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Margarete Frühling: Interieur mit Kommode, zahlreichen bunten Tüchern und Stoffen, Schale, Halsketten, Vase und Uhr

 

Interieur mit Kommode, zahlreichen bunten Tüchern und Stoffen, Schale, Halsketten, Vase und Uhr

Öl auf Leinwand, Keilrahmen, gerahmt [Originalrahmen];
nicht datiert

Rahmengrösse: 92,5x74cm
Leinwandgrösse: 85,5x67cm

u.r. monogrammiert „M. F.“, sowie verso auf Rahmen unten in Blei bez. „[…?] Eigentum von Marg. Frühling Braunschweig Bammelsburgerstr. 5“
nicht betitelt

verkauft

 

 

 

Zustand
partiell leicht beschmutzt; Rahmen mit Beschädigungen (etwas berieben, Abplatzer (teilw. ausgebessert), beschmutzt)

 

 

                                    

 

 

Die Braunschweiger Künstlerin Margarete Frühling entführt den Betrachter im vorliegenden Werk in das Zimmer, vielleicht das Wohnzimmer, eines Hauses. Die bräunliche Kommode ist vor lauter herausgezogenen und ausgebreiteten Tüchern kaum noch zu erkennen und mehr muss sie erahnt werden. Die bunten, farbenreichen Stoffe liegen auf der Oberfläche des Möbelstücks und fallen von dort über den ganzen Vordergrund.
Das aus einer nicht näher zu bestimmenden Richtung kommende Licht bricht sich in den Faltenwürfen und Umschlägen der Stoffe und erzeugt dadurch eine zarte, nuancenreiche Abstufung im Kolorit. Auf der Kommode liegt, etwas zur Seite geneigt, eine kleine Schale aus welcher eine grünliche Halskette, sowie eine dunkle Kette mit Kreuzanhänger gelegt wurden. Schale und Ketten nehmen sowohl in der Farbgebung als auch der dezent pastosen Farbsetzung die Strahlkraft der Tücher auf und erst im sich daran anschließenden hinteren Bereich werden die Farben gedämpfter und dunkler. Der Künstlerin gelingt dadurch zum einen ganz praktisch eine schöne Tiefenwirkung innerhalb des Interieurs und zum anderen fordert sie, nach dem ersten Eindruck des farbenfrohen Vordergrunds, das Auge des Betrachters dazu auf sich in Ruhe dem schattigen Hintergrund zu widmen, um diesen quasi zu ergründen. Und zweifelsohne lohnt eine solche Betrachtung. – Die Farbigkeit der Tücher wird auf eine überaus raffinierte, nämlich ruhigere Weise in der getupften Tapete bzw. dem Wandvorhang erneut aufgegriffen. Davor und damit am hinteren Ende der Kommode stehen eine Uhr und daneben eine Blumenvase. Der sich hieran anschließende grüne Stoff wirkt in seiner vertikalen Ausrichtung wie eine bildimmanente Trennlinie und durchaus mag man versucht sein dadurch den oberen rechten Bildbereich – also Schale, Uhr und Blumenvase – als eigenständiges Stillleben zu verstehen. Auf der anderen Seite dieser gedachten Trennlinie sind ein bräunlicher Stuhl und dahinter der untere Teil eines Spiegels zu sehen. Durch die Hinzunahme des Spiegels wird einfallendes Licht aus diesem Hintergrund nach vorne geworfen, so dass sich dieser hintere Teil des Raums heller zeigt und damit zugleich das Arrangement auf der Kommode in seinem Schatten nochmals betont.
Werke von Margarete Frühling sind überaus selten. Die vorliegende, großformatige Komposition wird womöglich auch von der Künstlerin selbst sehr geschätzt worden sein, worauf der explizite Eigentumsvermerk auf der Rückseite verweisen mag.
Herausragend stimmungsvolles, farbintensives Werk!

 

 

Zu Emma Sofie Margarete Frühling (25.12.1868 Wernigerode – 22.03.1929 Braunschweig):
Malerin; Tochter des Fürstlichen Baurats Carl Frühling (04.08.1839 Blankenburg – 26.03.1912 Braunschweig) und dessen Ehefrau Emma, geb. Schott (21.10.1844 – 05.04.1924); 1912 Umzug nach Braunschweig und dort bei ihrer Mutter wohnhaft in der Bammelsburger Straße 5; 1924 Anmeldung eines Gewerbes als Kunstmalerin und Zimmermeisterin; am 22. März 1929 verstarb Margarete Frühling um 8:30 Uhr im Marienstift; ein Stillleben befindet sich in der Sammlung des Städtischen Museums Braunschweig

Literatur
NAUHAUS, Julia M. (Hrsg.) (2009): Die Gemäldesammlung des Städtischen Museums Braunschweig; Olms; Hildesheim-Zürich-New York; Nr. 359
Stadt Braunschweig (Hrsg.) (2009): Die städtische Gemäldegalerie in Braunschweig; Olms; Hildesheim-Zürich-New York; S. 72