F E R D I N A N D   S P R I N G E R

 

Weitere Werke von Ferdinand Springer

 

Ferdinand Springer: Imaginäre Landschaft (Provence) 22. Februar 1982

 

(wohl) imaginäre Landschaft (Provence)

Aquarell & Tuschfeder, auf leicht strukturiertem Karton, lose eingelegt in vom Künstler beschriebener, gefalteter Einladungskarte zur Ausstellungseröffnung (in der Galerie Ursus-Presse / Düsseldorf […]“)

Entstehungsjahr: o.J., Schreiben auf der Karte lokalisiert & datiert auf „Grasse, 22. Februar [19]82“

Kartengrösse: 29,7x21cm (aufgeklappt)
Grösse des Aquarells: 9,2×13,1cm

u.l. im Bild signiert „Springer“, sowie am Ende der Grußkarte voll signiert
Aquarell nicht betitelt

€ 180,-

 

 

                 

 

Zustand
Aquarell am Rand o.r. leicht bestoßen; Ränder mitunter etwas uneben beschnitten; verso schwach fleckig; Einladungskarte zur Ausstellungseröffnung mit leichten Druckstellen; sowie im unteren Bereich mittig mit leichter Quetschung

Provenienz
Gruß des Künstlers an Herrn Adalbert Reissner (geb. 1920, war tätig für den Propyläen-Verlag (Ullstein), Berlin)

 

 

Text der Grußkarte:
„Mein lieber Herr Reissner, Haben Sie tausend Dank für Ihre positiven Vorschläge während unseres Telefongesprächs. Sie brachten meiner Frau und mir eine rechte Beruhigung, nachdem ich mich drei wochenlang erfolglos auf meiner Kupferplatte abgemüht hatte. (Ich lege dennoch einen Druck bei, damit Sie über meine Schwierigkeiten im Bilde sind.)-
Anbei vor allem eine sorgfältige Auswahl von 72 Aquarellen, in der Art meiner Neujahrskarten, wie Sie mir dies freundlicherweise suggeriert hatten. Hoffentlich werden sie gefallen; die definitive Auswahl der letzten 6 überlasse ich natürlich Ihnen. Sie werden sicher über die Mitarbeit gewandter Schriftzeichner verfügen können, die die Lettern harmonisch einfügen können. Bei der Auswahl haben wir das Muster des Vorsatzpapiers berücksichtigt.-
Für heute nur dies, der Brief muss morgen früh auf die Post. Und nochmals herzlichen Dank für Ihr feistes gegenwärtiges Entgegenkommen und alle lieben Grüsse und Gedanken von uns beiden für Sie und die Ihren –
Stets Ihr Ferdinand Springer
Auch Herr de Beauchais grüsst herzlichst-“

 

 

Ab 1938 war Ferdinand Springer immer wieder im südfranzösischen Grasse ansässig und tätig, bevor er sich nach Unterbrechungen 1975 gänzlich dort niederließ. Ab dieser Zeit entstanden, inspiriert durch die Landschaft der Provence, so genannte ‚imaginäre Landschaften‘.
Das Aquarell der vorliegenden Grußkarte wird in diese Schaffensphase einzuordnen sein. Im Grad der Abstraktion ist Springer hier weit fortgeschritten und die Gegenständlichkeit lässt sich nur noch in ihren groben Zügen erkennen. Der hellbräunliche Untergrund mag als Erdboden gedacht werden, auf welchem sich aus den scheinbar willkürlich angeordneten grünen und blauen Flächen Bäume oder Sträucher erheben. Durchzogen wird alles von horizontal liegenden braunen Strichen.

 

 

Zu Ferdinand Springer (01.10.1907 Berlin – 31.12.1998 Grasse (Frankreich)):
Maler, Grafiker; entstammte der Verlegerfamilie Springer; 1918-26 Besuch der Realschule in Potsdam (Abschluss mit Abitur); 1923 erste Italienreise; 1926 Beginn des Studiums der Kunstgeschichte an der Universität Zürich (bei Heinrich Wölfflin); 1927 ansässig in Mailand, dort erste Einführung in der Malerei; Kontakt mit Giorgio Morandi und Carlo Carrá; 1928 Umzug nach Paris und Besuch der Académie Ranson (bei Roger Bissiére); ab 1932 Erlernen der Lithographie-Technik im „Atelier 17“ bei Stanley Hayter; 1936 erste Ausstellung bei den „Surindépendants“; 1937 Reise nach New York, dort Ausstellung seiner Werke in der Galerie Julien Levy; ab 1938 in Grasse ansässig; 1938 Einzelausstellung in der Delius Guise Gallery (London); 1939 Internierung im Lager Tuilerie des Milles (dort auch künstlerisch tätig); Februar 1940 Überführung nach Forcalquier; 1940 Rückkehr nach Grasse und Zusammenarbeit mit Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp, Alberto Magnelli, Sonia Delaunay, Francois Stahly; es entstehen die ersten abstrakten Werke; 1942 Flucht in die Schweiz; 1945 Rückkehr nach Grasse; ab 1950 in Paris ansässig; 1958 Teilnahme an der 39. Biennale in Venedig; 1959 Teilnehmer der documenta II in Kassel; es folgten zahlreiche Ausstellungen in verschiedenen Ländern; 1973 Retrospektive im Museum von Caen; ab 1975 wieder in Grasse wohnhaft und tätig; ab 1980 entstehen ‚imaginäre Landschaften’, die von der Landschaft der Provence beeinflusst wurden; ab 1990 entstehen abstrakt geometrische Kompositionen

Quelle / Literatur
FONTAINE, André (1993): Die Wandmalereien von Les Milles, in: Jacques Grandjonc / Theresia Grundtner (Hrsg.): Zone der Ungewißheit. Exil und Internierung in Südfrankreich 1933-1944; Rowohlt; Hamburg; S.310-326 [v.a. 310-15];
Pfalzgalerie Kaiserslautern (1989): Französische Graphik, 19. und 20. Jahrhundert, École de Paris [Bestandskataloge der Graphischen Sammlung, Teil 3]; Kaiserslautern; S. 185
Internetseite zu Ferdinand Springer [ferdinand-springer.com]