A N J A    D E C K E R    (17.04.1908 Berlin – 1995 München)

 

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italienische Straßenszene mit Pferd (1932)

Öl über Vorzeichnungen in Tempera, auf Leinwand, punktuell befestigt auf Foamboard, gerahmt
unten rechts in silberner Farbe datiert „[19]32“
unten rechts in silberner Farbe signiert „A. Decker“

€ 1.500,-

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Titel & Größe
ohne Titel; Italienische Straßenszene mit Pferd
Größe: 38 x 50,5 cm (ohne Rahmen) bzw. 51 x 63,3 cm (mit Rahmen)

Zustand
Leinwand (von der Künstlerin oder vom Nachlass) an den Rändern eng auf die Malkanten zugeschnitten, aufgrund dessen Leinwand puktuell befestigt auf Foamboard; im oberen Bereich links (am oberen Dachrand) kleiner Farbfleck

 

 

Anja Decker hatte in ihrer Jugend und der frühen Schaffenszeit ein ungemein spannendes Leben. Zeitweise war sie auf der Krim, in der Schweiz und schließlich in Deutschland. Ende der 1920er Jahre begann sie ihr Studium an der Münchner Akademie an welches sich zahlreiche Studienreisen, unter anderem nach Österreich, Ungarn, Jugoslawien, England, Belgien und wiederholt nach Italien und Frankreich, anschlossen.
Ab etwa 1950 wandte sich Anja Decker der abstrakten, informellen Kunst zu und fand hierbei zu einem überzeugenden, eigenständigen Stil.

Das vorliegende Werk datiert auf 1932 und entstand demnach während einer dieser zahlreichen, frühen Studienreisen. Obgleich nicht bezeichnet oder lokalisiert, so darf man doch annehmen, dass die Künstlerin dieses Motiv bei einer Italienfahrt vor sich sah. Unter einem strahlend blauen Himmel zeigt sich der Blick auf ein Dorf. Aus dem Vordergrund führt ein, durch das Sonnenlicht in ein zartes Violett getauchter, Weg leicht geschwungen zum Eingangstor. Links und rechts des Weges befinden sich Steinmauern, die ebenfalls in zartem Violett ausgeführt sind. Hinter der Mauer bilden Büsche, Bäume und Sträucher in verschiedenen Grüntönen eine schöne farbliche Abgrenzung zwischen dem Violett des Vordergrunds (Weg und Mauer) und dem hellen Ockerton der Gebäude. Farblich eine überaus durchdachte und stimmige Komposition.
Als ein kleines und sehr feines Detail hat die Künstlerin in diese menschenleere Ansicht ein Pferd gestellt, welches auf der mittleren Wegstrecke gerade beim Grasen ist.

 

 

Zu Anja Decker (17.04.1908 Berlin – 1995 München):
Malerin, Zeichnerin; ihre Jugend verbrachte sie in Deutschland, der Schweiz und auf der Krim; mit zehn Jahren erhielt sie ersten Malunterricht; 1920 Flucht von der Krim in die Schweiz; 1928 Besuch der Kunstakademie München (bei Angelo Jank, Adolf Schinnerer, Julius Heß), zuletzt Meisterschülerin von Olaf Gulbransson; 1929-38 Studiereisen nach Österreich, Ungarn, Jugoslawien, England, Belgien und wiederholt nach Italien und Frankreich; 1937 in Paris Bekanntschaft mit Wilhelm Hausenstein; 1938 Studium an der Académie des Beaux-Arts Paris; 1939-45 Ehe mit dem Regisseur Eduard Wiemuth (1901-1990) und Geburt eines Sohnes; Reduzierung auf kleine Formate (Lackmalerei); ab 1953 „fieberhafte Erforschung“ (Bernd Dürr) und Auseinandersetzung mit der abstrakten Malerei; Anja Decker erarbeitet anfangs „eine Art Realismus (…), bei welchem sie v.a. aber Bewegungen und Verläufe zu fassen sucht“ (Franz Roh); ab 1953 konsequente Entwicklung abstrakter Malerei, in der sie besonders in der Werkphase 1958-63 Jackson Pollock und Willem de Kooning nahesteht; 1965-70 lebte und arbeitete sie überwiegend in der Toskana; während dieser Phase „[sind] Dynamik und eine eher dramatische als lyrische Note das Merkmal“ (Michael Pabst) ihrer informellen Komposition, „in denen bis in die Ecken des Bildes der Pulsschlag eines irrationalen Lebens drängt, das bald aufleuchtet, bald dunkelt“ (Franz Roh), in seiner malerischen Umsetzung bei aller Spannung zwischen Ruhe und Bewegung aber immer ausgeglichen und kultiviert erscheint; in München lebte die Künstlerin in der Ungererstraße 70 (Schwabing)

Werke befinden sich im Besitz der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München, der „Wolfsonian-Florida International University“ (Florida, USA), der Sammlung Pabst.

Einzelausstellungen
1958 Lausanne, Galerie l’Entreacte; 1959-65 Galerie van de Loo; 1989 (Retrospektive), 1990, 1993, 1996 (Retrospektive) München, Galerie Michael Pabst Mitgliedschaften: Neue Gruppe, München

Preise
1961 Preisträger bei der von der „Gesellschaft der Freunde junger Kunst“ veranstalteten Ausstellung „Wettbewerb 1961“ in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München