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Weitere Werke von Karl Schröder-Tapiau
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Karl Schröder-Tapiau: Sommerlandschaft (in der Schwäbischen Alb)

 

Sommerlandschaft (in der Schwäbischen Alb)

Öl auf Leinwand, aufgezogen auf Pappe, gerahmt
nicht datiert, um 1910-15

Rahmengrösse: 57,5×45,5cm
Leinwandgrösse: 50×38,8cm

u.l. signiert „Schröder-Tapiau“
nicht betitelt

€ 2.200,-

 

Zustand
Leinwand, aufgezogen auf Pappe; partiell leicht beschmutzt; unterlegte Pappe verso etwas fleckig; Rahmen mit wenigen leichten Gebrauchsspuren

 

 

                            

 

 

Frau Dr. Bärbel Schäfer (Dachau) hat das vorliegende Gemälde im Original begutachtet und kommt in ihrer Expertise (v. 23.01.2016) zu dem Fazit: „Aufgrund der stilistischen Merkmale wie Komposition, Maltechnik, Farbigkeit und Signatur handelt es [sich] bei dem Gemälde ‚Sommerlandschaft‘ um ein authentisches Werk von Karl Schröder-Tapiau“.

 

 

Der aus dem ostpreußischen Tapiau (heute: Gwardeisk) stammende Künstler besuchte anfangs die Preußische Akademie der Künste in Königsberg, bevor er sich ab 1892 in Karlsruhe niederließ. Dort besuchte er zuletzt auch als Meisterschüler die dortige Kunstakademie und konnte sich nach deren Abschluss als Porträtmaler etablieren. 1901 verzog Schröder-Tapiau nach München, wo ihm jedoch ein vergleichbarer künstlerischer Erfolg versagt blieb, so dass er 1912 nach Dachau übersiedelte. In Dachau erfährt er neue, prägende Eindrücke, die sich nicht zuletzt in einem ‚modernen‘ Stil seiner Werke zeigen.
Zur zeitlichen Einordnung des vorliegenden Gemäldes schreibt Dr. Schäfer: „Aufgrund des Malstils, der am Übergang von einer biedermeierlichen Auffassung zum Impressionismus steht und noch nicht die kühne Perspektive der Ansichten der Dachauer Altstadtkrone um 1922/1924 aufweist, darf von einer früheren Entstehungszeit, etwa um 1910 bis 1915, ausgegangen werden.“
Als Betrachter versetzt uns Schröder-Tapiau in eine sommerliche Landschaft. Obgleich der Künstler die Ansicht nicht lokalisierte bzw. bezeichnete, mag man hierbei versucht sein an einen Blick von Essingen, über Hohenroden zum signifikant kantigen Rosenstein zu denken. Aufenthalte Schröder-Tapiaus in der Ostalb bzw. der Schwäbische Alb sind bisher nicht bekannt. „Dennoch ist es durchaus möglich, dass er auf seinen Reisen die Gegend besuchte und dort auch malte“, wie Dr. Schäfer in Bezug auf eine mögliche topografische Zuordnung des Motivs festhält.
Ausführlich beschreibt Dr. Schäfer dieses Motiv: „Das Bild zeigt ein hügeliges Bauernland im Sommer. Die Landschaft ist von hellen, frischen Grüntönen bestimmt. Der Himmel ist sommerlich hell mit kleinen, weißen Wolkenballungen. Der Blick des Betrachters wird durch den Weg rechts im Vordergrund in das Bildgeschehen gezogen und entlang einer Wiese und vorbei an Zäunen zu einer Baumgruppe im Zentrum geführt. Sie ist der Bildmittelpunkt in dieser ruhigen, sanft geschwungenen Landschaft und im Unterschied zu den übrigen Bildobjekten schärfer konturiert. Ihr Schattenwurf weist auf eine Tageszeit am späten Mittag oder frühen Nachmittag hin. Hinter der Baumgruppe liegen in den Bildmittelgrund gebreitete Feldflächen. Ihre unterschiedlichen Grüntöne bilden ein grafisches Muster. Im Hintergrund zieht sich von links ein hoher Waldsaum durch die Landschaft und grenzt sie gegen den Horizont ab. Diese mit Schatten und Lichtern lebendig gestaltete Zone wird in Leserichtung schmäler und verliert sich in der Ferne, um eine Akzentuierung in einem kleinen Berg in weiter Ferne zu finden. Der Berg, möglicherweise der Rosenstein bei Heubach, ist am Horizont scharf gegen den Himmel abgegrenzt zu erkennen. Der Weg im Vordergrund lenkt den Blick des Betrachters in direkter Linie dorthin. Alles ist wohlgeordnet und überschaubar.“

 

 

Zu Karl Schröder-Tapiau (25.10.1870 Tapiau (heute: Gwardeisk) – 27.12.1945 München):
Maler; die Eltern erkannten das Talent des Sohnes und förderten ihn; Studium an der Preußischen Akademie der Künste in Königsberg (bei Carl Steffeck); ab 1892 Studium an der Kunstakademie Karlsruhe (bei Leopold Graf von Klackreuth, Gustav Schönleber, Wilhelm Trübner, Hans Thoma); Meisterschüler bei Ferdinand Keller; Schröder-Tapiau etablierte sich in der Karlsruher Gesellschaft als Porträtmaler; in Karlsruhe war er wohnhaft in der Bismarckstraße 14; 1901 Umzug nach München; da in München der künstlerische Erfolg ausblieb, verzog er 1912 nach Dachau; dort bezog er ein Atelier in der Münchner Straße 1, er fand Anschluss an weitere Künstler; im Ersten Weltkrieg war er als Sanitäter in Frankreich eingesetzt; nach dem Krieg Mitbegründer der „Künstlergruppe Dachau“; Mitglied der „Münchner Künstlergenossenschaft“; bei Carl Thiemann lernte er die Technik des Holzschnitts; 1940 Umzug nach München; Schröder-Tapiau malte bevorzugt Porträts, Landschaften, Stadtansichten und Blumenstillleben; 1952 Gedächtnisausstellung in der Städtischen Galerie in München

Literatur
HERES, Horst (1985): Dachauer Gemäldegalerie; Bayerland; Dachau; S. 268
LUDWIG, Horst (1983): Münchner Maler im 19. Jahrhundert [Bd. 4]; Bruckmann; München; S. 107
TIMM, Werner (1982):Kunstakademie Königsberg, 1845-1945; Essen – Regensburg; S. 89