L U D W I G W Ü R T E L E
Weitere Werke von Ludwig Würtele
Seeufer mit kleinen Booten
Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Platte; gerahmt
u.l. in Rotbraun datiert „1913“
Rahmengrösse: 34,5×39,5cm
Bildgrösse: (etwa) 29×33,5cm
u.l. in Rotbraun signiert „LWürtele“
nicht betitelt
€ 600,-
Zustand
Leinwand aufgezogen auf Platte; in den Randbereichen Leinwand mitunter leicht beschädigt; Ränder aufgrund früherer Rahmung etwas berieben; partiell etwas beschmutzt, fleckig; wenige dezente Retuschen
Ludwig Würtele kann mal wohl was die bildende Kunst angeht als einen eher Spätberufenen bezeichnen. Von Beruf war er eigentlich Retoucheur, bildete sich parallel dazu privat auch im Künstlerischen weiter, woraus dann auch zu dieser Zeit bereits Gemälde entstanden. Doch eine akademische Ausbildung sollte er erst als etwa Vierzigjähriger in den 1920er Jahren in Karlsruhe erhalten.
Ab 1912 war Würtele in seiner Geburtsstadt Heidelberg ansässig und tätig. Das vorliegende Gemälde entstand 1913 und damit kurz nach diesem Umzug und zugleich noch weit vor der Karlsruher Akademiezeit.
Der Maler versetzt uns an das Ufer eines Sees, welches im rechten unteren Bildbereich noch in wenigen Ausläufern erkennbar ist. Am Ufer der Gegenseite liegen zwei kleine Boote. Ein großer, in sattem Grün stehender Baum, sowie der an diesen sich links anschließende braune Zaun lockern den Mittelteil des Bildes farblich auf. Der Hintergrund lässt, wenn auch weniger in Details ausgeführt eine weitläufige Wald- und Wiesenlandschaft erahnen. Das zentrale Motiv der Komposition ist deutlich der im Vordergrund gelegene See. Die Oberfläche ist vom Wind leicht bewegt und es zeigen sich kleine Wellen an denen sich das Licht auf verschiedenste Weise bricht.
Das gesamte Werk zeigt sich in einem beinahe tonigen grünlichen Kolorit. Einzig die dezent hellbräunlichen und rotbräunlichen Ufer, sowie das Dunkelbraun des Baumstamms und des Zauns bilden leichte, aber durchaus harmonische Unterbrechungen. Deutlich ist Würtele bei dieser verhältnismäßig frühen Arbeit ganz von dem Erlebnis in der freien Natur, dem Wind, dem Lichtspiel und den daraus sich ergebenden Farben fasziniert und lässt aus dieser Faszination einen wunderschön anmutigen Momenteinfang entstehen.
Zu Ludwig Würtele (1884 Heidelberg – 1953):
Maler, Zeichner; war von Beruf Retoucheur (Reprograf), parallel dazu bildete er sich privat in der Malerei weiter; ab 1912 in Heidelberg ansässig und tätig; 1915-18 Kriegsdienst; 1920-24 Studium an der Kunstakademie Karlsruhe (bei Albert Haueisen); 1928 porträtierte er den Kunsthistoriker Karl Lohmeyer (1878-1957) (das Gemälde befindet sich im Besitz des Kurpfälzischen Museums Heidelberg); 1934, 1936 Beteiligung an der „Ständigen Kunstausstellung“ (Baden-Baden); 1941 Beteiligung an der „Oberrheinischen Kunstausstellung“ (Kunsthalle Baden-Baden); 1945 Beteiligung an der Ausstellung „Badische Künstler – Maler, Graphiker und Bildhauer aus Nordbaden“ (Kunstverein Karlsruhe; die erste Ausstellung in Karlsruhe nach dem Krieg); Studienreisen nach Italien und Frankreich
Literatur
BAHNS, Jörn (Hrsg.) (1995): Verführt und verraten. Jugend im Nationalsozialismus. Bruchstücke aus der Region [Katalog zur Ausstellung im Kurpfälzischen Museum Heidelberg vom 8. Mai bis 16. Juli 1995]; Weber Druck; Heidelberg; S.192
GRASS, Herbert (Hrsg.) (1934): Das sind Wir. Heidelberger Bildner Dichter und Musiker; Heidelberg; S. 152