U N B E K A N N T :   Aus der Sammlung von Iwan Iwanowitsch Betzkoy (St. Petersburg)

 

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Weitere Werke von unbekannten Künstlern

 

 

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Kopf eines älteren Orientalen im Profil nach rechts

Zeichnung eines wohl französischen Künstlers aus der Sammlung von Iwan Iw. Betzkoy (St. Petersburg)

Bleistift, Farbkreiden (farbschwach) auf Bütten, aufgezogen auf festeres Papier; am oberen Rand durch zwei kleine Klebestreifen auf weißen Karton
nicht datiert, (wohl) 18. Jhd.

Grösse des unterlegten Kartons: 32,5×49,9cm
Blattgrösse: 14,5×11,8cm

u.l. wohl später monogrammiert “BW”[?];
nicht betitelt

€ 1.800,-

 

For an English description please see below

 

Zustand
Blatt aufgezogen auf festeres Papier; Ecke o.l., sowie am rechten Blattrand mit Papierverlusten; Farbkreiden nur noch schwach vorhanden; verso diverse nicht identifizierte Annotationen

Provenienz
1) Iwan Iwanowitsch Betzkoy (Иван Иванович Бецкой) (14.02.1704 Stockholm – 11.09.1795 St. Petersburg) (hierzu recto u.l. Sammlumngsstempel in Schwarz (Lugt 2878a))
2) (wohl) 1767 von 1) an Kaiserliche Akademie der Bildenden Künste in St. Petersburg (Императорская Академия художеств)

 

 

Die vorliegende Zeichnung zeigt das seitliche Profil eines älteren Orientalen. Der lange Vollbart, der leicht geöffnete Mund und die ernst, anscheinend auf einen Punkt gerichteten Augen lassen sein markantes Gesicht entstehen.
Der rückseitigen kyrillischen Bezeichnung (‚Гол. школы XVII в.‘) folgend, wurde die Zeichnung vormals einem niederländischen Künstler des 17. Jahrhunderts zugeordnet. Wahrscheinlich erscheint dagegen von einem französischen Künstler des 17. oder 18. Jahrhunderts auszugehen.
Ein besonderer Reiz des Blattes liegt, neben der zeichnerischen Ausführung an sich, in der Provenienz. Zu der bedeutenden Sammlung von Iwan Iw. Betzkoy schreibt Alexei Larionov:
„During these same years [i.e. 1760-70er Jahre], while the nucleus of the Hermitage collection was crystallising, another major collection of European drawings was taking shape in St. Petersburg. This belonged to the Imperial Academy of Fine Arts and was also under the direct patronage of Catherine II. Later, in the 20th century, a considerable part of it flowed into the Hermitage Cabinet of Drawings.
The basis of the academic collection was formed by 6.979 drawings which, according to the archives, were ‚brought by His Excellency the President of the Academy from foreign lands‘ in 1767 and ‚donated by Her Imperial Majesty to this Academy‘ in 1767. Many circumstances surrounding this acquisition remain unclear. For instance, we have no idea when this vast collection of European drawings came into the hands of Ivan Betskoy – then president of the academy, where they were acquired and how they arrived in Russia.
Ivan Betskoy (1703[sic!]-1795) was an influential courtier at the court of Catherine II. He occupied a series of important state posts and enjoyed the empress´s unswerving trust and favour” (Alexei Larionov (2005): Dutch and Flemish old master drawings in the Hermitage: a brief history of the collection, in: Dutch and Flemish art in Russia; Codart; Amsterdam; S. 56-81 [hier: 64]).
Larionov führt weiter aus, dass Betskoy zwischen 1756 und 1761 in Paris war, so dass die Möglichkeit besteht, dass er seine exorbitante Sammlung in diesen Jahren aufbaute. Dagegen nennt er aber auch eine alternative Herkunftsgeschichte, nach welcher „the drawings […] were not in fact his personal property, but were acquired at the empress´s orders […] as study material for the Academy of Arts” (ebd.; S.65f.).

 

 

Zu Iwan Iwanowitsch Betzkoy (Иван Иванович Бецкой) (14.02.1704 Stockholm – 11.09.1795 St. Petersburg):
Berater für Bildung von Katharina II., Präsident der Kaiserlichen Akademie der Bildenden Künste in St. Petersburg; Sohn von Iwan Jurjewitsch Trubezkoi (1667-1750) und dessen schwedischer Geliebten; Militärausbildung in Kopenhagen; durch einen Sturz vom Pferd wurde er so schwer verletzt, dass er seine militärische Laufbahn beenden musste; Reisen durch Europa und Tätigkeiten u.a. als Sekretär des russischen Botschafters in Paris; 1741 war Betzkoy am Putsch gegen Anna Leopoldowna beteiligt und verhalf so Elisabeth Petrowna an die Macht zu setzen; Beförderung zum Generalmajor; Betzkoy diente fortan Johanna Elisabeth von Schleswig-Holstein-Gottorf (1712-1760) und als diese wegen Spionagevorfällen 1747 Russland verlassen musste, legte auch Betzkoy seine Ämter nieder und verzog nach Frankreich; in Frankreich unterhielt er Kontakte zu den französischen Enzyklopädisten und hierbei v.a. zu Jean-Jacques Rousseau; Zar Peter III. rief ihn nach Russland zurück und Betzkoy erneuerte die Verbindung zur Zarin Katharina II. (Tochter von Johanna Elisabeth); Betzkoy wurde zu einem der engsten Vertrauten der Zarin; 1764-94 war er Präsident der Kaiserlichen Akademie der Bildenden Künste in St. Petersburg; bekannt ist er vor allem als Begründer des ersten einheitlichen Schulsystems in Russland

 

 

             

 

English description

Head of an older Oriental with profile to the right

pencil, black chalk and colored chalk (red and green, color weak) on hand-made paper, mounted on paper; verso on the upper border with two adhesive strips on cardboard
without date, (probably) 18th ct.

Dimensions of the cardboard: 32,5×49,9cm
Dimensions: 14,5×11,8cm

l.l. (probably in later times) monogramed “BW”[?];
no title

Condition
mounted on paper; corner u.l., as well as om the right border with losses of paper; colored chalks are color weak; verso some not identified annotations

Provenance
1) Ivan Iv. Betzkoy (Иван Иванович Бецкой) (14.02.1704 Stockholm – 11.09.1795 St. Petersburg) (recto l.l. collector´s mark (Lugt 2878a))
2) (probably) 1767 from 1) to Imperial Academy of Fine Arts in St. Petersburg (Императорская Академия художеств)