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Postkarte vom „Bundestag“ der „Theosophischen Gesellschaft“ aus dem Jahr 1905

Handschriftliche Postkarte vom 11. Juli 1905 an einen unbekannten Herrn (E. Lantzsch[?]) in München.

€ 790,-

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Handschriftliche Postkarte vom 11. Juli 1905 an einen unbekannten Herrn (E. Lantzsch[?]) in München.

Auf der Textseite links Portraitfoto von H. P. Blavatsky, sowie darunter violetter Stempel „Gruss vom Bundestage“.

Größe: 9 x 13,7 cm

Auf der Textseite zahlreiche Unterschriften in Bleistift und dunkler Tinte.

Zustand
Karte gelaufen; Ecken leicht bestoßen; in den Randbereichen leicht nachgedunkelt; auf der Adressseite von späterer Hand in blauem Kugelschreiber (mit Bezg auf Blavatsky) bezeichnet „Von der die Theosophie, später die Anthroposophie ausging“

 

 

Text der Postkarte:
„Leipzig, den 11. J.[uli] Geehrter H. Lantzsch,
haben heute den Bundestag, alle senden die besten Grüße
M. Zettler [1].“

 

 

Darunter weitere Unterschriften von (von oben nach unten):

— P. Döring (unbekannt)

— Ernst Gorsemann (15.02.1886 Bremen – 19.07.1960 ebd.), Bildhauer, Schriftsteller, Direktor der Nordischen Kunsthochschule in Bremen, Vortragsredner. Gorsemann war seit 1905 Mitglied der Theosophischen Gesellschaft.

— Ernst Adolf Krause (Lebensdaten unbek.), nachweisbar als Autor von Beiträgen in “Die weiße Fahne”.

— Josef Lerch (? – Mai 1906), Schriftsteller, war im Frühjahr 1906 beteiligt an einer Reise von Theosophen (darunter u.a. Edwin Böhme) nach Madagaskar. Lerch starb wohl an den Folgen dieser Reise [2].

— Georg Priem (Lebensdaten unbek.), Schriftsteller, Übersetzer von theosophischen Texten. Publizierte u. a. in “Theosophischer Wegweiser”. 1912 wirkte er mit an der Schrift “Franz Hartmann, sein Leben und Wirken. Eine Gedenkschrift zur Erinnerung an den Gründer der Internaionalen Theosophischen Verbrüderung” (Leipzig). Daneben übersetzte er 1922 “Occultism for Beginners” von William H. Dower ins Deutsche

— Br.[uder] Franz Hartmann (22.11.1838 Donauwörth – 07.08.1912 Kempten), einer der bekanntesten und wichtigsten Theosophen, daneben Freimaurer, Rosenkreuzer, Schriftsteller.

— Hermann Rudolph (08.05.1865 Eibau – 29.07.1946 Coburg), Oberlehrer in Leipzig, Schriftsteller. Von 1898 bis 1937 war er Vorsitzender der “Internationalen Theosophischen Verbrüderung” bis zu deren politischer Auflösung

— F. Michling (Lebensdaten unbek.)

— Edwin Böhme (“Ihr Edwin Böhme / Herzliche Grüße!”) (1877-1906), Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft in Deutschland, Vortragsredner, Schriftsteller. Reiste 1906 mit u. a. Josef Lerch nach Madagaskar (s. o.).

 

 

Die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ schrieben zu diesem Bundestag des Jahres 1905:

„Leipzig, 14. Juni. (Theosophische Gesellschaft.) Die Theosophische Gesellschaft in Deutschland hielt hier ihren diesjährigen Bundestag ab, der durch Delegierte aus 42 Orten Deutschlands und Oesterreich-Ungarns beschickt war. Der Bund ist seit vorigem Jahre durch Beitritt von 12 Ortsgruppen auf 31 Ortsgesellschaften mit 650 Mitgliedern gewachsen. Generalsekretär Edwin Böhme hat im verflossenen Jahre in 60 Städten 131 Vorträge gehalten. Dr. Hartmann-Florenz sprach über den Fortschritt der theosophischen Bewegung in Italien, Generalsekretär Böhme über die Frage ‚Was ist Toleranz?‘ Einstimmig wurde eine Resolution angenommen, durch die der Kongreß ‚allen dem Wohle der Menschheit geweihten religiösen, wissenschaftlichen, ethischen und künstlerischen Bestrebungen‘ seine Sympathie ausspricht.“ [3]

Auf dieser vorliegenden, explizit vom Bundestag verschickten Postkarte haben sich mehrere führende Theosophen mit Signatur eingetragen, darunter sind vor allem zu nennen Franz Hartmann, Edwin Böhme, Hermann Rudolph, Ernst Gorsemann.
Autographen von diesen Theosophen sind an sich schon überaus selten. Ein derartiger Autograph mit einem solch konkreten theosophischen Kontext ist sicherlich ein beachtenswertes Rarissimum.

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[1] Laut Vorbesitzer soll es sich hierbei um die Politikerin und Publizistin Marie Zettler (1885 Mering – 1950 ebd.) handeln, was jedoch nicht sicher ist. Es ist nicht bekannt, dass Marie Zettler einen Bezug zur Theosophie hatte. Sie engagierte sich rcht früh in verschiedenen katholischen Vereinigungen.

[2] Vgl. hierzu „Neue metaphysische Rundschau“, 1907, Bd. XIV, Berlin-Groß-Lichterfelde, S. 181. Hier heißt es: „Eine Gesellschaft junger Theosophen zog im Frühjahr 1906 in grosser Begeisterung aus, um in fernen Ländern das zu finden, was sie in der Heimat glaubten nicht finden zu können ‚theosopisch-praktisches Leben‘. Ihr Weg führte sie nach madagaskar, an Zahl waren es ungefähr vierzehn, unter ihnen der theosophische Sprecher Edwin Boehme und der von uns allen geleibte Josef Lerch, auch ein Arzt Dr. Raab mit Frau und Kind waren beteiligt. In Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar mieteten sie eine Villa und widmeten sich dem Feldbau. Leider bereitete das mörderische Klima, dem sich wohl die Gesellschaft zu unvorsichtig aussetzte, dem Unternehmen ein schnelles und trauriges Ende. Im Mai vorigen Jahres starb Josef Lerch, im Juni Edwin Boehme, bald darauf die übrige Gesellschaft, sodass nur fünf Mitglieder im Ganzen überleben und vor kurzem mit den Resten der Habseligkeiten wieder in Deutschland eingetroffen sind.“

[3] „Dresdner Neueste Nachrichten“, vom 16. Juni 1905, Seite 4.