R I C H A R D    E G G E R S    (24.09.1905 Wilster – 14.06.1995 Buxtehude)

 

Weitere Werke von Richard Eggers

 

 

Fischer am (Elb-)Ufer sitzend mit kleinem Boot (1946)

Ölfarben auf Karton

verkauft

 

 

 

Titel
ohne Titel [Fischer am (Elb-)Ufer sitzend mit kleinem Boot]

Technik
Ölfarben auf Karton

Signatur
unten rechts signiert „Rich. Eggers“

Jahr
unten rechts datiert „[19]46“

Größe
Größe: 31 x 45 cm

Zustand
in den vier Ecken mehrere Einstichlöchlein; Blattränder leicht wellig; Ecken etwas bestoßen; recto & verso leicht fleckig und nachgedunkelt; verso in den vier Ecken Reste von braunem Klebeband

 

 

Richard Eggers gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Spätimpressionismus in Norddeutschland.
Aufgewachsen ist er in Itzehoe. Anfangs machte er eine Lehre im väterlichen Klavierbaubetrieb (1920-23), hierauf ging er zur weiteren Ausbildung in die Pianoforte-Fabrik G. Stapel nach Hamburg und besuchte zu dieser Zeit auch Abendkurse zur Malerei an der dortigen Kunstgewerbeschule (u. a. bei Julius Wohlers).
Prägend für den jungen Richard Eggers waren zu jener Zeit der seit 1908 in Itzehoe lebende Wenzel Hablik, der in Husum lebende Albert Johannsen, ein Dresdner-Schüler Carl Bantzers, sowie der etwas nördlich von Husum lebende Ingwer Paulsen. Diese drei älteren Künstler bestärkten Eggers sich gegenüber der Familie mit seinem Wunsch Künstler zu werden durchzusetzen, was ihm dann auch gelang.
So nahm er von 1927 bis 1930 privaten Unterricht bei Gustav Johannes Buchner in München und Lena Paczki-Marholz in Leipzig, bevor er kurzzeitig in den Familienbetrieb zurückkehrte.
Als der Vater Bernhard H. Eggers 1930 verstarb, verzichtete der Sohn Richard darauf den Betrieb zu übernehmen und machte sich stattdessen in Husum als Kunstmaler selbstständig. Die erste Zeit war geprägt von Armut und Not, da er kaum Käufer für seine Werke fand.
1934 zog er nach Jork, ins Alte Land. Zu dieser Zeit unternahm er mehrere Studienreisen nach Süddeutschland und war bis 1941 auch Mitglied der “Ulmer Künstlergilde”. Im Zweiten Weltkrieg wurde Eggers als Kriegsmaler in Rumänien, Russland und Südfrankreich eingesetzt. Nach dem Krieg kehrt er 1945 nach Jork zurück und ist er erneut als freischaffender Künstler tätig.
1956 unternimmt er eine prägende Studienreise in die Niederlande, wobei ihn besonders Rembrandt, van Gogh und Cézanne beeindrucken. Es folgen weitere Reisen – u. a. in die Schweiz und nach Italien.
Während der Arbeit an einem Sgraffito in der Altländer Festhalle in Jork stürzt Eggers 1965 von einem sieben Meter hohen Gerüst, erleidet zahlreiche Brüche und ist fortan auf Krücken und Rollstuhl angewiesen. Es folgen Monate, die er vornehmlich im Krankenhaus verbringt, bevor er 1967 nach Jork heimkehrt. Durch die hingebungsvolle Unterstützung seiner zweiten Frau, ist es ihm weiterhin möglich künstlerisch tätig zu sein. Diese machte unbemerkt den Führerschein und konnte ihn somit an alle gewünschten Orte und Plätze fahren.
1975 wird ihm aus Anlass seines 70. Geburtstages das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Das hier gezeigte Werke entstand in der unmittelbaren Nachkriegszeit und damit kurz nachdem Richard Eggers im November 1945 nach Jork heimkehrte.
Er war damals wieder als freischaffender (Landschafts-)Maler tätig, doch war – neben der allgemeinen Not – die Beschaffung von Malmaterialien zweifelsohne ein Problem. Zudem hatte er sich in den vergangenen Jahren von seiner Frau entfremdet, was die Scheidung 1946 zur Folge hatte. Ein Skandal war dies deswegen, da Eggers fortan mit der bei ihm untergebrachten 22jährigen Flüchtlingswitwe Erika Sedelies, geb. Böhm, deren Mutter und vierjähriger Tochter zusammenlebte. Die Heirat mit Erika wurde 1949 gefeiert; sie sollte zu einer wichtigen Stütze seines Lebens werden.
Die hier gezeigte Flussansicht (Elbe?) wird Richard Eggers sicherlich im Alten Land in der Region um Jork gefunden und als Motiv ausgewählt haben. Es ist eine ganz ruhige, zeitlose Ansicht, die nichts von dem gerade beendeten Krieg in sich trägt. Künstlerisch zeigt sich Eggers als vorzüglicher Vertreter des (Spät-)Impressionismus, was sich an diesem Werk ganz beispielhaft zeigt. In Teilen sind bei dem Grün am Ufer und auch bei der Darstellung des Fischers expressive Elemente in Form schneller, mitunter breiterer Pinselstriche zu erkennen.
Der Betrachter blickt auf eine ungemein idyllische Szenerie. Der Fischer sitzt am Ufer und arbeitet an seinem Tau bzw. dem Netz. Am Uferrand liegen angebundene Boote. Der klare Himmel ist im linken Bereich in ein zartes Hellrot getaucht, was sich dezent zur Mitte hin ausbreitet und den beginnenden Tag ankündigt.
Eine wunderschöne Komposition aus einer für den Künstler ganz essenziellen Schaffens- und Lebensphase.

 

 

Zu Richard Eggers (24.09.1905 Wilster – 14.06.1995 Buxtehude):
Maler, Zeichner, Grafiker.
1920–23 Lehre als Klavierbauer im väterlichen Betrieb, anschließend weitere Ausbildung in der Hamburger Pianoforte-Fabrik G. Stapel und Abendkurse zur Malerei an der Hamburger Kunstgewerbeschule
1927–30 Studium an der privaten Malschule von Gustav Johannes Buchner in München und der privaten Kunstschule von Lena Paczki-Mahrholz in Leipzig. Von München Studienreise in die Schweiz (Morcote am Luganer See), Rückkehr in den väterlichen Betrieb
1930 Tod des Vaters, Verzicht auf Übernahme der väterlichen Klavierbaufirma und Beginn der Tätigkeit als freischaffender Maler in Husum
1934 Übersiedlung nach Jork; von dort aus Studienreisen in Süddeutschland
1939–45 Wehrdienst – durchweg als „Kriegsmaler“ bei der “Staffel der bildenden Künstler” – in Rumänien, Russland und Südfrankreich, Gefangenschaft bei Marseille
1949 Heirat mit Erika Sedelies, geb. Böhm, von ihm genannt Polly
1956 Studienreise in die Niederlande, u.a. nach Otterlo / Provinz Gelderland und Amsterdam, nachhaltigsten Eindruck hinterlassen Werke von Rembrandt, van Gogh und Cézanne
1958–65 sehr erfolgreiche Ausstellungen in Jork, Buxtehude und anderen Orten Niedersachsens, 1960 Studienreise in die Schweiz und nach Norditalien und Ausstellung in Zürich, danach auch in Küsnacht und Genf, zahlreiche private und öffentliche Aufträge, insbesondere für Sgraffiti an öffentlichen Bauten
1965 schwerer Unfall bei der Arbeit an einem Sgraffito in der Altländer Festhalle in Jork; Eggers ist seitdem auf Krücken und den Rollstuhl angewiesen
1967 nach über zweijährigem Krankenhausaufenthalt Rückkehr nach Jork, Wiederaufnahme der intensiven Maltätigkeit, ermöglicht durch die hingebungsvolle Hilfe seiner Frau, die ihn nach Wunsch zu den erstrebten Plätzen im Alten Land und auf der benachbarten Geest fährt

Preise / Ehrungen
1975 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Band

Ausstellungen
— regelmäßige sehr erfolgreiche alljährliche Ausstellungen im eigenen Atelier, seit 1977 wegen zu großer Publikumsresonanz in der Altländer Sparkasse in Jork
— 1990 aus Anlass des 85. Geburtstags Ausstellung in der Altländer Festhalle
— 1994 Altländer Sparkasse in Jork
— 2005 Schwedenspeicher-Museum Stade

Mitgliedschaften
ab etwa 1934 bis 1941 “Ulmer Künstlergilde” (nach 1945 erneut Mitgliedschaft)
nach 1945 Mitglied der „Künstlergilde Esslingen“

Literatur
— „Artists of the World (AOW) / Allgemeines Künstlerlexikon (AKL)“, De Gruyter-Verlag, Onlineversion
— Veltzke, Veit (2005): Kunst und Propaganda in der Wehrmacht, Bielefeld: Kerber, S. 249-250
— Internetseite zum Künstler