W I L F R I E D R E C K E W I T Z
Weitere Werke von Wilfried Reckewitz
Zur Motivseite ‚Abstraktion‘
Abstraktion in Grau, Braun, Schwarz und Rot
Aquarell und Tusche auf Büttenpapier; Blatt komplett befestigt/montiert in Passepartout
u.m. in Grauschwarz datiert „Sept. 1963“
u.m. in Grauschwarz signiert „Reckewitz“
nicht betitelt
€ 1.100,-
Passepartoutgrösse: 75,2×54,7cm
Blattgrösse: 55,2x34cm
Zustand
Blatt komplett befestigt/montiert in Passepartout; in den vier Ecken kleine Einstichlöcher; an den Rändern leichte Abrissspuren; am linken Blattrand oben minimale Knickspuren
Anfang der 1960er Jahre fand Wilfried Reckewitz zu einem künstlerischen Ausdruck mit höherer Abstraktion und zugleich an der Grenze zur Gegenstandslosigkeit. Es entstanden „flächenhaft [betonte] Ordnungen, ‚Erfindungen einer Gegenwelt‘, […] die als Tuschen und Aquarelle vorgetragen werden. […] Durchweg beschränkte sich Wilfried Reckewitz auf einen eng beieinanderliegenden Farbklang, der sich gelegentlich mit nahezu monochromen Schichtungen begnügte. Die Formen blieben bei aller Freiheit des Kolorits vergleichsweise streng […]“ (Kah Jagals (1994): Wilfried Reckewitz 1925-1991. Kunstwege und Engagement nach 1945; Born Verlag; Kassel; S. 16).
Das vorliegende Werk entstand im September 1963. Farblich wirkt die Arbeit reduziert und in gewisser Weise auch geordnet. – Man kann sich das Grau in seinen verschiedenen Tönen als Hintergrund denken vor dem die drei (Farb-)Strukturen, Objekte(?) in Braun, Schwarz und Rot (schwebend) angeordnet sind. In flächigen, aber zugleich auch feinen Strichen wirken diese Gebilde dynamisch und stehen damit in einer gewissen Spannung zum grau-weißen Untergrund. Einen Blickfang setzt Reckewitz mit der in Rot ausgeführten unteren linken Ecke. Das Rot wirkt – verstärkt durch die Ränder des Blattes – wie ein Quader oder gar wie ein Quadrat, vermischt sich dann jedoch an seiner Ecke oben rechts mit der farblichen Umgebung, was wie ein ‚Ausströmen‘, ein ‚Auslaufen‘ der Farbe gedacht werden kann.
Horst Laube schreibt zu dem Schaffen Reckwitz‘ aus dieser Zeit: „Die Farbe wurde aus ihrem stimmungsreichen Dasein befreit. Reckewitz läßt sie nur zu, soweit sie Gestaltwert und damit rhythmische und gewichtige Qualitäten hat. Schönheit wird aus formalen Gesetzen, die mit dem ersten Pinselschlag in Kraft treten. Farbe ist kein Illusionsstimulans, kein Wert an sich: Sie hat ihren Stellenwert in der gesamten ästhetischen Rechnung“ (ebd.; S. 52). Diese ‚rhythmischen Qualitäten‘ mag man gerade in den schnellen, geschwungenen schwarzbraunen Gebilden sehen, die trotz, oder vielleicht auch: gerade wegen, ihrer unbedingten und konstanten Andersartigkeit und Fremdheit in ihren jeweils höchst individuellen, eigen-artigen Formen eine außeralltägliche Schönheit tragen.
Zu Wilfried Reckewitz (29.08.1925 Wuppertal-Barmen -13.01.1991 ebd.):
Maler, Zeichner, Grafiker, Glaskünstler; aufgewachsen in gutbürgerlichem Haushalt; 1942 Besuch der Meisterschule für das gestaltende Handwerk (Wuppertal-Barmen); 30. Mai 1943 Zerstörung des Wuppertaler Schulgebäudes durch einen Bombenangriff und darauf folgende Umsiedlung nach Schalksmühle bei Dahlerbrück; 1945 Besuch der Kunstakademie Düsseldorf (bei Werner Heuser, Ewald Mataré, Otto Pankok, Otto Coester); 1946 werden Reckewitz´ Werke zum ersten Mal bei der Gruppenausstellung „Junge Ernte“ in der Kunsthalle Düsseldorf gezeigt, von da an zahleiche Einzel- und Gruppenausstellungen; 1948-54 jährlich Studienfahrten in die Niederlande; 1949 Bekanntschaft mit Adolf Röder; ab 15.11.1949 Mitglied des „Rings Bergischer Künstler (RBK)“; 1951 zusammen mit Röder Besuch bei Ida Kerkovius in Stuttgart; 1952 Verleihung des Dr. Ludwig Lindner Preises des RBK; 1954, 1956 Studienreisen nach Spanien; 1955 Bekanntschaft mit Otto Dix; 1957 Heirat; 1958 Mitinitiator der Deutsch-Polnischen Ausstellung I in Warschau und Wuppertal; 1958 Geburt des Sohns Marcus; 1960 zunehmende Hinwendung zum Glas als künstlerischem Ausdrucksträger; 1963 Italienreise; 1964 gemeinsam mit Gertrud Höhler erhält er den Förderpreis des Von-der-Heydt-Museums; 1964 Geburt der Tochter Alexa; ab 1967 jährliche Nordsee-Aufenthalte; 1968 Peter Karlsruhen und Horst Laube drehen den Film „Wege zur Form“ über Reckewitz; 1970 zusammen mit Jürgen Dreier gestaltet er den Bühnenbildentwurf für die Wuppertaler Bühnen zu „Ein Freudenfeuer für den Bischof von O´Casey (Premiere: 04.02.1970); 1972 Mitinitiator der Deutsch-Polnischen Ausstellung II in Wuppertal; 1977-78 Gestaltung des Designs für MS Sunward II und MS Sunward Norwegian; 1983 nach dem Tod von Adolf Röder übernimmt Reckewitz den Vorsitz des RBK; 1985 Retrospektive zum 60. Geburtstag in der Galerie von Rudolf Schaumann
Literatur
JAGALS, Kah (1994): Wilfried Reckewitz 1925-1991. Kunstwege und Engagement nach 1945; Born Verlag; Kassel