U N B E K A N N T :   hölzerne Klappbrücke

 

Weitere Werke von unbekannten Künstlern

 

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hölzerne Klappbrücke, (wohl) die Klappbrücke Heiligenstedten über die Stör (bei Itzehoe, Schleswig-Holstein)

Öl auf Leinwand; Keilrahmen
nicht datiert, wohl um 1930-40

Grösse: 76×60,5cm

u.r. undeutlich signiert
nicht betitelt

€ 600,-

 

 

Zustand
Leinwandränder (wohl aufgrund früherer Rahmung) etwas berieben; an den Leinwandrändern umlaufend leichte Druckstellen durch Keilrahmen; leicht beschmutzt; Leinwand sehr leicht an Spannkraft nachlassend

 

 

Bekannt wurden die hölzernen Klappbrücken durch Vincent van Goghs Gemälde ‚Pont de Langlois‘ (1888, heute Wallraf-Richartz-Museum). Dieses zeigt eine hölzerne Klappbrücke bei Arles (Südfrankreich), von denen insgesamt elf baugleiche errichtet wurden. Gebaut zwischen 1820 und 1830 von einem holländischen Ingenieur entlang des Canal d’Arles à Bouc, erinnerte das Sujet Vincent van Gogh an seine Heimat. So malte er im Jahre 1888 die hölzerne Klappbrücke (auch Holländerbrücke genannt) gleich in mehreren Versionen.
Auch in Deutschland folgte man dem Vorbild der Niederländer und errichtete hölzerne, symmetrisch aufgebaute Schwungrutenbrücke (Klappbrücke). Die meisten von ihnen wurden durch Kriegseinwirkungen zerstört oder im Laufe der Zeit durch Stahlbetonbrücken ersetzt. Lediglich bei Greifswald hat sich eine Holzklappbrücke der holländischen Bauart aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Die Wiecker Brücke wurde 1887 gebaut und diente bereits mehreren Malern und Fotografen als Motiv.

Auch das vorliegende Gemälde zeigt eine hölzerne Klappbrücke. Gut erkennbar ist hierbei die Symmetrie der Schwungrutenbrücke. In kräftigen Brauntönen malte der Künstler die parallel zum Brückenübergang verlaufenden Schwungruten. Diese sind an den vorderen Enden durch ein Seil oder Kette mit den Brückenklappen verbunden. In leichten braunfarbigen Strichen deutet der Maler diese Verbindungsstücke an. Die Seile (o. Ketten) verlaufen über die Schwungruten zu den hinteren Enden und fallen dann senkrecht Richtung Brückenboden. Dort sind sie mit schweren Gegengewichten ausgestattet. Mit einer gestrichelten, hellbraunen Linie zeigt der Künstler diese Konstruktion der Hebelwirkung auf. Dabei malte er die Holzklappbrücke kurz vor dem Öffnen, um den sich nähernden Fischkutter passieren zu lassen. Eindrucksvoll wird hierbei das Konstrukt einer Holländerbrücke zu Bilde gebracht.
Auf beiden Seiten der Brücke befinden sich kleine Zollhäuser. Und so erinnert die hier dargestellte hölzerne Klappbrücke an die in Heiligenstedten gebaute Brücke über die Stör (bei Itzehoe, Schleswig-Holstein). 1777 erbaut war sie eines der Wahrzeichen des Holsteinischen Elbmarsches, bis sie 1966 bei einer Schiffskollision vollständig zerstört wurde. Auf mehreren Postkarten und sogar in einem Bildband aus den 30iger Jahren wurde die Brücke verewigt. Die hier dargestellte Holzklappbrücke weißt mit ihren beidseitigen Zollhäusern eine große Ähnlichkeit zur einstigen Brücke in Heiligenstedten auf.

 

(Hölzerne Klappbrücke in Heiligenstedten; Quelle: Deutschland-Bildheft Nr. 162 – Dithmarschen und Holsteinische Elbmarschen; Universum-Verlagsanstalt G.m.b.H., Berlin-Tempelhof, 30iger Jahre; siehe auch http://www.mein-wilster.de/Postkarten/Heiligenstedten+Bekm%FCnde/)