H E L L M U T   S T E I N E B A C H

 

Weitere Werke von Hellmut Steinebach

 

 

Bruststück einer Frau mittleren Alters

Kreide auf faserigem, gräulichem Papier
nicht datiert, (wohl) um 1935-37

Grösse: 76,2×57,5cm

nicht signiert
nicht betitelt, verso u.l. (wohl vom Künstler) nummer. „28“

€ 440,-

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Zustand
recto an den Rändern umlaufend braunes Klebeband; Ecken etwas bestoßen; in den Randbereichen (beim braunen Klebeband) kleine Beschädigungen (kleine Einrisse, Knicke, sowie am rechten Rand unten Papierverlust); leichte Druckstellen im Blatt; am oberen Blattrand durchgehend horizontale Knickspur

 

 

Hellmut Steinebach zeigt uns das überaus fein und nuanciert herausgearbeitete Porträt einer Frau mittleren Alters. Über dem weißen Hemd trägt sie eine dunklere Jacke und scheint ihrer Haltung nach für den Künstler eine ganz entspannte Position eingenommen zu haben. Der Kopf ist leicht zu ihrer linken Schulter geneigt, was den durch die Mimik vermittelten, schwermütig sinnierenden Klang noch unterstreicht.
Und es ist dabei gerade diese Mimik, welche den Betrachter fesselt, da das Wesen, das Gemüt dahinter sich nicht festlegen mag. Den Mund zeichnete Steinebach fest geschlossen ohne jegliches Anzeichen einer Rührung. Die Nase wirkt besonders durch die verstärkten Schattenwürfe kräftig, was vielleicht an eine gewisse Härte oder Durchsetzungsfähigkeit im Charakter denken lässt. Doch relativiert wird dies durch die dunklen, tiefen Augen, die träumerisch am Betrachter vorbei in die Ferne, oder: in die Leere, schauen. Etwas scheint die Dargestellte zu beschäftigen und sie gedanklich nicht loszulassen; und unzweifelhaft liegt eine Schwermut, ein Kummer in diesem Antlitz. Einzig in ihrer rechten, etwas angehobenen Augenbraue könnte sich eine Regung zeigen, was aber allenfalls eine Annahme bleibt, welche mit der jeweiligen Gemütsverfassung des Betrachters ebenso wieder wechseln kann.
Anzunehmen ist, dass Steinebach diese feine Zeichnung während seiner Düsseldorfer Studienzeit (1935-37) anfertigte und vielleicht zeigt dieses einfühlsame Bildnis eine ihm vertraute bzw. eine mit ihm verwandte Person.

 

 

Zu Hellmut Steinebach (18.02.1916 Düsseldorf – 22.08.1942 in Russland):
Sohn von Studienrat Dr. Karl Steinebach (25.02.181 Koblenz – 27.07.1950 Düsseldorf), 1946-50 Direktor des Städtischen Museums Düsseldorf, und Frieda, geb. Stegemann (27.04.1884 Ehrenbreitstein – ?); wohnhaft am Fürstenwall 236, Düsseldorf; zum Wintersemester 1935-36 an die Kunstakademie Düsseldorf aufgenommen (nach Vorlage einer Arbeitsmappe bei den Professoren Paul Bindel und Werner Heuser); vier Semester Kunststudium an der Kunstakademie Düsseldorf; ab 08.05.1937 gemeldet in der Lakronstraße 81, Düsseldorf; das fünfte Semester des Kunststudiums war geplant für das Wintersemester 1937-38 an der Kunstakademie Berlin, wurde jedoch durch eine Teilnahme an einer militärischen Übung unterbrochen (am 11.11.1937 Abmeldung zum Infanterie-Regiment 39); die angespannte, bedrohliche Lage und schließlich der Kriegsausbruch unterbrechen das Studium vollends; Kriegsdienst in Frankreich und Russland; während des Kriegsdienstes weiterhin künstlerisch tätig (es entsteht ein „französisches Skizzenbuch“ (Abbildungen hiervon in s/w in Eva Steinebach (1975): Weltinnenstunde (Lesebuch für Marieluise); J.G. Bläschke; Darmstadt), sowie ein „russisches Skizzen- und Tagebuch“); am 22.08.1942 gefallen (im Melderegister MF 815 vermerkt als „Kriegssterbefall“); Steinebach schuf vor allem Landschaften, Stillleben, Tierdarstellungen, vereinzelt Portraits in farbintensiver, expressiv-realistischer Manier

Literatur/Quellen
STEINEBACH, Eva (1975): Lebenslauf von stud. artium Hellmut Steinebach, in: Dies.: Weltinnenstunde (Lesebuch für Marieluise); J.G. Bläschke; Darmstadt; S. 200-202
Einwohnermelderegistratur (MF 815), Stadtarchiv Düsseldorf
Hausbuch „Lakronstraße 81“, Stadtarchiv Düsseldorf