H A R R Y   B E H R

 

Weitere Werke von Harry Behr

 

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Halb entkleidete Frau aus einem (wohl) Hamburger Etablissement

Tuschfeder sandfarbenem Zeichenpapier
mittig rechts datiert „23. XII 1949“, sowie u.r. datiert „1949“

Blattgrösse: 21,1x30cm

u.r. signiert „Behr“
nicht betitelt

€ 230,-

 

 

 

 

      

 

Zustand
Ränder leicht nachgedunkelt; partiell wenige leichte Druckstellen; Ecken u.l. und u.r. mit minimalem Knick; Ecke o.l. mit leichter Quetschung

 

 

Einen Tag vor Heiligabend 1949 entstand das vorliegende Portrait. Harry Behr fand seine Motive oftmals im Nachtleben und in Vergnügungsvierteln Hamburgs. Die Frau, die er hier portraitierte wird aus einem solchen Etablissement kommen. Halb entkleidet steht sie vor uns, das rechte Bein leicht erhoben, die Arme hängen etwas müde herab. Unter dem leicht gelockten Haar erscheint ein gleichgültiges, vielleicht auch trauriges Gesicht. Keinesfalls ist dies eine Glorifizierung und ebenso wenig eine Anklage, vielmehr vermeint man die Frau so zu sehen wie sie an diesem 23. Dezember 1949 war – müde, erschöpft, vielleicht traurig oder unzufrieden, aber über allem in ihrer gezeichneten Individualität doch schön.

 

 

Zu Harry Behr (11.10.1907 Reichenbach (Vogtl.) – 2.6.1966 Hamburg):
Sohn des Stillleben-, Landschaftsmalers Felix Behr; 1911 Umzug der Familie nach Hamburg; 1928-32 Studium an der Kunstgewerbeschule Hamburg (bei Hugo Meier-Thur); 1930 Veröffentlichung des handgefertigten autobiographischen „Roman eines Sonderlings“; 1932 Meisterschüler; Atelier in der Wexstrasse 23 (später in der ABC-Straße 12c); 1938/39 wurde Behr denunziert und sein Atelier wurde durchsucht, dabei wurden etliche eigene Bilder, sowie Werke jüdischer Künstler konfisziert; Behr kam 24 Stunden in Untersuchungshaft; im Zweiten Weltkrieg in Dänemark und Norwegen stationiert; nach 1945 Suizid der Ehefrau Grethel, geb. Roth, und der Tochter; Tätigkeit als Kunsthändler, die jedoch erfolglos blieb

Werke von Harry Behr befinden sich u.a. in der Kunstsammlung des NDR, sowie in der Sammlung Dr. Maike Bruhns (Hamburg).

Ausstellungen
1925 Juryfreie-Ausstellung, Hamburger Kunsthalle
1950 Galerie Commeter, Hamburg (Einzelausstellung)
1997 Hotel Elysee, Hamburg (Einzelausstellung)

Literatur
Bruhns, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.66-67
Familie Kay Rum (Hrsg.): Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs (überarbeitet von Maike Bruhns); Wachholtz; Neumünster – Hamburg; S. 36