F R I E D R I C H    K U N I T Z E R

 

Weitere Werke von Friedrich Kunitzer
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„Bildnis der Mutter“ (1930)

Tempera, Gouache, Deckweiß auf Karton, verso durch Klebestreifen in Passepartout gesetzt [Bei Küster (1996: 74) wird die Technik etwas verkürzt mit „Tempera/Pappe“ angegeben.]

Entstehungsjahr: undatiert [1930] [Die Datierung erfolgt auf Basis der Datierung im Band von Bernd Küster (1996: 74), der noch zu Lebzeiten des Künstlers erschien.]

o.l. signiert „F. Kunitzer“

€ 1.350,-

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Titel
betitelt bei Küster (1996: 74) mit „Bildnis der Mutter“, sowie verso (wohl) vom Künstler betitelt „Bildnis Mutter“

Größe
Größe: 44 x 32,5 cm (Blatt) bzw. 56 x 44,1 cm (Passepartout)

Zustand
Karton verso durch Klebestreifen in Passepartout gesetzt; Ecken etwas bestoßen; in den Randbereichen etwas berieben, sowie vereinzelt kleine Verluste der Farbschicht; im dunklen Bereich (Kleidung) mehrere sehr kleine Farbverluste (jeweils im Umfang weniger als 1x1mm); im oberen Bereich der Haare links kleiner Verlust der pastosen Farbschicht; ebenso im oberen Gesichtsbereich (etwas oberhalb der Nase rechts) kleiner Verlust der pastosen Farbschicht; ebenso im unteren Bereich der Nase, sowie unterhalb der Nase links kleine Verluste der pastosen Farbschicht
verso umlaufend Reste früherer Befestigung (Klebereste); verso durchgehend stockfleckig und fleckig; verso unten rechts unterhalb des Titels in Blei nummeriert „17“; verso unten links kleiner runder Aufkleber mit handschriftlicher Nummerierung

Abbildung
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (Mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann, hrsg. v. Kuno Kallnbach); Worpsweder Verlag; S. 74 [ganzseitige Farbabb.] Eine Abbildung der relevanten Seite ist weiter unten angefügt.

Literatur / Erwähnung
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (Mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann, hrsg. v. Kuno Kallnbach); Worpsweder Verlag; S. 49 [„Frühere Bildnisse wie das der Mutter aus dem Jahr 1930 veranschaulichen das hohe Einfühlungsvermögen in Kunitzers figürlichem Werk […].“] Das komplette Zitat ist weiter unten wiedergegeben.

 

 

Bernd Küster schreibt sehr treffend, dass „[die] malerische Welt Friedrich Kunitzers grundsätzlich menschlich ausgerichtet [ist].“ [Küster 1996: 46.] Neben Selbstbildnissen und Aktdarstellungen entstanden zahlreiche Bildnisse von Menschen. Oftmals waren dies ihm nahestehende Personen, Verwandte, Freunde oder auch Künstlerkollegen.

Das hier vorliegende ‚Bildnis der Mutter‘ ist gerade ein solches Sujet. Mit der Datierung auf 1930 ist es zweifelsohne in eine frühe Schaffensphase einzuordnen. Kunitzer hatte sein Studium an der Krakauer Akademie bereits begonnen (1926-29), ein kurzzeitiges Intermezzo an der Akademie in Berlin (1929), sowie in demselben Jahr einen Aufenthalt in Worpswede hinter sich. 1930 ging er nach Paris, um an der dortigen Filiale der Krakauer Akademie sich unter Józef Pankiewicz (1866 Lublin – 1940 Marseille) weiterzubilden. Der Pflichtdienst beim polnischen Militär 1932 unterbricht die künstlerische Ausbildung, bevor Kunitzer etwas später (1936) mithilfe eines Stipendiums nach München kann. Dort studiert er zuerst bei Karl Caspar, wird dessen Meiserschüler und besucht danach Kurse bei Adolf Schinnerer.

Diese Darstellung der Mutter ist demnach noch vor die prägenden Münchner Jahre einzuordnen, was aufgrund der Qualität der Malerei und des Ausdrucks deutlich auf das Talent des damals jungen Künstlers verweist.
Unter dem Kapitel „Figur und Porträt“ schreibt Bernd Küster überaus trefflich zu dieser Arbeit:

„Frühere Bildnisse wie das der Mutter aus dem Jahr 1930 veranschaulichen das hohe Einfühlungsvermögen in Kunitzers figürlichem Werk, seine Behutsamkeit in der plastischen Formung oder Physiognomie, die unaufdringliche Psychologie in der Beschreibung und eine gewisse Melancholie der Farbigkeit, die in altmeisterlicher Weise oder in der akademischen Tradition des 19. Jahrhunderts die ernsten Aspekte des Lebens auf einen dunklen Hintergrund projiziert. Darauf breitet der Maler die Farben der Hat wie kostbare Patina aus.“ [Ebd.: 49.]

 

 

Zu Friedrich Kunitzer (09.02.1907 Przedecz [dt. Moosburg] – 14.03.1998 Kördorf):
Maler, Zeichner, Schriftsteller; 1909 Übersiedlung der Familie nach Faroslawl an der Wolga, wo der Vater am zaristischen Kadettenkorps Deutschunterricht gibt; 1918 flieht die Familie nach Lodz, dort besucht Kunitzer das deutsche Gymnasium; 1926 Beginn des Studiums an der Kunstakademie Krakau; 1929 kurzzeitiges Studium an der Kunstakademie Berlin und kurzer Aufenthalt in Worpswede; 1930 Studium in Paris bei der dortigen Filiale der Krakauer Akademie (bei Józef Pankiewicz); 1932 Pflichtdienst beim polnischen Militär in Wolhynien; 1936 kann er durch ein Stipendium an der Münchner Akademie studieren und wird dort Meisterschüler Karl Caspars; 1937 Aufenthalt im Haus von Karl Caspar in Brannenberg am Inn; anschließend Fortsetzung des Studiums in München (bei Adolf Schinnerer); Ateliergemeinschaft mit Eugen Nell; 1942 Kriegsdienst und Gefangenschaft; während des Kriegsdienst weiterhin zeichnerisch tätig (im Späteren erscheint dazu die Publikation „Ikonen im Pulverrauch. Eine Zeichenfeder erlebt den Russlandfeldzug“ (o.J., Weinheim)); 1946 Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft und Aufenthalt in Alsfeld; 1949 Übersiedlung nach Wiesbaden und dort bis 1957 ansässig und tätig; 1957 Heirat mit der russischen Tänzerin Tamara, geb. Weiland, und Übersiedlung nach Kördorf, wo er sich ein Blockhaus baut und eine eigene Landwirtschaft samt Fischzucht betreibt; 1989 zweiter Aufenthalt in Worpswede; ab 1996 im Seniorenheim in Katzenelnbogen

Mitgliedschaften: 1947 Mitbegründer des BBK Lauterbach; 1954 Esslinger Künstlergilde; 1970 Mitbegründer der Künstlergemeinschaft „Westerwald, Taunus, Lahn“ (ab 1971 deren 1. Vorsitzender

Preise / Ehrungen: 1936 Akademiepreis der Kunstakademie München; 1987 Kulturpreis der Landsmannschaft Weichsel-Warthe

Einzelausstellungen (Auswahl): 1933 Ausstellungen in Lodz, Bromberg, Kattowitz; 1947 Ausstellungen in Alsfeld und Lauterbach; 1973 Parlamentarische Gesellschaft, Bonn; 1990 Ausstellung in Tann, Rhön; Ab etwa 1990 Dauerausstellung in der Hotelanlage Engelsbach (Thüringen), die der Sammler und Förderer Kuno Kallnbach ausrichtete, der selbst gut 150 Werke von Kunitzer besaß; 1996 Ausstellung zum 89. Geburtstag im Seniorenheim Katzenelnbogen; 2013 Ausstellung zusammen mit Werken von Ludwig Dörfler, Ludwig-Doerfler-Galerie, Schillingsfürst

Veröffentlichungen (Auswahl): 1973 „Wo die Füchse Kaffee kochen“; 1983 „Menschen-Mühlen-Märchen“; 1987 „Unterwegs – am Rande unseres Jahrhunderts“

Werke befinden sich u.a. im Besitz von: Museum Wiesbaden, Städtische Sammlungen Gelsenkirchen, Bundesinnenministerium, Sammlung Joseph Hierling (Tutzing).

Literatur
Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann); Worpsweder Verlag
Freundeskreis bildende Kunst, Tann/Rhön (1990): Friedrich Kunitzer [Katalog zur Ausstellung. Mit einem Text von Rainer Zimmermann]; Nüsttal-Hofaschenbach: Heinelt
„Allgemeines Künstlerlexikon“, Online-Version, Künstler-ID: 00216846
Zimmermann, Rainer (1994): Expressiver Realismus. Malerei der verschollenen Generation; Hirmer; München; S. 405

 

 



Aus: Bernd Küster (1996): Friedrich Kunitzer. Der Maler und sein Werk (Mit einem Vorwort von Rainer Zimmermann); Worpsweder Verlag; S. 74.