F R I E D R I C H    K U N I T Z E R

 

Weitere Werke von Friedrich Kunitzer

 

 

„Wiesbadener Atelier“ (1949)

betitelt „Wiesbadener Atelier“ bei: Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk; Worpsweder Verlag; S. 85
Aquarell, Tempera, Deckweiß auf Ingrespapier
undatiert [1949], die Datierung folgt der Angabe bei Küster (1996: 85).
u.l. signiert „F. Kunitzer“, sowie u.r. nochmals etwas farbschwach signiert
Größe: 48,7 x 31,5 cm

€ 750,-

Kaufanfrage

 

 

Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; Ecke unten links mit Papierverlust; Ecke u.r. mit Bestoßung; im rechten Bereich mittig leichte Knickspur; im linken Bereich mittig und oben vereinzelt kleine bräunliche Flecken; im Bereich unten rechts (etwas links des rechten Stuhlbeines) kleiner Fleck (etwa 1x1mm); Blatt im oberen Randbereich sehr leicht wellig; am oberen Rand mittig kleines Einstichlöchlein
verso in den vier Ecken Reste von braunem Klebeband; verso mittig Aufkleber mit handschriftlicher Bezeichnung „K. Kallnbach / F.K. 1 110“

Abbildung
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (Mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann, hrsg. v. Kuno Kallnbach); Worpsweder Verlag; S. 85 [ganzseitige Farbabb.] Eine Abbildung der relevanten Seite ist weiter unten angefügt.

Provenienz
Sammlung Kuno Kallnbach, Tann/Rhön
[Kallnbach war Förderer von Friedrich Kunitzer und erwarb etwa 150 Werke von diesem. In seiner Hotelanlage in Engelsbach (Friedrichsroda, OT Finsterbergen) stellte er Kunitzers Arbeiten aus und bemühte sich auch darüber hinaus seine Werke öffentlich zu zeigen.]

 

 

„Bevor er [d.h. Friedrich Kunitzer] sich mit seiner Frau in der Nähe von Kördorf niederließ, siedelte er nach Wiesbaden und suchte hier Anschluß an bestehende Künstlerkreise. Er wurde Mitglied im Vorstand des Ringes ‚Bild‘, einer Assoziation von freischaffenden bildenden Künstlern, weniger von gemeinsamem künstlerischen[sic] Programm als von gemeinschaftlicher Ausstellungstätigkeit erfüllt. Überaus schwierig war der Versuch, sich in den fünfziger Jahren als ein realistisch orientierter Künstler ohne Kompromisse von der eigenen Arbeit zu ernähren.“ [Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (Mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann); Worpsweder Verlag; S. 38.]

1959 erwerben er und seine Frau ein Grundstück im Jammertal und errichten dort ein Blockhaus, was fortan zum Lebensmittelpunkt des Paares wurde.

Das vorliegende Werk entstand zu Beginn seiner immerhin zehnjährigen Schaffenszeit in Wiesbaden. Kunitzer lebte damals im Cheruskerweg 30 in Wiesbaden-Biebrich.
Der Blick fällt in das kleine Zimmer in dem alles wie gedrängt erscheint. – Die Staffelei am linken Rand, darunter eine Mappe und davor ein Krug mit Blumen und links ein Stuhl. Aus dem Jahr 1950 ist eine Tuschzeichnung nachweisbar [Abb. in ebd.: S. 58.], die gerade diesen Stuhl unter dem hier gezeigten Fenster darstellt und damit trefflich die Liebe Kunitzers zu den einfachen Dingen illustriert.

 

 

Zu Friedrich Kunitzer (09.02.1907 Przedecz [dt. Moosburg] – 14.03.1998 Kördorf):
Maler, Zeichner, Schriftsteller; 1909 Übersiedlung der Familie nach Faroslawl an der Wolga, wo der Vater am zaristischen Kadettenkorps Deutschunterricht gibt; 1918 flieht die Familie nach Lodz, dort besucht Kunitzer das deutsche Gymnasium; 1926 Beginn des Studiums an der Kunstakademie Krakau; 1929 kurzzeitiges Studium an der Kunstakademie Berlin und kurzer Aufenthalt in Worpswede; 1930 Studium in Paris bei der dortigen Filiale der Krakauer Akademie (bei Józef Pankiewicz); 1932 Pflichtdienst beim polnischen Militär in Wolhynien; 1936 kann er durch ein Stipendium an der Münchner Akademie studieren und wird dort Meisterschüler Karl Caspars; 1937 Aufenthalt im Haus von Karl Caspar in Brannenberg am Inn; anschließend Fortsetzung des Studiums in München (bei Adolf Schinnerer); Ateliergemeinschaft mit Eugen Nell; 1942 Kriegsdienst und Gefangenschaft; während des Kriegsdienst weiterhin zeichnerisch tätig (im Späteren erscheint dazu die Publikation „Ikonen im Pulverrauch. Eine Zeichenfeder erlebt den Russlandfeldzug“ (o.J., Weinheim)); 1946 Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft und Aufenthalt in Alsfeld; 1949 Übersiedlung nach Wiesbaden und dort bis 1957 ansässig und tätig; 1957 Heirat mit der russischen Tänzerin Tamara, geb. Weiland, und Übersiedlung nach Kördorf, wo er sich ein Blockhaus baut und eine eigene Landwirtschaft samt Fischzucht betreibt; 1989 zweiter Aufenthalt in Worpswede; ab 1996 im Seniorenheim in Katzenelnbogen

Mitgliedschaften: 1947 Mitbegründer des BBK Lauterbach; 1954 Esslinger Künstlergilde; 1970 Mitbegründer der Künstlergemeinschaft „Westerwald, Taunus, Lahn“ (ab 1971 deren 1. Vorsitzender

Preise / Ehrungen: 1936 Akademiepreis der Kunstakademie München; 1987 Kulturpreis der Landsmannschaft Weichsel-Warthe

Einzelausstellungen (Auswahl): 1933 Ausstellungen in Lodz, Bromberg, Kattowitz; 1947 Ausstellungen in Alsfeld und Lauterbach; 1973 Parlamentarische Gesellschaft, Bonn; 1990 Ausstellung in Tann, Rhön; Ab etwa 1990 Dauerausstellung in der Hotelanlage Engelsbach (Thüringen), die der Sammler und Förderer Kuno Kallnbach ausrichtete, der selbst gut 150 Werke von Kunitzer besaß; 1996 Ausstellung zum 89. Geburtstag im Seniorenheim Katzenelnbogen; 2013 Ausstellung zusammen mit Werken von Ludwig Dörfler, Ludwig-Doerfler-Galerie, Schillingsfürst

Veröffentlichungen (Auswahl): 1973 „Wo die Füchse Kaffee kochen“; 1983 „Menschen-Mühlen-Märchen“; 1987 „Unterwegs – am Rande unseres Jahrhunderts“

Werke befinden sich u.a. im Besitz von: Museum Wiesbaden, Städtische Sammlungen Gelsenkirchen, Bundesinnenministerium, Sammlung Joseph Hierling (Tutzing).

Literatur
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann); Worpsweder Verlag
Freundeskreis bildende Kunst, Tann/Rhön (1990): Friedrich Kunitzer [Katalog zur Ausstellung. Mit einem Text von Rainer Zimmermann]; Nüsttal-Hofaschenbach: Heinelt
„Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version, Künstler-ID: 00216846
Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 405

 

 

Aus: Bernd Küster
(1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk; Worpsweder Verlag; S. 85.