L I L L I    S Z K O L N Y    (05.06.1906 München – 08.08.1942 Riga)

 

Weitere Berliner Künstler

 

 

junges Mädchen (wohl um 1935-38)

Aquarell und Kohle auf Zeichenpapier, am oberen Rand befestigt in Passepartout
undatiert [wohl um 1935-38];
auf eingeklebtem altem Papierausschnitt signiert/bezeichnet[?]

Größe: 43,5 x 27,4 cm (Blatt) bzw. 57,5 x 44,5 cm (Passepartout)
ohne Titel; junges Mädchen

€ 570,-

Kaufanfrage

 

 

Zustand
Blatt am oberen Rand befestigt in Passepartout; mittig technikbedingt etwas wellig / knittrig; in der Blattmitte zwei vertikale Knickspuren; im unteren Blattbereich horizontale Knickspur; Ecken etwas bestoßen; sehr schwach stockfleckig

 

 

Über die Zeichnerin, Grafikerin und Illustratorin Lilli Szkolny ist wenig bekannt. Sie war zeitweise verheiratet mit Franz Weiner (1898 Wien – 1940 KZ Sachsenhausen), lebte zuletzt aber geschieden in Berlin (Xantener Straße 9). Von dort wurde sie am 15. August 1942 nach Riga deportiert, wo sie dann nur wenige Tage später am 18. August verstarb.

Künstlerisch ist sie vor allem dafür bekannt, dass sie die Illustrationen für „Spatz macht sich“ von Meta Samson schuf, dieses war 1938 „das letzte Kinderbuch, das bei einem jüdischen Verlag in Deutschland erschien“ (Bettina Kümmerling-Meibauer). Weiterhin illustrierte sie auch Geschichten in „Die Wunschkiste. Die schönsten Geschichten, Spiele und Rätsel aus dem Kinderblatt der C.-V.-Zeitung“ (1936). Und ebenso schuf damals auch Dörte Clara Wolff, genannt „Dodo“, (1907 Berlin – 1998 London) Illustrationen für diesen Band. Zwischen beiden Künstlerinnen lassen sich durchaus Ähnlichkeiten bei der Darstellung finden und es ist gut vorstellbar, dass Lilli Szkolny und „Dodo“ sich als junge, talentierte jüdische Künstlerinnen aus Berlin gekannt haben.

Das vorliegende Aquarell zeigt eine junge Frau in einem blauen Kleid, bei dem es sich vielleicht um eine Schuluniform handelt. Durch die gezeigte Haltung – die linke Hand ist locker in die Hüfte gestemmt, der rechte Fuß angewinkelt – bekommt das Motiv eine sehr lockere, ungezwungene Atmosphäre. Es zeigen sich dabei deutliche Bezüge zu der Geschichte von Meta Samson und vielleicht entstand dieses Werk im Kontext der Illustrierung des Bandes, obgleich sich dieses Motiv nicht in dem Band als Illustration finden lässt.

 

 

Zu Lilli Szkolny (05.06.1906 München – 08.08.1942 Riga):
Zeichnerin, (Werbe-)Grafikerin, Illustratorin. Lilli Szkolny war das älteste von drei Kindern der Eheleute Franz Szkolny (1877 Berlin – 1935 München) und Frieda, geb. Selz (1885 München – 1941 München (Suizid). Der Vater war Numismatiker und Teilhaber der Münchner Münzenhandlung Dr. Eugen Merzbach Nachf. Lilli Szkolny war zeitweise verheiratet mit dem Handelsvertreter und Ingenieur Franz Weiner (1898 Wien – 1940 KZ Sachsenhausen), lebte zuletzt aber geschieden in Berlin (Xantener Straße 9). Von dort wurde sie am 15. August 1942 nach Riga deportiert, wo sie dann nur wenige Tage später am 18. August umgebracht wurde.

Über die künstlerische Ausbildung ist nichts bekannt.

Das Schaffen von Lilli Szkolny ist heute vor allem durch ihre Tätigkeit als Illustratorin bekannt. 1936 schuf sie Zeichnungen und auch das Deckblatt für “Die Wunschkiste. Die schönsten Geschichten, Spiele und Rätsel aus dem Kinderblatt der C.-V.-Zeitung”. Auch Dodo schuf damals Zeichnungen für diese Publikation und es lassen sich bei der künstlerischen Ausführung durchaus Bezüge und Ähnlichkeiten zwischen beiden Künstlerinnen feststellen. Daneben schrieb Lilli Szkolny für die „Wunschkiste“ auch den Text „Ich fahre mal nach England“, in dem sie einen Besuch bei ihrem Bruder Georg (1919–1942) beschreibt, der seit 1935 Schüler an der Stoatley Rough School bei Haslemere war. Im Jahr 1937 besorgte sie die Montage für den Band „Gemeinschaftsarbeit der jüdischen Jugend“ (Berlin). Und 1938 schuf sie die Illustrationen für “Spatz macht sich“ von Meta Samson. Dieses war „das letzte Kinderbuch, das bei einem jüdischen Verlag in Deutschland erschien” (Bettina Kümmerling-Meibauer).

Um 1935 schuf Abraham Pisarek Porträtfotografien von Lilli Szkolny. Diese Fotografien befinden sich heute als Teil des “Bildarchivs Abraham Pisarek” im Bestand der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.

Illustrationen
1936 Die Wunschkiste. Die schönsten Geschichten, Spiele und Rätsel aus dem Kinderblatt der C.-V.-Zeitung (Berlin: Philo-Verlag). Szkolny schuf hier das Deckblatt, zwei Zeichnungen zu der Geschichte “Das Neujahrsfest der Bäume” von Setta Richter und zudem verfasste sie den Text “Ich fahre mal nach England” (mit Illustrationen).
1938 Meta Samson: Spatz macht sich (Berlin: Philo-Verlag). Hierfür schuf Szkolny insgesamt 14 Illustrationen.