A R M I N S A N D I G (10.03.1929 Hof/Saale – 07.08.2015 Hamburg)
Weitere Werke von Armin Sandig
Zur Motivseite ‚Abstraktion‘
„Kleiner Beitrag zur Herstellung von Gesang“ (1978)
Farbradierung auf festem Kupferdruckkarton
€ 200,-
Titel
„Kleiner Beitrag zur Herstellung von Gesang“ [so unten mittig (spiegelverkehrt) im Druck betitelt]
Im Gegensatz zu anderen Auflagen dieser Radierung (eine Abb. bspw. in Ekkehard Nümann (Hrsg.) (2022): Armin Sandig. Radierungen, Göttingen: Wallstein, unpag.) hat Sandig bei diesem Probedruck die Farbgebung etwas variiert, was die Besonderheit des Blattes ausmacht.
Technik
Farbradierung auf festem Kupferdruckkarton
Signatur
unten rechts in Blei signiert
Jahr
unten rechts in Blei datiert „[19]78“
Größe
Größe: 32 x 24,8 cm (Druck) bzw. 40,5 x 40,3 cm (Blatt)
Auflage
unten links in Blei bezeichnet „Probedruck“
Zustand
linker und oberer Rand sehr leicht umgeschlagen; Ecken schwach bestoßen; im Blattbereich oben links zwei leichte Quetschungen
„Im Gesamtwerk Armin Sandigs nimmt die Druckgrafik eine bedeutende Rolle ein, und innerhalb dieser Gattung dominiert die Radierung.“[1]
Die Entwicklung bzw. die Veränderung der Druckgrafik bei Armin Sandig fasst Ralf Busch wie folgt kompakt zusammen:
„Am Anfang stehen lineare Kompositionen, die an Landschaften erinnern und dabei eine Räumlichkeit vermitteln. Bald aber füllen sich die Blätter mit flächigen Strukturen, die durch die Hinzunahme der Aquatinta-Technik gestaltet werden. Nach und nach verdichten sich die Gebilde, die man schwer beschreiben kann. Mit fortlaufender Entwicklung tritt die Farbe hinzu. Damit werden die Blätter gefälliger, und da auch die Formate wachsen, nähern sie sich immer mehr der Wirkung der Tafelmalerei an.“ [2]
Diese hier vorliegende Farbradierung entstand 1978 und ist damit in diese ‚verspielte‘ Phase einzuordnen, in die Sandig bereits die Farbe integrierte. Sandig hat hier zudem ein Gestaltungselement benutzt, das bei ihm ab den 1970er Jahren immer wieder auftaucht. – Er unterteilt die Fläche einem Bilderbogen gleich in einzelne Teilstücke, die dann jeweils ein ganz eigenes Element, eine eigene Struktur tragen. Nun ist es aber nicht so, dass diese aufgeteilten Fläche wie eine Erzählung oder eine Bilderfolge „gelesen“ werden können, um sich so dem möglichen Sinn oder Inhalt zu nähern. Auch der im Bild befindliche Titel „Kleiner Beitrag zur Herstellung von Gesang“ ist da wenig hilfreich, was vom Künstler so auch nicht angedacht war.
Es bleibt alles ungewiss und im besten Sinne: frei. Nichtsdestotrotz mag man bei der Betrachtung gerade im Bereich oben mittig Strukturen als Gegenständliches zu erkennen, wenn man hier an zwei sich fast berührende Finger denkt. Aber das sind dann auch bereits die Anknüpfungspunkte, die (unbewusst) vollzogen werden. Die engen schwarzen Schraffuren, die kräftig grünen Bereiche oder auch die grau-schwarze, in Aquatinta ausgeführte Fläche unten links wirken in ihrer Unentschlüsselbarkeit auf eine ganz eigene, eindrückliche Weise zusammen.
Im Gegensatz zu anderen Auflagen dieser Radierung [3] hat Sandig bei diesem Probedruck die Farbgebung etwas variiert, was die Besonderheit des Blattes ausmacht.
Sandig zeigt sich hier auch auf dem Gebiet der Druckgrafik als herausragender Vertreter der Abstraktion in Deutschland nach 1945.
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[1] Ralf Busch: Lob der Linie. Die Radierkunst von Armin Sandig, in: Nümann, Ekkehard (Hrsg.) (2022): Armin Sandig. Radierungen, Göttingen: Wallstein, S. 9-12 [hier: 9].
[2] Ebd.: 11.
[3] Eine Abb. bspw. in Ekkehard Nümann (Hrsg.) (2022): Armin Sandig. Radierungen, Göttingen: Wallstein, unpag.
Zu Armin Sandig (10.03.1929 Hof/Saale – 07.08.2015 Hamburg):
Maler, Zeichner, Grafiker.
Als Künstler war Sandig Autodidakt.
Bereits als Jugendlicher künstlerisch tätig und mit 17 Jahren konnte er das erste Mal seine Arbeiten bei einer Ausstellung in Hof zeigen.
Noch während seiner Jugendzeit kam er in Kontakt mit Werner Gilles und Gottfried Brockmann, der damals in Hof treuhänderisch eine Buchdruckerei und eine lithografische Anstalt leitete.
Durch die beiden älteren Künstler kam Sandig endgültig zur Malerei.
Anfangs beeinflusst von Max Beckmann, Kandinsky, paul Klee.
Sandig versucht an der Kunstakademie München bei Xaver Fuhr zu studieren, der von Sandigs Arbeiten auch begeistert war („Begabt sind Sie auf jeden Fall!“), was aber wohl aufgrund politischer Entscheidungen im bayerischen Kultusministerium nicht möglich wurde (vgl. Nümann 2016: 18-19).
1949 erste Einzelausstellung im „Deutschen Theater“ in Konstanz. Fortan zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.
Seit 1951 In Hamburg ansässig.
Ab 1958 schuf er zahlreiche Grafiken für die „Griffelkunst-Vereinigung“.
1960 erster großer Bauauftrag für die keramische Wandgestaltung eines Kindertagesheims in Hamburg-Wilhelmsburg. Reise nach Paris.
Bis etwa 1970 schuf Sandig vor allem tachistische, informelle Arbeiten, wandte sich dann einer figurativen Gegenständlichkeit zu.
Preise / Auszeichnungen
1960 Lichtwark-Stipendium
1972 Edwin-Scharff-Preis
1980 Preis beim Internationalen Zeichenwettbewerb, Nürnberg
1992 Friedrich-Bauer-Preis für Bildende Kunst, München
1989 Ernennung zum Ehren-Professor
2002 Bundesverdienstkreuz am Bande
Mitgliedschaften
ab 1972 Freie Akademie der Künste, Hamburg (1975-80 Vizepräsident, 1980-2011 Präsident)
Sammlungen
Stedelijk Museum Amsterdam; Schlossmuseum Aschaffenburg; Kunstmuseum Bochum; Kunsthalle Bremen; Städel Museum (Frankfurt a. M.); Kunsthalle Hamburg; Kunstsammlung der Stadt Hof; Museum Pfalzgalerie (Kaiserslautern); Museum Ludwig (Köln); Kunsthalle Mannheim; Germanisches Nationalmuseum (Nürnberg); Staatsgalerie Stuttgart.
Literatur (Auswahl)
— Kesting, Hanjo (2010): Armin Sandig zu Ehren. Festschrift im dreißigsten Jahr seiner Präsidentschaft der Freien Akademie der Künste in Hamburg, Hamburg: Hoffmann und Campe
— Nümann, Ekkehard (Hrsg.) (2016): Armin Sandig. Die frühen Jahre, Göttingen: Wallstein
— Schneider, Ulrich: Armin Sandig, in: „Artists of the World“ (AOW) / „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), De Gruyter-Verlag, Onlineversion
— Kunsthalle Bremen: Armin Sandig. Gemälde, Handzeichnungen und Aquarelle aus den Jahren 1959-1969, Bremen
— Pfalzgalerie Kaiserslautern (1967): Armin Sandig. Gemälde, Aquarelle, Graphik, o. V.
— Internetseite der „Armin Sandig Stiftung e. V.“























