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„Felsküste und Boote, Kreta“

Kreidelithographie auf sandfarbenem, strukturiertem Ingrespapier
u.r. in Blei datiert „[19]79“

u.r. in Blei signiert „Websky“
mit „Felsküste und Boote, Kreta“ betitelt in: Stiftung Schlesien (Hrsg. ) (1985): Wolfgang von Websky. Zeichnungen [Schriftenreihe der Stiftung Schlesien/Hannover Bd II]; Schertgens; Köln; S. 63

€ 230,-

 

               

 

Blattgrösse: 41,7×29,4cm
Auflage: o.A.

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; Papier im Bereich o.l. und o.r. sehr leicht ausgedünnt; im Randbereich u.r. (etwas links von der Signatur) leicht farbfleckig; am linken Rand oben leicht bestoßen; am rechten Rand oben leicht bestoßen

 

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Wolfgang von Websky erst 1950 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen und ließ sich mit seiner Familie anfangs im oberbayrischen Steingaden nieder. 1952 verzog die Familie weiter nach Wangen im Allgäu, wo der Künstler bis zu seinem Tod ansässig blieb. Erlebnisse, verarbeitete Erinnerungen aus Krieg und Gefangenschaft malte Wolfgang von Websky in den ersten Jahren nach seiner Heimkehr „danach verschwinden diese Gespenster aus der Vergangenheit, er blüht auf, es entstehen die lebhaften und farbstarken Gemälde der 50-er und der 60-er Jahre“ (Michael von Websky (2009): Erinnerungen, in: Muzeum Miejskie Wroclawia (Hrsg.): Wolfgang von Websky (1895-1992) Realnosc i impresja. Realität und Impression; Drukarnia Panda; Wroclaw; S. 8-13 [hier: 10]).
Es sind dabei insbesondere Porträts, Reiseimpressionen und Landschaften, die das folgende Schaffen kennzeichnen und die vorliegende Lithographie aus dem Jahr 1979 hält gerade einen solchen Eindruck einer Reise fest. Insbesondere ab den 1960er Jahren führten Studienreisen den Künstler nach u.a. Ägypten, in den Vorderen Orient, nach Indien, Frankreich, Italien, Portugal und auch nach Kreta. Diese hier gezeigte verlassene Felsküste an der die Boote wie gestrandet am Ufer liegen bzw. im seichten Wasser treiben sah und erlebte Wolfgang von Websky auf Kreta, wo er 1978 und 1979 war.
Das Gegenständliche des Motivs bleibt ohne Zweifel erhalten, doch legen die durchaus heftigen Striche, wie sie sich besonders in dem Felsen zeigen, die ganz persönliche, expressive Note des Künstlers in das Werk. An einem Küstenstreifen blicken wir, vorbei an zwei Booten, auf die sich auftürmende Felswand. Düster und im Schattenliegend erscheint die zu Meer hin gewandte Seite, wogegen die obere Fläche das Sonnenlicht in einer helleren Farbgebung dezent wiedergibt. Im linken Bildbereich liegen das nur in Nuancen angedeutete Meer und darüber die in ebenso reduzierten Strichen umrissenen Wolken.
Beeindruckende, träumerisch melancholische Landschaftskomposition!

 

 

Zu Wolfgang von Websky (29.09.1895 Berlin – 12.03.1992 Wangen im Allgäu):
Maler, Zeichner, Grafiker; 1900 Umzug der Familie auf das Familiengut Schwengfeld bei Schweidnitz in Niederschlesien; 1911 Besuche im Atelier von Wilhelm Herberholz in Düsseldorf, der von Webskys Vater porträtierte; 1914 Abitur in Schweidnitz; bei Kriegsbeginn Offiziersanwärter; 1915 Fronteinsatz, schwere Verwundung und zweijähriger Lazarettaufenthalt; Beschäftigung mit Malerei; 1917 Besuch der Kunstakademie Breslau (Porträtklasse von Eduard Kaempffer); 1920 Verabschiedung aus dem Militär wegen dauernder Frontuntauglichkeit; auf Empfehlung von Kaempffer Studium an der privaten Kunstschule von Arthur Wasner in Breslau; 1921 Studium bei Moritz Heymann in München; Freundschaft mit Konrad Kardorff; 1922 erste Einzelausstellung in der Galerie Lichtenberg in Breslau; 1922-23 Besuch der Hochschule für Bildende Künste in Berlin (bei Adolf Strübe, Peter Fischer); 1924 neunmonatige Italienreise; 1925 dreimonatiger Aufenthalt in Paris bei Wilhelm Uhde; 1925-30 Atelier in Berlin und während dieser Zeit auch immer wieder in Schlesien; 1928 erneuter Studienaufenthalt in Paris; 1930 Aufgabe des Berliner Ateliers und vollständiger Umzug auf Gut Schwengfeld; Heirat mit Wita von Nimptsch; Mitglied im „Künstlerbund Schlesien“; 1934-39 Vorsitzender des Künstlerbundes Schlesien; 1936 wird er zu militärischen Übungen abberufen und muss in der Folge dann das Amt als Vorsitzender aufgeben; 1938 Studienreise nach Ägypten und in den Vorderen Orient; 1939 Einberufung als Reserve-Offizier; 1939-45 Kriegsdienst im Westen und Osten; 1945-50 sowjetische Kriegsgefangenschaft; 1950 Neubeginn in Steingaden/Oberbayern; 1952 Umzug der Familie nach Wangen im Allgäu in die dort neu erbaute Siedlung („Am Atzenberg“) für schlesische Künstler; 1955 Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland; 1957 Begegnung und Freundschaft mit Anne von Molo (Ehefrau Walter von Molos); 1961-68 zahlreiche Studienreisen nach Italien, Frankreich; 1969 Schlesischer Kulturpreis; 1972-72 Studienaufenthalte in Portugal an der Algarve; 1978-79 Studien auf Kreta; 1981 Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen; 1982 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg; 1985 Ehrenprofessur des Landes Baden-Württemberg; 1985 Pro-Arte-Medaille der Künstlergilde Esslingen

Literatur
Muzeum Miejskie Wroclawia (Hrsg.) (2009): Wolfgang von Websky (1895-1992) Realnosc i impresja. Realität und Impression; Drukarnia Panda, Wroclaw
Stiftung Schlesien (Hrsg. ) (1985): Wolfgang von Websky. Zeichnungen [Schriftenreihe der Stiftung Schlesien/Hannover Bd II]; Schertgens; Köln
Freundeskreis Bildende Kunst e.V., Kißlegg (Hrsg.) (1995): Wolfgang von Websky. Ein Maler des Expressiven Realismus; Robert Gessler; Friedrichshafen
JESSEWITSCH, Rolf / SCHNEIDER, Gerhard (Hrsg.) (2008): Entdeckte Moderne; Kettler; Bönen; S. 524
SCHNEIDER, Erich (Hrsg.) (2009): Expressiver Realismus. Die Sammlung Joseph Hierling [Schweinfurter Museumsschriften 166/2009]; Schweinfurt; S. 343
ZIMMERMANN, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 459