H A N S P A P E
recto: am Boden sitzende Frau
verso: Skizze eines Frauenportraits
recto: Kohle
verso: (farbschwache) Aquarellfarben; auf bläulich-grauem Ingrespapier (Wasserzeichen „MBM France Ingres d´Arches“)
recto u.r. in Blei datiert „26.10.[19]19“
Blattgrösse: 47,8×63,2cm
recto u.r. in Blei signiert „HPape“
nicht betitelt
€ 400,-
Zustand
Druckstellen im Blatt; am linken Blattrand leicht vertikale Stauchungen; am rechten Blattrand partiell leicht wellig; Ecken etwas bestoßen; Ecke u.r. mit zwei kleinen diagonalen Knickspuren; am linken Blattrand im unteren Bereich mit kleinen Einrissen (bis etwa 0,5cm Länge); in den vier Ecken kleine Einstichlöcher
Auf der Vorderseite des vorliegenden Blattes sieht man eine am Boden sitzende, kauernde Frau. Besonderes Augenmerk legte der Künstler auf den Falten- und Schattenwurf des Kleides, sowie auf die Körperhaltung. Gestützt auf den linken Arm, der rechte Arm hinter dem Rücken bzw. dem Gesäß haltend, erscheint die Dargestellte in einer gemütlich alltäglichen Haltung. Beachtenswert und keineswegs typisch ist sowohl die Mimik als auch die Frisur – beides verweist auf eher avantgardistische, vom Expressionismus beeinflusste Züge. Hans Pape zeichnete das Blatt während seiner Studienzeit in München, so dass diese Arbeit als ein sehr frühes Zeugnis seiner Hinwendung zum Expressionismus gelten darf. Pape selbst schreibt über diese Zeit: „Ein Lazarettzug bringt mich gegen Kriegsende zufällig nach München. Meine Weiterbildung kann ich dort bei Julius Diez und Peter von Halm aufnehmen. In diesen Jahren sagt mir die Farbe nicht viel. Versuche in der Malerei führen zu keinem Ergebnis. In der Graphik finde ich die Möglichkeit, die Erlebnisse der letzten Jahre umzusetzen. Das Wollen des Expressionismus, die Dinge von innen her zu erfassen und zu gestalten, kommt meinen Absichten entgegen“ (Freie Künstlergemeinschaft „Schanze“ (Hrsg.) (1966): Hans Pape. Druckgraphik Zeichnungen und Aquarelle [Kollektivausstellung Münster 23.1-20.2.1966]; Münster; unpag. [S. 3]).
Zu Hans Pape (01.10.1894 Hamburg – 30.11.1970 Münster):
Maler, Graphiker, Illustrator; Studium an den Kunstakademien in Hamburg und München (bei Peter von Halm); 1925-60 Leitung der Fachklasse für Buchgewerbe und Gebrauchsgrafik an der Werkkunstschule Münster; ab 1925 Mitglied der Künstlergemeinschaft Schanze; ab 1925 übernahm Pape die Gestaltung der meisten Plakate der „Schanze“; 1937 wurden bei der Aktion „Entartete Kunst“ drei Werke beschlagnahmt; zahlreiche Illustrationen für Bücher (u.a. von Hans-Friedrich Blunck, Heinrich von Kleist, Wilhelm Schäfer); anfänglich vom Expressionismus beeinflusst, von dem sich Pape aber Mitte der 1920er Jahre wieder löste; er näherte sich in den 1920er und 1930er Jahren mehr einer neusachlichen Ausrichtung an
Literatur
BRUHNS, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; S.314-315
KAUDER-STEININGER, Rita (1999): Avantgarde in Münster?, in: Avantgarden in Westfalen? Die Moderne in der Provinz 1902-1933; Ardey-Verlag; Münster; S. 49-58 [hier: 54-55];
HÖLSCHER, Eberhard (1928): Hans Pape [Deutsche Buchkünstler und Gebrauchsgraphiker der Gegenwart]; Sonderdruck aus dem Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik Heft 10/1928