immer wieder seine Flucht zur intakten Natur, zum kleinen, geheimen Leben am Waldboden, oder – wie beim ‚Käuzchen‘ aus dem Jahre 1942, das versteckte Wachen in einer Baumhöhle [zeigen]“ [Martina Marschall: „Ich sehe auf die kleinen Flecken und habe die ganze Welt“, in: Gemeinde Bernried (Hrsg.) [2009]: Ernst Weiers zum 100. Geburtstag; München; S. 5-13 [hier: 7].].

Die Arbeiten von Weiers in diesen Jahren sind alles andere als aggressiv, vielmehr können sie verstanden werden als tatsächlich persönliche Werke des Künstlers, der hier seine Ängste, Sorgen und vielleicht auch Hoffnungen ausdrückt.

Besondere Bedeutung erhält der „Uhu“ auch durch die Ausführung als Hinterglasbild. Diese Technik als Teil der Moderne wird seit Kurzem im umfassenden Forschungsprojekt „Hinterglasmalerei als Technik der Klassischen Moderne 1905–1955“ (Museum Penzberg – Sammlung Campendonk) erforscht und aufgearbeitet. Ernst Weiers ist hier explizit ein Teil davon.

 

 

Zu Ernst Weiers (17.09.1909 Oespel – 03.06.1978 Bernried):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1926 Bekanntschaft mit Christian Rohlfs (1849 Groß Niendorf – 1938 Hagen); Weiers arbeitete als Glasmaler für Jan Thorn Prikker; Freundschaft mit Karl Schmidt-Rottluff; 1929-33 Besuch der Kunstakademie Düsseldorf (bei Heinrich Campendonk), zuletzt Meisterschüler von Paul Klee; 1933 emigrierte er in die Schweiz und lebte anfangs in Bern, später in Ascona; 1935 wurde er nach Deutschland ausgewiesen, obgleich Eduard von der Heydt (1882 Elberfeld – 1964 Ascona) für Weiers eine Bürgschaft abgab; bis 1939 lebte er in Berlin, Schapdetten und verzog schließlich nach Bernried; er schränkte seine künstlerischen Aktivitäten ein; 1936 Heirat mit der Schauspielerin Grete Lange-Kosak; das Paar lebte fortan in Bernried; 26.12.1937 Geburt des Sohnes Michael; 1937 wurde bei der Aktion „Entartete Kunst“ ein Holzschnitt Weiers aus dem Bestand der städtischen Kunstsammlungen Duisburg beschlagnahmt; 1940-45 Kriegsdienst; 1945-49 russische Kriegsgefangenschaft; nach 1949 lebte und arbeitete er in Bernried; nach seiner Rückkehr wurde er vor allem von den Galeristen Günther Franke (München) und Alex Vömel (Düsseldorf) unterstützt und gefördert; trotz seiner zahlreichen Ausstellungen und der damit verbundenen Aufmerksamkeit lebte Weiers zurückgezogen; 1959 Reise nach Elba; in den späten 1950er Jahren erhielt er von der Familie Faber-Castell einen Auftrag die Familienkapelle mit Glasfenstern auszustatten; in den hierauf folgenden Jahren erhielt er vermehrt Aufträge für die Gestaltung von Kirchen und öffentlichen Gebäuden; in den 1960er/70er Jahren malte er vor allem Landschaften

Preise
1954 Kunstpreis „Böttcherstraße“, Bremen; 1958 Preis bei der „Internationalen Triennale für farbige Originalgrafik“, Grenchen, Schweiz

Ausstellungen (Auswahl)
1929 ‚Erste Kunstausstellung‘, Castrop-Rauxel; 1949, Central Collecting Point (CCP), Munich; 1950-51, 1954, 1959 Galerie Günther Franke, Munich; 1952, 1956, 1958 „Haus der Kunst“, Munich; 1953, 1955 Kestner-Gesellschaft, Hannover; 1954, „German Graphic Arts of the 20th Century“, Dublin; 1954, Biennale, Sao Paulo; 1954, „Künstler unserer Zeit“, Kunstverein München; 1955, Carnegie Institue, Pittsburgh; 1956, Biennale, Cincinnatti; 1958, Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt am Main; 1958-59, 1961-62, 1994, Galerie Vömel, Düsseldorf; 1963, Gutenberg-Museum, Mainz; 1967, Galerie Hatfiel, Los Angeles; 2004, 2009, Galerie Marschall, Bernried

Werke von Ernst Weiers befinden sich u.a. im Besitz folgender Sammlungen: Museum Folkwang, Essen; Museum Abteiberg, Mönchengladbach; Bayerische Staatsgemäldesammlung, München; Artothek Oldenburg; Märkisches Museum, Witten; Sammlung Faber-Castell

Literatur
Ernst Weiers zum 100. Geburtstag; München
Galerie Vömel (1994): Ernst Weiers 1909-1978. Landschaften; Düsseldorf
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Künstler-ID: 00001964