U N B E K A N N T :   Orientalischer Sklavenmarkt

 

Weitere Werke von unbekannten Künstlern

 

Unbekannt: orientalischer Sklavenmarkt

 

Orientalischer Sklavenmarkt mit zwei leicht bekleideten bzw. nackten Frauen

Bleistift und Aquarell auf dünnem, pergaminähnlichem Papier, befestigt unter Passepartout, gerahmt, unter Glas
nicht datiert

Rahmengrösse: 16x16cm
Grösse des Passepartoutausschnitts (oval): 8×8,1cm

u.m. in Blei etwas undeutlich monogrammiert „EO“, „FO“[?];
nicht betitelt

€ 260,-

 

 

 

Zustand
Blatt befestigt unter Passepartout; im Bereich u.l. (im Beinbereich des Mannes am linken Bildrand) kleiner Einriss; leicht nachgedunkelt; Rahmen mit wenigen leichten Gebrauchsspuren

 

 

Im 19. Jahrhundert wuchs das europäische Interesse am Nahen Osten stark an. Dabei entstand vornehmlich eine verklärte, romantisierende Sicht auf den Orient und ‚den Orientalen‘. Träume, Wünsche, Ängste und anziehende Exotik wurden hierauf projiziert und von Schriftstellern, Musikern und Künstlern dem europäischen Publikum vermittelt. Neben landschaftlichen Darstellungen einer so ganz anderen Welt, waren es vor allem Porträts, sowie Szenen der orientalischen Lebenswelt, die von Künstlern als Motive gewählt wurden.
„Der Harem und das Frauenbad regten die Phantasie besonders an, da es sich hier um Bereiche handelte, die für den europäischen Mann so gut wie tabu waren. Je weniger man von solchen orientalischen Reservoirs wusste, desto mehr konnte man in sie hineinphantasieren. Harem, Bad und Sklavenmarkt boten die Gelegenheit, nackte Frauenkörper darzustellen, ohne zu schockieren. Was man im europäischen Kontext nicht hätte zeigen können, begeisterte mit den richtigen Accessoires und der passenden Kulisse das Publikum“ (Karin Rhein (2003):Deutsche Orientmalerei in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts; Tenea; Berlin; S. 131).
Das vorliegende, kleinformatige Werk zeigt gerade das Treiben auf einem solchen orientalischen Sklavenmarkt. Händler bieten einem am Boden sitzenden älteren Mann zwei nackte Sklavinnen zum Kauf an. Die die Frauenkörper nur spärlich bedeckenden Tüchern wurden bereits gehoben, so dass der mögliche Käufer freie Sicht hat. Händler und Interessent sind in zarten Aquarellfarben ausgeführt, die neben der Kleidung im Allgemeinen, das andersartige, farbenprächtig exotische Auftreten unterstreichen sollen. Die beiden Frauen dagegen bleiben ‚farblos‘ und zeigen sich schlicht in zarten, fragilen Bleistiftlinien. Ihre Köpfe sind beschämt gebeugt und deutlich versuchen sie sich abzuwenden. Neben diesem Hauptmotiv der Komposition finden sich noch kleine Details wie der am Boden sitzende Hund, oder der am rechten Bildrand sein Geld zählende Kaufmann.
Wunderschön ausgeführte, stimmungsreiche Komposition!