M I C H E L    W A G N E R    (20.12.1893 Muschenried – 03.12.1965 München)

 

Weitere Werke von Michel Wagner
Zum Themenflyer ‚Michel Wagner: die Arbeit – das Tier – die Einsamkeit‘

 

 

stehender, weiblicher Rückenakt (wohl um 1921-25)

Wachskreide auf dünnem Papier, durch drei Klebestreifen säurefrei in Passepartout gesetzt, ungerahmt

€ 500,-

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Titel
ohne Titel [stehender, weiblicher Rückenakt]

Technik
Wachskreide auf dünnem Papier, durch drei Klebestreifen säurefrei in Passepartout gesetzt, ungerahmt

Signatur
unten links in Blei signiert „Michel Wagner“, verso auf Passepartout mit Künstlernamen bezeichnet

Jahr
undatiert [wohl um 1921-25]

Größe
Größe: 50,5 x 28,8 cm (Blatt) bzw. 60,2 x 40,2 cm (Passepartout) bzw. 44 x 21 cm (Passepartoutausschnitt)

Zustand
Blatt durch drei Klebestreifen säurefrei in Passepartout gesetzt; leichte Druckstellen im Blatt; am rechten Rand unten etwas fleckig; im Bereich des Passepartoutausschnitts sehr licht nachgedunkelt / gebräunt

Provenienz
verso auf dem Passepartout zweifach gestempelt “Sammlung Hux Wolf”

 

 

Michel Wagner entstammt einer oberpfälzischen Bauersfamilie. 1908 verlässt er den elterlichen Hof und besucht die Bäckerfachschule in München. So kommt er das erste Mal mit der Kunst in Kontakt und beginnt autodidaktisch zu malen. Michel Wagner übersendet Arbeiten an Franz von Defregger, der sich anerkennend dazu äußert.
“Um sich Klarheit über seinen weiteren Werdegang zu verschaffen, sucht Wagner Abstand zu gewinnen” (Wolfgang Ch. Schneider). Hierzu wandert er 1910 zu Fuß nach Hamburg und heuert auf einem Frachter an mit dem er bis 1912 Afrika, Asien, Nordamerika und Spitzbergen bereist. Im Weltkrieg ist er bei der Marine.
Nach wenigen weiteren Jahren auf See fällt er 1921 die Entscheidung für die Kunst und wird Schüler von Lovis Corinth (Berlin) und Stanislaus Stückgold (München). Wagner wird Mitglied der “Neuen Secession” und der “Juryfreien”.
Bereits 1923 nahm er das erste Mal an der Kunstausstellung im Münchener Glaspalast teil.
Von 1923 bis 1924 hatte er einen prägenden Brasilienaufenthalt.
1927 konnte er im Kunstsalen Hiller seine erste Einzelausstellung zeigen. Ab 1933 zog er sich mehr und mehr aus dem Kunstbetrieb zurück. Bezeichnend ist hier, dass er noch kurz vor der Zäsur 1933 von Kunstjournalisten und Rezensenten hochgelobt wurde – Ernst Kammerer schreibt „ein Selbständiger, ein Eigenwüchsiger“, Hans Eckstein tituliert geradezu „ein Berufener“ – was zugleich auch bedeutet, dass der Künstler in der Phase seiner stärksten Etablierung sich gezwungenermaßen zurücknehmen und zurückziehen musste.
Nach 1945 kann er sich wieder als Vertreter der Moderne etablieren.

Die vorliegende Kreidezeichnung wird in der frühen Schaffensphase, d. h. um 1921-25 entstanden sein. Der Akt nimmt dabei eine typisch akademische Pose ein – mit erhobenen Armen, die hinter dem Kopf verschränkt sind und einem angehobenen rechten Bein, das auf einem kleinen Podest steht.

 

 

Zu Michel Wagner (20.12.1893 Muschenried – 03.12.1965 München):
Maler, Zeichner; entstammt einer oberpfälzischen Bauersfamilie; 1908 Bäckerfachschule in München, hierbei erste Begegnung mit Kunst und erste autodidaktische Versuche; Michel Wagner übersendet Arbeiten an Franz von Defregger, der sich anerkennend dazu äußert; 1910 wandert zu Fuß nach Hamburg und heuert auf einem Frachter an; 1910-12 mit dem Frachter bereist er Afrika, Asien, Nordamerika, Spitzbergen; 1914-18 Kriegsdienst bei der Marine (weiterhin zeichnerischer tätig); nach dem Krieg weiter auf See; 1921 Entscheidung für die Kunst; Schüler bei Lovis Corinth (Berlin) und später bei Stanislaus Stückgold (München); 1923 erste Beteiligung an der Kunstausstellung im Münchener Glaspalast; Mitglied der Münchener Künstlergenossenschaft; 1923-24 Studienreise nach Brasilien; 1924 Ausstellung der brasilianischen Arbeiten im „Atelier Konopacki“ (Sao Paulo); nach seiner Rückkehr Heirat mit Malerin Else Seulen (das Paar wohnt in Hohenschäftlarn); 1927 erste umfassende Einzelausstellung im Kunstsalon Hiller (München); bis 1933 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen; Mitglied der „Juryfreien“; zwischen 1933-1945 geht Wagner aufgrund der nationalsozialistischen Kulturpolitik in die innere Emigration, er zieht sich aus dem öffentlichen Kunstleben zurück, Ölbilder entstehen kaum, allenfalls Zeichnungen, Aquarelle; 1945 Beteiligung bei Ausstellung „Maler der Gegenwart“ (Palais Schätzler / Augsburg); 1947 Gründungsmitglied der „Neuen Gruppe“; erneut rege Ausstellungstätigkeit; 1949 umfangreiche Übersicht über das Nachkriegswerk in Ausstellung der Galerie Maier-Lengeling (Nürnberg); 1949-65 alljährliche Teilnahme an der Großen Kunstausstellung München; 1952 Umzug nach München (Wagmüllerstr. 21); 1954, 1955, 1957 Teilnahmen an Gesamtausstellungen Neuer Deutscher Kunst in Kairo, Rutherford, Rom; 1964 Tod der Ehefrau

Werke Michel Wagners befinden sich u.a. im Lenbachhaus (München), sowie in der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden – Galerie Neue Meister.

Literatur
Galerie Bernd Dürr (Hrsg.) (1994): Michel Wagner 1893-1965. Vom expressiven Realismus zur konstruktiven Figuration. Eine Werkübersicht; München
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID: 00001912