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Weitere Werke von Wolfgang von Websky

 

Wolfgang von Websky: (wohl) Schmiede in Steingaden mit Rind und zwei Personen

 

Wohl Schmiede in Steingaden mit Rind und zwei Personen

Tusche, Braun laviert, mit leichten Spuren von Aquarellfarben, auf sandfarbenem Ingrespapier
u.r. in Blei etwas undeutlich datiert „[19]50“[?], „[19]56“[?]

Blattgrösse: 31,5x24cm

u.r. in Blei signiert „Websky“
nicht betitelt, am unteren Rand etwas undeutlich in Blei bez. (‚troppo pocco‘?)

€ 550,-

             

 

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; am oberen Blattrand leichter Einriss (Länge etwa 3cm); am unteren Blattrand mittig leichter oberflächlicher Riss und etwas knittrig; im Eckbereich o.r. leicht knittrig; partiell sehr leicht (stock-)fleckig; verso am oberen Rand mittig Reste früherer Befestigung (Klebespuren)

 

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wolfgang von Websky erst 1950 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen und ließ sich mit seiner Familie anfangs im oberbayrischen Steingaden nieder. 1952 verzog die Familie weiter nach Wangen im Allgäu, wo der Künstler bis zu seinem Tod ansässig blieb.
Die vorliegende Zeichnung dürfte eine Ansicht auf eine Schmiede in jenem Steingaden sein, sind doch Motiv als auch Bildaufbau deutlich vergleichbar mit der Zeichnung „Steingaden, an der Schmiede“ (1950, Abb. in: Muzeum Miejskie Wroclawia (Hrsg.) (2009): Wolfgang von Websky (1895-1992) Realnosc i impresja. Realität und Impression; Drukarnia Panda; Wroclaw; S. 115). In beiden Werken wird die Schmiede durch Holzbauten am linken Bildrand angedeutet, vor denen jeweils zwei aneinander gelehnte Wagenränder liegen. Mittig im Bild steht ebenso in beiden Blättern ein Rind, welches von Personen begleitet wird. Bei „Steingaden, an der Schmiede“ sind es drei Personen, von denen zwei um das Rind herum gruppiert sind und somit mit jenem den Vordergrund bilden, wogegen in dem vorliegenden Werk zwei Personen im rechten Hintergrund quasi nur als Statisten erscheinen, wodurch das Tier mehr betont wird. Das Rind in seiner Profilansicht wird dadurch zum Zentrum der Ansicht, was nochmals dadurch unterstrichen wird, dass der Künstler dezidiert und überaus liebevoll den Konturen und der Farbgebung des Tieres am meisten Aufmerksamkeit innerhalb der Komposition widmete.
Wunderschön ausgeführte, expressiv realistische Zeichnung aus einer verhältnismäßig frühen Schaffensphase des Künstlers!

 

 

Zu Wolfgang von Websky (29.09.1895 Berlin – 12.03.1992 Wangen im Allgäu):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1900 Umzug der Familie auf das Familiengut Schwengfeld bei Schweidnitz in Niederschlesien; 1911 Besuche im Atelier von Wilhelm Herberholz in Düsseldorf, der von Webskys Vater porträtierte; 1914 Abitur in Schweidnitz; bei Kriegsbeginn Offiziersanwärter; 1915 Fronteinsatz, schwere Verwundung und zweijähriger Lazarettaufenthalt; Beschäftigung mit Malerei; 1917 Besuch der Kunstakademie Breslau (Porträtklasse von Eduard Kaempffer); 1920 Verabschiedung aus dem Militär wegen dauernder Frontuntauglichkeit; auf Empfehlung von Kaempffer Studium an der privaten Kunstschule von Arthur Wasner in Breslau; 1921 Studium bei Moritz Heymann in München; Freundschaft mit Konrad Kardorff; 1922 erste Einzelausstellung in der Galerie Lichtenberg in Breslau; 1922-23 Besuch der Hochschule für Bildende Künste in Berlin (bei Adolf Strübe, Peter Fischer); 1924 neunmonatige Italienreise; 1925 dreimonatiger Aufenthalt in Paris bei Wilhelm Uhde; 1925-30 Atelier in Berlin und während dieser Zeit auch immer wieder in Schlesien; 1928 erneuter Studienaufenthalt in Paris; 1930 Aufgabe des Berliner Ateliers und vollständiger Umzug auf Gut Schwengfeld; Heirat mit Wita von Nimptsch; Mitglied im „Künstlerbund Schlesien“; 1934-39 Vorsitzender des Künstlerbundes Schlesien; 1936 wird er zu militärischen Übungen abberufen und muss in der Folge dann das Amt als Vorsitzender aufgeben; 1938 Studienreise nach Ägypten und in den Vorderen Orient; 1939 Einberufung als Reserve-Offizier; 1939-45 Kriegsdienst im Westen und Osten; 1945-50 sowjetische Kriegsgefangenschaft; 1950 Neubeginn in Steingaden/Oberbayern; 1952 Umzug der Familie nach Wangen im Allgäu in die dort neu erbaute Siedlung („Am Atzenberg“) für schlesische Künstler; 1955 Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland; 1957 Begegnung und Freundschaft mit Anne von Molo (Ehefrau Walter von Molos); 1961-68 zahlreiche Studienreisen nach Italien, Frankreich; 1969 Schlesischer Kulturpreis; 1972-72 Studienaufenthalte in Portugal an der Algarve; 1978-79 Studien auf Kreta; 1981 Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen; 1982 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg; 1985 Ehrenprofessur des Landes Baden-Württemberg; 1985 Pro-Arte-Medaille der Künstlergilde Esslingen

Literatur
Muzeum Miejskie Wroclawia (Hrsg.) (2009): Wolfgang von Websky (1895-1992) Realnosc i impresja. Realität und Impression; Drukarnia Panda, Wroclaw
Stiftung Schlesien (Hrsg. ) (1985): Wolfgang von Websky. Zeichnungen [Schriftenreihe der Stiftung Schlesien/Hannover Bd II]; Schertgens; Köln
Freundeskreis Bildende Kunst e.V., Kißlegg (Hrsg.) (1995): Wolfgang von Websky. Ein Maler des Expressiven Realismus; Robert Gessler; Friedrichshafen
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 524
SCHNEIDER, Erich (Hrsg.) (2009): Expressiver Realismus. Die Sammlung Joseph Hierling [Schweinfurter Museumsschriften 166/2009]; Schweinfurt; S. 343
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 459