H E L M U T   D I E K M A N N

 

Helmut Diekmann (großformatig)

Weitere Werke von Helmut Diekmann

 

 

Helmut Diekmann: Gruppe von fünf fratzenhaften Männern in Unterhosen

 

Gruppe von fünf fratzenhaften Männern in Unterhosen

Öl, Kohle auf Hartfaserplatte, braune Atelierleiste
u.l. in Schwarz datiert „[19]60“

Grösse: 65,4x111cm

u.l. in Schwarz monogr. „HD“
nicht betitelt

€ 2.400,-

 

 

 

 

                         

 

Zustand
mitunter leicht beschmutzt; im Eckbereich o.l. kleine Kratzspur; Leiste etwas berieben, sowie u.l. leicht beschädigt; Platte verso fleckig, um unteren Bereich (wohl) kleiner Feuchtigkeitsfleck; Platte verso o.l. nummer. „140“

 

 

Die Landschaften und Porträts des Berliners Helmut Diekmann vermitteln oftmals eine düster beklemmende Atmosphäre. Der Betrachter wird herausgezogen aus seiner gewohnten, vertrauten Umgebung und der Maler versetzt ihn in zerstörte, dunkle Orte mit ganz ebenso dunklen Gestalten.
Das vorliegende, großformatige Gemälde zeigt eine Gruppe von fünf männlichen Personen, die allesamt nur in roten bzw. blauen Unterhosen bekleidet sind. Über den wenig spektakulären, austauschbaren Körpern sitzt dabei jeweils ein zu einer Fratze verzogener Kopf. In dunklen, zittrigen Kohlestrichen gibt Diekmann auf diese Weise jedem einen ganz eigenen, individuellen Ausdruck, der uns als Betrachter zurückschrecken und erschaudern lässt. Werden die Gesichter der beiden Personen links noch durch ein sanftes, beinahe hochmütiges Lächeln umspielt, zeigt sich der Mittlere in einem urig brachialen, animalischen Ausdruck. Der vordere uns am nächsten stehende Mann wirkt dagegen eher fragend, abwartend, überlegend und die fünfte Person nimmt durch ihr Abwenden und ihre Rückenansicht im Allgemeinen eine besondere Rolle innerhalb der Komposition ein.
Diekmann lässt gänzlich offen wer oder was diese Personen sind. Er gibt uns keinen Anhaltspunkt, der uns zu einer möglichen, logischen Kategorisierung führen könnte. – Sowohl die spärliche Bekleidung, als auch die Physiognomie, oder auch die diffus gehaltene Umgebung wirken irritierend und nicht einordbar.
Herausragend figürliche Komposition voll verstörend beklemmender Atmosphäre!

 

 

Zu Helmut Diekmann (10.08.1941 Berlin – 26.03.1968 ebd. (Suizid)):
Maler, Grafiker; mit 12 Jahren beschließt er Maler zu werden; 1956-57 Besuch der Heinrich-Zernack-Schule (Berlin); mit 16 Jahren Einweisung in eine psychiatrische Heilanstalt; 1959-60 Besuch der Meisterschule für das Kunsthandwerk (Berlin); ab 1960 als freischaffender Künstler tätig; Diekmann gehörte zur Kreuzberger Künstlerbohème und erregte Anfang der 60er Jahre in der West-Berliner Kunstszene einiges Aufsehen; Kunstkritikern sahen in dem melancholischen und zu Depressionen neigenden Künstler ein vielversprechendes Talent; Studienreisen nach Belgien und Frankreich; 1960 Ausstellung im „kreuzberger forum“ (Berlin); 1962, 1963 Ausstellung in der „Kleinen Weltlaterne“ (Berlin); 1963, 1964 Ausstellung im Berliner Kunstkabinett; in oft schwermütiger und auch makabrer Art und Weise thematisiert Diekmann in seinen Werken vor allem Menschen und das Berliner Stadtbild; hier zeigt sich eine deutliche Tradition zur sozialkritischen Kunst von Otto Nagel, Käthe Kollwitz und Heinrich Zille; stilistisch lehnt Diekmann sich den Expressionisten an; 1966 Ausstellung in der Galerie Europa (Europacenter, Berlin); Diekmanns wohl bedeutendstes Werk ist der zwölfteilige Wunstorfer Zyklus (1965-67), in dem er seine Erfahrungen aus der psychiatrischen Heilanstalt verarbeitete; 1968 Ausstellung im Foyer der Freien Volksbühne (Berlin-Wilmersdorf); seine letzten Lebensjahren sind von Alkohol- und Drogenmissbrauch gezeichnet; er fängt an mit psychedelischer Kunst zu experimentierten; 26.03.1968 Suizid; 1999 Ausstellung in der Galerie Taube (Berlin)

Literaur
Galerie Taube (1999): Helmut Diekmann 1941-1968. Bilder 1958-1968 [Katalog zur Ausstellung 166, 3. September-23. Oktober 1999]; H.J. Stroot; Viersen
Die kleine Weltlaterne (1966): Helmut Diekmann. Ölbilder, Aquarelle und Graphik [Katalog zur Ausstellung vom 31. Oktober bis 4. Dezember 1966]; o.V.
BÖHLITZ, Michael: Helmut Diekmann, in: „Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 10188767