F R I E D R I C H K U N I T Z E R (09.02.1907 Przedecz [dt. Moosburg] – 14.03.1998 Kördorf)
Weitere Werke von Friedrich Kunitzer
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Stillleben mit Mohnblumen in blauem Henkelkrug (um 1970-80)
Öl auf Leinwand, Spannrahmen, gerahmt
€ 1.500,-
Titel
ohne Titel [Stillleben mit Mohnblumen in blauem Henkelkrug]
Technik
Öl auf Leinwand, Spannrahmen, gerahmt
Jahr
undatiert [um 1970-80]
Größe
Größe: 66 x 60 cm (ohne Rahmen) bzw. 76 x 70 cm (mit Rahmen)
Signatur
signiert
Zustand
partiell leicht fleckig; im Bereich oben mittig (am linken Rand der Mohnblüte oben rechts) sehr kleines Löchlein; Leinwand verso sehr leicht fleckig; Rahmen etwas bestoßen und an Ecken etwas berieben
Friedrich Kunitzer wächst in Jaroslawl an der Wolga auf, wo der Vater am zaristischen Kadettenkorps Deutschunterricht erteilt. 1918 flieht die Familie nach Lodz und dort besucht Kunitzer das deutsche Gymnasium. Hierauf studiert er ab 1926 an der Kunstakademie in Krakau, 1929 kurzzeitig in Berlin und 1930 ist er in Paris beim dortigen Ableger der Krakauer Akademie. 1929 war er zudem für kurze Zeit auch in Worpswede.
1932 absolviert er seinen Pflichtdienst beim polnischen Militär in Wolhynien.
1936 kann er durch ein Stipendium an der Münchner Akademie studieren und wird dort Meisterschüler Karl Caspars. Ein Jahr später hält er sich im Haus von Karl Caspar in Brannenberg am Inn auf. Anschließend setzt er sein Studium in München (bei Adolf Schinnerer) fort und hat während dieser Zeit eine Ateliergemeinschaft mit Eugen Nell.
Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft kommt er 1946 ins hessische Alsfeld und erhält die deutsche Staatsbürgerschaft.
Von 1949 bis 1957 lebt er in Wiesbaden, kann sich aber in das dortige Umfeld nicht richtig einfinden und sucht nach einem ruhigen Heim in der Natur. Dieser Wunsch erfüllt sich 1957 als er mit seiner Frau, der russischen Tänzerin Tamara, geb. Weiland, nach Kördorf im Jammertal übersiedelt, wo er sich ein Blockhaus baut und eine eigene Landwirtschaft samt Fischzucht betreibt. Es entstanden in der Folge seine stärksten Werke, welche das ruhige Wesen des Künstlers wohl am besten wiedergeben.
„Die Entscheidung, hier [d.h. im Jammertal] zu leben, bedeutete für Kunitzer, daß er seine Kunst ganz in den Dienst seines Lebens stellen sollte. Aus der Karriere war er ausgestiegen, die Präferenzen der Ausstellungsleiter und Kunsthändler brauchten ihn nicht mehr zu interessieren, was gerade Mode war, konnte ihm gleichgültig sein. Und wenn das ein Ausstieg aus der ‚Kunst‘ gewesen sein sollte, dann war es ein Einstieg in das Leben.“ [1]
Dieses Stillleben ist in diese Zeit im Jammertal einzuordnen. Wenn Zimmermann schreibt, dass ab der Zeit im Jammertal das, „was gerade Mode war, ihm gleichgültig sein [konnte]“, dann wird dies an diesen Feldblumen in einem blauen Henkelkrug sichtbar und deutlich. Kunitzer malte das was ihn berührte, das was ihm gefiel ohne Rücksicht nehmen zu müssen auf (modische) Wünsche oder Erwartungshaltungen Anderer.
Er ist ganz bei sich und dadurch gelingt ihm ein ganz unaufgeregtes, ruhiges und überzeugendes Werk. Form und Farbe sind ausgewogen und zeigen Kunitzers handwerkliches Können. Doch darüber hinaus versucht Kunitzer nicht mit etwas „Neuem“ zu brillieren, geschweige denn zu provozieren, um sich in den Vordergrund zu rücken. Er verweist vielmehr auf die so oft beschworene Schönheit des Augenblicks, die Schönheit des Alltäglichen. Und es ist dabei auch gut vorstellbar, dass dieser Blumenstrauß keinesfalls für das Stillleben extra arrangiert wurde, sondern vielmehr in der Lebenswelt des Ehepaars tatsächlich da war und Teil dieser gewesen ist.
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[1] Rainer Zimmermann (1990): Ein Maler steigt ein. Friedrich Kunitzers Paradies im „Jammertal“, in: Freundeskreis bildende Kunst, Ausstellung Hessische Brandversicherung, Agentur Tann/Rhön, Kuno Kallnbach: Friedrich Kunitzer, Nüsttal-Hofaschenbach: Heinelt, S. 6-10 [hier: 8].
Zu Friedrich Kunitzer (09.02.1907 Przedecz [dt. Moosburg] – 14.03.1998 Kördorf):
Maler, Zeichner, Schriftsteller; 1909 Übersiedlung der Familie nach Faroslawl an der Wolga, wo der Vater am zaristischen Kadettenkorps Deutschunterricht gibt; 1918 flieht die Familie nach Lodz, dort besucht Kunitzer das deutsche Gymnasium; 1926 Beginn des Studiums an der Kunstakademie Krakau; 1929 kurzzeitiges Studium an der Kunstakademie Berlin und kurzer Aufenthalt in Worpswede; 1930 Studium in Paris bei der dortigen Filiale der Krakauer Akademie (bei Józef Pankiewicz); 1932 Pflichtdienst beim polnischen Militär in Wolhynien; 1936 kann er durch ein Stipendium an der Münchner Akademie studieren und wird dort Meisterschüler Karl Caspars; 1937 Aufenthalt im Haus von Karl Caspar in Brannenberg am Inn; anschließend Fortsetzung des Studiums in München (bei Adolf Schinnerer); Ateliergemeinschaft mit Eugen Nell; 1942 Kriegsdienst und Gefangenschaft; während des Kriegsdienst weiterhin zeichnerisch tätig (im Späteren erscheint dazu die Publikation „Ikonen im Pulverrauch. Eine Zeichenfeder erlebt den Russlandfeldzug“ (o.J., Weinheim)); 1946 Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft und Aufenthalt in Alsfeld; 1949 Übersiedlung nach Wiesbaden und dort bis 1957 ansässig und tätig; 1957 Heirat mit der russischen Tänzerin Tamara, geb. Weiland, und Übersiedlung nach Kördorf, wo er sich ein Blockhaus baut und eine eigene Landwirtschaft samt Fischzucht betreibt; 1989 zweiter Aufenthalt in Worpswede; ab 1996 im Seniorenheim in Katzenelnbogen
Mitgliedschaften: 1947 Mitbegründer des BBK Lauterbach; 1954 Esslinger Künstlergilde; 1970 Mitbegründer der Künstlergemeinschaft „Westerwald, Taunus, Lahn“ (ab 1971 deren 1. Vorsitzender
Preise / Ehrungen: 1936 Akademiepreis der Kunstakademie München; 1987 Kulturpreis der Landsmannschaft Weichsel-Warthe
Einzelausstellungen (Auswahl): 1933 Ausstellungen in Lodz, Bromberg, Kattowitz; 1947 Ausstellungen in Alsfeld und Lauterbach; 1973 Parlamentarische Gesellschaft, Bonn; 1990 Ausstellung in Tann, Rhön; Ab etwa 1990 Dauerausstellung in der Hotelanlage Engelsbach (Thüringen), die der Sammler und Förderer Kuno Kallnbach ausrichtete, der selbst gut 150 Werke von Kunitzer besaß; 1996 Ausstellung zum 89. Geburtstag im Seniorenheim Katzenelnbogen; 2013 Ausstellung zusammen mit Werken von Ludwig Dörfler, Ludwig-Doerfler-Galerie, Schillingsfürst
Veröffentlichungen (Auswahl): 1973 „Wo die Füchse Kaffee kochen“; 1983 „Menschen-Mühlen-Märchen“; 1987 „Unterwegs – am Rande unseres Jahrhunderts“
Werke befinden sich u.a. im Besitz von: Museum Wiesbaden, Städtische Sammlungen Gelsenkirchen, Bundesinnenministerium, Sammlung Joseph Hierling (Tutzing).
Literatur
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann); Worpsweder Verlag
Freundeskreis bildende Kunst, Tann/Rhön (1990): Friedrich Kunitzer [Katalog zur Ausstellung. Mit einem Text von Rainer Zimmermann]; Nüsttal-Hofaschenbach: Heinelt
„Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version, Künstler-ID: 00216846
Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 405






























