L O U I S F R I T Z E
Weitere Werke von Louis Fritze
Halbfigurenporträt eines Mädchens
Pastellkreiden und Kohle auf Papier; aufgezogen auf Karton; gerahmt; unter Glas
u.l. datiert „1883“
Rahmengrösse: 47,5x58cm
Bildgrösse: (etwa) 39,5×50,5cm (im Oval)
u.l. signiert „Louis Fritze px. [pinxit]“
nicht betitelt
verkauft
Zustand
Papier aufgezogen auf Karton; in den Ecken montierungsbedingt kleine Druckstellen; in den unteren beiden Ecken teilweise etwas berieben und Verluste der Farbschicht; Ecke o.l. mit kleinem Einriss; Ecke u.r. mit Einriss; partiell schwach fleckig
„Fritzes Maltechnik lag vorwiegend in der Anwendung von Pastellfarben. Sie war für ihn die günstigste, wenn man in Betracht zieht, daß er nur im Auftrag malte und dadurch viel auf Reisen war. Sein Reisegepäck, die Malutensilien bestanden eben in diesem Falle nur aus Papier und Farbstiften, was ihm einmal das Reisen erleichterte, zum anderen ging seine Malerei durch diese Technik wesentlich schneller vonstatten“ (Rudolf Richter / Hans-Jürgen Lange / Klaus Müller (1990): Anton Louis Fritze – Leben und Werk eines Porträtmalers, in: Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach [Bd. 18]; Carl Link Druck; Kronach; S. 165-174 [hier: 169]).
Die hier beschriebene Malweise von Louis Fritze zeigt sich in dem vorliegenden Porträt deutlich. In zarten, gekonnt detailliert eingesetzten Pastellfarben zeigt sich uns das Halbfigurenbild eines jungen Mädchens. Die rechte Seite des Körpers ist leicht nach vorne geneigt, wogegen die linke Seite dezent in den Hintergrund weist. Die blonden, hellbraunen Haare sind glatt nach hinten gekämmt und geben so den Blick auf das helle, zart zerbrechliche, aus heutiger Sicht beinahe kränklich anmutende Gesicht frei. Die gesamte Mimik wirkt ernst und so gar nicht alterstypisch.
Das mit Rüschen besetzte Unterhemd, der Ohrring und das Amulett sollen wohl auf einen gewissen Wohlstand hinweisen. Der kleine Blütenstrauß in der rechten Hand des Mädchens wirkt dagegen wie ein den damaligen Wünschen der Auftraggeber entsprechendes Arrangement. Insbesondere die Blüte wirkt in ihrer Blässe unnatürlich, um nicht zu sagen: artifiziell, und bildet dadurch aber zugleich auch ein schönes Pendant zur Blässe des Gesichts.
„Die Bedeutung Fritzes liegt in der weiteren Tatsache, daß er uns ein kulturgeschichtlich wichtiges Erbe, eine fast lückenlose Galerie von Menschen aus den mittleren Ständen unserer Vorfahren, wie Handwerker, Bauern, kleiner Unternehmer, junge Burschen und Mädchen, Bauersfrauen, kurzum Bürger aller Klassen und Stände hinterlassen hat, die doch viel lebendiger und eindringlicher als die neben ihm aufkommende Fotografie zu uns von unseren Vorfahren sprechen“ (ebd.).
Zu Anton Louis Fritze (22.12.1810 Schmiedefeld / Thüringen – 26.10.1896 ebd.):
Kunst- und Portraitmaler; nach der Grundschule erlernte er den Beruf des Porzellanmalers; Besuch einer Zeichenschule (wohl in Ilmenau); 1832 Heirat mit der Tochter des Schmiedefelder Pfarrers Johann Jakob Korn; aus dieser Ehe gingen insgeamt sieben Kinder hervor; 1848 während der revolutionären Bewegung war Fritze als Anführer in der Gemeinde Schmiedefeld aktiv; im Späteren sorgte dies für schweres Mißtrauen und führte auch zu Umzug der Familie; um 1850 war die Portraitmalerei die Haupteinnahmequelle Fritzes; 1851 war er im Raum Sonneberg aktiv und malte die ersten Portraits Sonneberger Bürgerinnen und Bürger; am 03.01.1852 stellte er an den Magistrat der Stadt ein Gesuch zur Erlangung der Bürgerrechte in Sonneberg, was jedoch aufgrund seiner ‚1848er‘-Aktivitäten vom Magistrat abgelehnt wurde; 1853-54 verließ Fritze den Thüringer Raum und übersiedelte nach Bayern (v.a. Lkr. Kronach, Coburg, Bamberg); 1855 Rückkehr nach Schmiedefeld; im Folgenden entfaltete Fritze eine rege Tätigkeit; 1862 verstarb seine Ehefrau; 1864 zweite Heirat mit Maria Amalie, geb. Edel (Tochter des Oberförsters), aus Kießling (Kr. Lobenstein); neben der Malerei spielte Fritze Klavier, Posaune, Gitarre und komponierte Gedichte und Lieder; seine letzten malerischen Arbeiten stammen aus den Jahren um 1888; 1912-13 wurden Arbeiten Fritzes in der Ausstellung „Sonneberger alte und neue Kunst“ (Spielzeugmuseum Sonneberg) gezeigt; 1962 wurden abermals Werke Fritzes in Sonneberg ausgestellt; 11.09.-24.10.1976 Ausstellung „Leben und Werk des Malers Louis Fritze – ein Beitrag zur Kulturgeschichte Sonnebergs im 19. Jh.“ (Kleine Galerie des Kulturbundes der DDR im Spielzeugmuseum Sonneberg; 1976 wurde der Steinmetz Edgar Betz aus Schmiedefeld beauftragt am Wohnhaus von Louis Fritze eine Gedenktafel anzubringen und einen neuen Grabstein zu erstellen; Fritze arbeitete vornehmlich mit Pastellfarben
Literatur
RICHTER, Rudolf / LANGE, Hans-Jürgen / MÜLLER, Klaus (1990): Anton Louis Fritze – Leben und Werk eines Porträtmalers, in: Heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach [Bd. 18]; Carl Link Druck; Kronach; S. 165-174