E R I C H – J O A C H I M   H E Y M A N N

 

Weitere Werke von Erich-Joachim Heymann

 

Erich-Joachim Heymann: Motiv aus Gilge

 

„Motiv aus Gilge am Kurischen Haft“ (Ostpreußen)

Aquarell, Tempera und Bleistift auf Malkarton
verso rechts unten (von fremder Hand?) mit Bleistift datiert „1936“ [anzunehmen ist ein Entstehungszeitraum von 1934-35]

Grösse: 65,2x50cm

verso rechts unten (von fremder Hand?) mit Bleistift signiert „Heymann“
verso rechts unten mit Bleistift betitelt: „Motiv aus Gilge am Kurischen Haft“

€ 700,-

 

             

 

Zustand
an den Rändern technikbedingte kleine Einstichlöcher (je vier an den Rändenr links und rechts sowie je fünf an den Rändern oben und unten); Ecke rechts unten mit leichter Stauchung; Ecke links oben mit leichter Stauchung; verso leichte Lagerspuren; verso an den Rändern Reste früherer Befestigung (braune Klebestreifen); partiell leichte Druckstellen

Ausstellung
1935, Dresden, Studentenhaus, „Junge Dresdner Künstler der Kulturstelle Dresden des Nat.-Soz. Deutschen Studentenbundes“ [siehe hierzu ein schwarz-weiß Foto des Werks (fotografiert von Walter Möbius) bei der Deutschen Fotothek (Aufn.-Nr.: df_hauptkatalog_0055635)]

 

 

Die oftmalige Überlappung von nationalsozialistischer Kunst- und Kulturpolitik und Kunst der Moderne wird am Beispiel dieses Aquarells einmal mehr belegt. Heymann wird einerseits charakterisiert als „aktiver Nazi und Mitbetreiber der Verfolgung der Moderne“ (THIELE, Gertrud (1990): Die Akademie unter der Herrschaft des deutschen Faschismus [1933-1945]; in: Hochschule für Bildende Künste Dresden (Hrsg.): Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste; VEB; S.348) und andererseits zeigt dieses Aquarell einen Künstler der so gar nicht einer biederen Wohnstuben- oder Wirtshauskunst anhängig ist.
In schwungvollen, ausladenen Pinselstrichen entwirft Heymann eine Ansicht aus Gilge. Durch die flotte Malweise und die schnell erfasste Farbgebung wird der Betrachter förmlich in die kleine Gasse zwischen Holzhaus und Holzstapeln gezogen an deren Ende weitere Häuser zu erkennen sind. Die Komposition erfährt dadurch eine ganz eigene Dynamik fern von verklärender dörflicher Idylle. Die Tatsache, dass hier keine Menschen zu sehen sind, wirkt zudem keinesfalls wie ein Manko, sondern verstärkt vielmehr noch diese kühle und mitunter auch anonym befremdliche Stimmung.
Herausragend expressiv-realistische Landschaftskomposition!

 

 

Zu Erich-Joachim Heymann (geb. 1912 – Todesdatum unbek.):
Studium an der Kunstakademie Dresden; November 1934 Ausstellungsbeteiligung -Sächsische Aquarell-Ausstellung Dresden 1934- (Brühlsche Terasse/Dresden); 1935 Ausstellungsbeteiligung -Junge Dresdner Künstler der Kulturstelle Dresden des Nat.-Soz. Deutschen Studentenbundes- (Studentenhaus Dresden); Promotion in Kunstgeschichte; Hauptschriftleiter der Zeitschrift -Der Altherrenbund-; ab 1944 durch Einfluss des Rektors Paul Fliether Dozent an der Kunsthochschule Dresden;

Literatur
THIELE, Gertrud (1990): Die Akademie unter der Herrschaft des deutschen Faschismus [1933-1945]; in: Hochschule für Bildende Künste Dresden (Hrsg.): Dresden. Von der Königlichen Kunstakademie zur Hochschule für Bildende Künste; VEB; S.348, 353, 357
PAPENBROCK, Martin/SAURE, Gabriele (Hrsg.) (2000): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen [Teil I. Ausstellungen deutscher Gegenwartskunst in der NS-Zeit]; Weimar; S. 118