L U D W I G   W Ü R T E L E

 

Weitere Werke von Ludwig Würtele

 

 

Schäfer mit seiner Herde auf einer Wiese bei durchbrechendem Sonnenlicht

Öl auf Leinwand; Keilrahmen [verso Keilrahmen gestempelt „W. Welker / Malutensilien / Heidelberg […]“]; gerahmt
u.r. in Rotbraun datiert „[19]23“

Rahmengrösse: 71x61cm
Bildgrösse: 60,5x50cm

u.r. in Rotbraun signiert „LWürtele“
nicht betitelt

€ 850,-

 

Zustand
partiell leicht fleckig; Leinwand mitunter sehr schwach an Spannkraft nachlassend; Rahmen mit leichten Gebrauchsspuren (etwas berieben, leicht beschmutzt)

 

 

Ludwig Würtele kann mal wohl was die bildende Kunst angeht als einen eher Spätberufenen bezeichnen. Von Beruf war er eigentlich Retoucheur, bildete sich parallel dazu privat auch im Künstlerischen weiter, woraus dann auch zu dieser Zeit bereits Gemälde entstanden.
Doch eine akademische Ausbildung sollte er erst als etwa Vierzigjähriger in den 1920er Jahren in Karlsruhe erhalten.
Wir blicken auf eine Weide- und Wiesenfläche, die sich bis zum Hintergrund hin ausdehnt. Im mittleren Bildbereich stehen links und rechts zwei kleinere Baumgruppen, sowie mittig ein einzelner Baum, welche durch ihre dunkle und satte Farbgebung die Bildtiefe unterstützen. Entgegen dieser dunkleren Farbgebung der Bäume zeigen sich im Hintergrund in einem helleren und dezenteren Kolorit ausgeführte Berge, welche gleichsam einen farblichen Gegenpol zum dunklen Vordergrund bilden. Würtele legt besondere Aufmerksamkeit auf die Lichtführung. Durch die beinahe vollständige graue Wolkendecke lässt er einzelne Sonnenstrahlen durchbrechen, die dann ebenso partiell und ausschnittsweise die Landschaft in ein irreal träumerisches Licht tauchen. Zwischen den beiden Baumgruppen fügt sich in der Farb- aber auch in der Formgebung ein Schäfer mit seiner Herde in die Landschaft ein. Auf einen Stock gestützt überblickt er die Schafe, ihm gegenüber sitzt sein wachsamer Hund. Die Tiere grasen friedlich und von allem Äußeren gänzlich ungestört. Sind die Schafe im vorderen Bereich noch in ihren Konturen einzeln erkennbar und voneinander unterscheidbar, so lässt Würtele die Konturen mehr und mehr ineinander übergehen, je weiter man der Schafherde nach Hinten folgt. Am Ende scheinen sie gänzlich zu verschwimmen und in die sie umgebende Landschaft überzugehen. Neben anderen ist es dann gerade auch ein solches malerisches Mittel, durch das die Komposition eine gewisse phantastische, naturmystische Stimmung erhält, die über eine bloße naturalistische Darstellung hinausgeht.

 

 

Zu Ludwig Würtele (1884 Heidelberg – 1953):
Maler, Zeichner; war von Beruf Retoucheur (Reprograf), parallel dazu bildete er sich privat in der Malerei weiter; ab 1912 in Heidelberg ansässig und tätig; 1915-18 Kriegsdienst; 1920-24 Studium an der Kunstakademie Karlsruhe (bei Albert Haueisen); 1928 porträtierte er den Kunsthistoriker Karl Lohmeyer (1878-1957) (das Gemälde befindet sich im Besitz des Kurpfälzischen Museums Heidelberg); 1934, 1936 Beteiligung an der „Ständigen Kunstausstellung“ (Baden-Baden); 1941 Beteiligung an der „Oberrheinischen Kunstausstellung“ (Kunsthalle Baden-Baden); 1945 Beteiligung an der Ausstellung „Badische Künstler – Maler, Graphiker und Bildhauer aus Nordbaden“ (Kunstverein Karlsruhe; die erste Ausstellung in Karlsruhe nach dem Krieg); Studienreisen nach Italien und Frankreich

Literatur
BAHNS, Jörn (Hrsg.) (1995): Verführt und verraten. Jugend im Nationalsozialismus. Bruchstücke aus der Region [Katalog zur Ausstellung im Kurpfälzischen Museum Heidelberg vom 8. Mai bis 16. Juli 1995]; Weber Druck; Heidelberg; S.192
GRASS, Herbert (Hrsg.) (1934): Das sind Wir. Heidelberger Bildner Dichter und Musiker; Heidelberg; S. 152