E B E R H A R D    V O N    K L E Y D O R F F    (04.06.1900 Rödelheim – 1987 Münsing)

 

Weitere Münchner Künstler

 

 

„Brausebad im Gefängnis“ (1929)

Kaltnadelradierung auf sandfarbigem, etwas festerem Velinpapier, ungerahmt

€ 680,-

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Titel
„Brausebad im Gefängnis“ [so unten links in Blei betitelt]

Technik
Kaltnadelradierung auf sandfarbigem, etwas festerem Velinpapier, ungerahmt

Signatur
unten rechts signiert „Kleydorff“, sowie unten links bezeichnet “originalradierung v. Eberhard v. Kleydorff”

Jahr
unten rechts datiert „[19]29“

Größe
Größe: 17,4 x 14,5 cm (Druck) bzw. 27 x 23 cm (Blatt)

Auflage
keine Angaben [womöglich Unikat]

Zustand
Blattränder mit leichten Abrissspuren; in den Randbereichen leicht stockfleckig; Papier sehr leicht nachgedunkelt; verso leicht stockfleckig; verso am oberen Rand links und rechts kleine Reste früherer Befestigung; verso unten links klein in Blei nummeriert

 

 

Der Künstler Eberhard v. Kleydorff war der Sohn von Ludwig von Kleydorff (1869 Walluf – 1918 Berlin) und dessen Ehefrau Erna Maria Martha, geb. Kühls (1878-1963). Der Großvater väterlicherseits war der General Emil Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1824 Darmstadt – 1878 Egern am Tegernsee), der zunächst in großherzoglich-hessischen Diensten stand aus denen er aber, aufgrund seiner konservativen Gesinnung entlassen wurde und in die russische Armee eintrat. 1852 wurde er Flügeladjutant des Zaren Nikolaus I. Der bekannte Opernsänger Emil von Kleydorff (1874 Walluf – 1949 Gmund am Tegernsee) war unter dem Künstlernamen Franz Egenieff ein Onkel des Künstlers.
Im Ersten Weltkrieg diente Eberhard v. Kleydorff bei der Marine und schied dort am 16. August 1920 als Fähnrich zur See aus. Kleydorff beginnt hierauf ein Architekturstudium in München, wechselt aber bald zur Kunst und besucht zunächst die Kunstakademie Düsseldorf, sowie etwas später die Hochschule für bildende Künste in Weimar. In Weimar war Kleydorff engagiert in einer Theatergruppe der Hochschule, welche von Felix Meseck und zeitweise auch von Kleydorff selbst geleitet wurde.
1923 heiratete er Angelica Heye (1899-1958), die Tochter des italienischen Generalkonsuls Otto Heye (Düsseldorf).
Spätestens 1932 lebte er auf Schlossgut Oberambach in Münsing am Starnberger See. Das Schlossgut etabierte Kleydorff zum kulturellen Treffpunkt von Künstlern und Literaten.

Künstlerische Werke Eberhard v. Kleydorffs sind nur überaus spärlich dokumentiert und es ist unsicher, ob er im Späteren, das heißt vor allem nach 1945 überhaupt noch künstlerisch tätig war. Bekannt sind von ihm aus den 1920er/30er Jahren deutlich moderne, expressive Kompositionen in Öl-, Aquarellfarben und Zeichnungen, wobei besonders die Zeichnungen auch einen neusachlichen Einfluss tragen.
Motivisch sind es figürliche Arbeiten, Portraits, Menschendarstellungen, die sich im bislang bekannten Schaffen Kleydorffs finden.
Diese hier vorliegende Radierung des „Brausebads im Gefängnis“ fügt sich damit plausibel in das Schaffen ein und kann den Blick hierauf sogar noch etwas erweitern, da bisher keine weiteren Druckgrafiken Eberhard v. Kleydorffs nachzuweisen waren.
Das Thema des Gefängnisses bzw. die Darstellung von Gefangenen war gerade im frühen 20. Jahrhundert ein durchaus bekanntes Motiv. Man kann hierbei neben anderen Werken beispielsweise denken an verschiedene Arbeiten von Käthe Kollwitz, den Holzschnitt „Gefangene“ (1906) von Emil Nolde oder den Holzschnitt „Der Gefangene“ (1918) von Christian Rohlfs.
Ob Kleydorff hier eine vielleicht literarische Vorlage hatte ist unklar. Vielleicht war der damals gerade auch in modernen Kreisen sehr geschätzte Dostojewskij mit seinen „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ ein Ideengeber?

 

 

Zu Eberhard Freiherr von Kleydorff (04.06.1900 Rödelheim – 1987 Münsing):
Maler, Zeichner, (Gebrauchs-)Grafiker.
Sohn von Ludwig von Kleydorff (1869 Walluf – 1918 Berlin) und dessen Ehefrau Erna Maria Martha, geb. Kühls (1878-1963). Der Großvater väterlicherseits war der General Emil Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1824 Darmstadt – 1878 Egern am Tegernsee). Der bekannte Opernsänger Emil von Kleydorff (1874 Walluf – 1949 Gmund am Tegernsee) war unter dem Künstlernamen Franz Egenieff ein Bruder seines Vaters.
Im Ersten Weltkrieg diente er bei der Marine.
Am 16. August 1920 schied er aus der Marine als Fähnrich zur See aus.
Kleydorff beginnt ein Architekturstudium in München. Hierauf wechselt er aber bald zur Kunst und besucht zunächst die Kunstakademie Düsseldorf, sowie hierauf die Hochschule für bildende Künste in Weimar. In Weimar war Kleydorff aktiv in einer Theatergruppe der Hochschule, welche von Felix Meseck und zeitweise auch von Kleydorff geleitet wurde [1].
24.10.1923 Heirat mit Angelica Heye (1899-1958), Tochter des italienischen Generalkonsuls Otto Heye (Düsseldorf). Der Ehe entstammte der Sohn Ludwig (1926-2004).
Spätestens 1932 lebte er auf Schlossgut Oberambach in Münsing am Starnberger See. Das Schlossgut etabierte Kleydorff zum kulturellen Treffpunkt von Künstlern und Literaten.
Eberhard v. Kleydorff stand in engem Kontakt zu Fritz Feigler (1889 Düsseldorf – 1948 Ambach am Starnberger See) [2].

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[1] Hierzu ein Hinweis auf Aufführungen „der Seckendorffschen Schattenspiele ‚Minervens Geburt, Leben und Taten‘ und ‚Zauberspiel vom König Midas‘“ in: Jahrbuch der Goethe-Gesellschaft, Bd. 15 (1929), Weimar, S. 329.
[2] So ein Hinweis in: Münchner Jahrbuch der bildenden kunst, Bd. VIII (1957), München, S. 240.