L U D W I G ( L U I S ) N E U
Weitere Werke von Ludwig (Luis) Neu
Aquarell und Gouache; auf Ingresbütten (o.l. Wasserzeichen „Hahnemühle“)
nicht datiert, (wohl) um 1950-60
Blattgrösse: 51,7×39,1cm
u.r. signiert „L. Neu“
nicht betitelt
verkauft
Zustand
partiell Druckstellen; Ränder mitunter etwas unsauber beschnitten; Ecken leicht bestoßen; verso u.r. in Blei nummer. „17“
Ludwig Neu befand sich seit 1938, dem Jahr seiner Ausbürgerung, in Südamerika. Er ließ sich in Rio de Janeiro nieder. In den folgenden schaffensreichen Jahren bereiste er den südamerikanischen Kontinent und hielt seine Eindrücke dabei in zahlreichen Arbeiten fest. Im Gegensatz zu den früheren Werken zeigen diese Arbeiten eine noch stärker expressive Ausrichtung, die sich dabei mitunter in einer ungemeinen Farbenpracht zeigt.
Das vorliegende, vornehmlich in Gouache ausgeführte Werk ist zeitlich wohl noch in die früheren Jahre seines Aufenthalts in Südamerika einzuordnen. Die Farben wirken noch etwas matt, die Farbwahl hat noch nicht die expressive Strahlkraft wie man sie in späteren Werken findet und auch das gewählte Motiv erscheint eher ruhig und gedämpft. Von dem Trubel, dem Tanz, den vielen Menschen, der Arbeit, der Natur und den farbenprächtigen Städten findet sich noch kein Hinweis. Zwei Frauen knien wohl vor einem (Haus-)Altar; vier Kerzen erleuchten den bräunlich violett gehaltenen Raum. Die Komposition erscheint verhalten und reduziert, als habe sich der Künstler bewusst zurückgenommen. Für das Schaffen Ludwig Neues ein eher unübliches Motiv aus seiner wohl früheren Zeit in Südamerika.
Zu Ludwig (Luis) Neu (14.10.1897 Wasserlos – 14.05.1980 Buenos Aires):
1911-13 Besuch der Zeichenakademie in Hanau (bei Professoren Schimke, Koch, Schulz); darauf Studium an der Kunstgewerbeschule Offenbach (bei Prof. Richard Troll, Rudolf Koch); im Weiteren Studium an der Kunstakademie München (bei Max Slevogt); im 1. Weltkrieg Einsatz in Russland; bis 1920 in Frankfurt am Main (Atelier im Städelschen Institut); ab 1922 freischaffender Künstler in Hamburg; Heirat mit Ida Boch (trotz Widerstand der jüdischen Eltern, die gegen die Verbindung mit der evangelischen Postbeamtin waren); 1923 Geburt der Tochter Ida; in den 1920-30er Jahren zahlreiche Studienreisen (Orient, Ägypten, Italien, Holland, Norwegen, Island); Förderungen durch Gustav Pauli und Gustav Schiefler; 1921 Eintritt in die Hamburgische Künstlerschaft (1933 ausgeschlossen); 1927 Beteiligung an einer Ausstellung der Hamburgischen Sezession; nach der Machtübernahme der NSDAP verschlechterten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse Neus, so dass er zum Wohlfahrtsempfänger wurde; 1935 Verleihung des Ehrenkreuzes für Frontkämpfer; 02.06.1936 Ablehnung des Antrags auf Aufnahme in den Reichsverband Bildender Künstler (mit gleichzeitiger Untersagung der weiteren Ausübung des Künstlerberufes); es folgte ein Verkaufsverbot; im Geheimen malte und verkaufte Neu weiterhin; Mai 1938 Flucht nach Buenos Aires; Neu wurde ausgebügert; in Buenos Aires zunächst tätig als Fotograf, dann wieder als Maler; 1954 wohnhaft in El Palomar; 04.09.1954 Wiedereinbürgerung in Hamburg; 1958 erneute große Europareise; 1978 Bundesverdienstkreuz
Literatur
BRUHNS, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.304-307
BRUHNS, Maike (2007): Geflohen aus Deutschland. Hamburger Künstler im Exil 1933-1945; Edition Temmen; Bremen; S.20-21