A R M I N   S C H U L Z E   (04.01.1906 Dresden – 16.12.1987 Ebersbach/Sachsen)

 

 

 

„Herzl[iche] Anteilnahme“ (um 1945-46)

Aquarell auf leichtem Malkarton („Monopol“), ungerahmt
unten links in Blei, sowie unten rechts in Rot signiert
undatiert [um 1945-46]

€ 440,-

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Titel & Größe
unten links bezeichnet „Herzl[iche] Anteilnahme“, womöglich humorvoller Gruß zur Geburt eines Kindes
Das Werk wird von Erdmute Wilding, Tochter des Künstlers, in das von ihr erstellte Werkverzeichnis aufgenommen.
Größe: 21,7 x 28,1 cm

Zustand
Ecke oben links mit deutlicher Knickspur; in den vier Ecken kleine Einstichlöchlein; Ecke unten links mit minimalem Papierverlust; Blatt leicht nachgedunkelt; partiell technikbedingt leicht wellig; verso leicht (farb-)fleckig; verso unten links nummeriert „L 363/93“[?]

 

 

Armin Schulze absolvierte sein Kunststudium an der Kunstgewerbeschule (1925-27) und der Kunstakademie (1927-29) seiner Heimatstadt. Seine damaligen Lehrer waren Otto Hettner, Ferdinand Dorsch, Max Feldbauer und Richard Müller. Unter seinen Kommilitonen waren Ernst Hassebrauk, Willy Wolff und Curt Querner. – Besonders mit Hassebrauk blieb er zeitlebens eng verbunden. Von 1925 bis 1930 besuchte er die Technische Hochschule Dresden und schloss dieses Studium mit der Lehrbefähigung für das höhere Schulamt ab. Nach einer kurzen Zeit als freischaffender Künstler, erhielt er 1932 eine Anstellung an der Sächsischen Landesbildstelle (heute: Deutsche Fotothek), jedoch wurde er 1935 aus dieser Anstellung wieder entlassen, da er für damals verfemte bzw. „entartete“ Künstler Partei ergriff. Schulze kam hierauf als Zeichenlehrer an der Oberschule in Bischofswerda und Frankenberg unter. 1939 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen und als Dolmetscher eingesetzt. Während des Krieges heiratete er 1941 Isolde Kirchhübel. 1945 kam er kriegsversehrt und mit bleibenden Behinderungen von der Ostfront zurück. Der Großteil seiner Werke wurde durch den Bombenangriff auf Dresden zerstört. Armin Schulze zog sich ins sächsische Ebersbach zurück, begann dann aber bald wieder als freischaffender Künstler zu arbeiten, beteiligte sich bei Ausstellungen und engagierte sich in Künstlerkreisen.

Das vorliegende Aquarell ist der Ausführung und dem Motiv nach in die frühe Nachkriegszeit einzuordnen.

Armin Schulze zeigt hier eine Interieur-Szene, die sich nicht direkt dem Betrachter erschließt, da wohl das eigentlich Beachtenswerte verdeckt bleibt. All die umstehenden Frauen blicken nämlich voller Eifer nach unten und aus der Betitelung des Künstlers („Herzliche Anteilnahme“) lässt sich nun schließen, dass es ein Neugeborenes ist, welches hier so aufmerksam beäugt wird.

Es sind gerade die mitunter ins Groteske gehenden, veristisch ausgeführten Frauen mit ihren fast zu Grimassen verzogenen Gesichtern, die den Reiz dieses ungewöhnlichen, kuriosen und in gewisser Weise auch humorvollen Werkes ausmachen.

 

 

Zu Armin Schulze (04.01.1906 Dresden – 16.12.1987 Ebersbach/Sachsen):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1925-27 Studium an der Akademie für Kunstgewerbe in Dresden; 1927-29 Studium an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste in Dresden (bei Otto Hettner, Ferdinand Dorsch, Max Feldbauer und Richard Müller u.a. mit Ernst Hassebrauk, Willy Wolff und Curt Querner); 1925-30 Studium an der Technischen Hochschule Dresden mit Staatsexamen für das Höhere Lehramt; 1930-40 freischaffender Künstler, sowie Beschäftigung als Kunsterzieher an der Oberschule in Bischofswerda; 1932 Anstellung an der Sächsischen Landesbildstelle, der heutigen Deutschen Fotothek; 1934 bezog er das Atelier Josef Hegenbarth’s im Künstlerhaus Dresden; 1935 Entlassung aus der Sächsischen Landesbildstelle wegen Einsatz für entartet geltende Künstler (u.a. Paul Klee, Otto Dix und Lyonel Feininger); 1935 Umzug in das Atelier von Hans von Marées in Dresden; 1939 wurde er in den Kriegsdienst eingezogen; 1941 Heirat mit Isolde Kirchhübel; 1944 Geburt der Tochter Erdmute; 1945 Rückkehr, kriegsversehrt mit bleibenden Behinderungen; 1945 ein Großteil seines Werkes verbrennt beim Bombenangriff auf Dresden; ab 1945 freischaffender Künstler in Ebersbach; 1950 Geburt der Tochter Teda; ab 1961 Leitung eines Malzirkels des Kulturbundes in Ebersbach; 1962 -1971 Werkvertrag beim VEB Oberlausitzer Baumwollweberei in Neusalza-Spremberg als Auftragskünstler

Mitgliedschaften
Gewerkschaft 17
1950 Gründungsmitglied des „Verbandes Bildender Künstler der DDR“

Preise
22.05.1981 Verleihung der Johannes R. Becher Medaille in Bronze durch den Kulturbund der Deutschen Demokratischen Republik
1983 Verleihung des Oberlausitzer Kunstpreises

Werke / Sammlungen
Städtische Museen Zittau
Sammlung Joseph Hierling (Tutzing)
Kulturhistorisches Museum Görlitz
Kunstsammlung Lausitz (Senftenberg)
Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Literatur
Dollen, Ingrid von der (2017): Armin Schulze 1906-1987. Malerei und Grafik, Tutzing: Edition Joseph Hierling
Wilding, Erdmute / Hebecker, Michael (Hrsg.) (2002): Die Feier des Daseins. Armin Schulze. 1906-1987. Malerei, Altendiez: Wilding
Internetseite zum Künstler [arminschulze.de]