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fritz-schwaiger

 

Stillleben mit Blumen, Keramikdose und Buch auf einem Tisch

Öl auf festem Malkarton
u.l. in Dunkelblau datiert „1919“

Kartongrösse: 40x48cm

u.l. in Dunkelblau signiert „F. Schwaiger“
nicht betitelt

€ 540,-

 

 

 

 

                

 

Zustand
in den Randbereichen aufgrund früherer Rahmung etwas berieben; am linken Kartonrand unten und oben kleine Löcher/Durchschlag; Ecken etwas bestoßen; Karton sehr leicht wellig; verso leicht fleckig

 

 

Fritz Schwaiger war als Künstler nahezu gänzlich Autodidakt. Erst 1909 erhielt er von Otto Keck, mit dem ihn eine lange Freundschaft verband, hilfreiche, unterstützende Ratschläge.
Zeitlebens war die Landschaft, und hierbei insbesondere seine alpine Heimatregion, das bevorzugte Motiv, so dass das hier vorliegende Stillleben sicherlich als ein eher nicht so häufig ausgeführtes Sujet im Schaffen Schwaigers angesehen werden kann. Die gesamte Komposition ist in dunkleren, oftmals erdigen Farbtönen gehalten. Das Braungrün der Wand wird im Vordergrund im Tisch und der Tischdecke fortgesetzt und wird jeweils innerhalb des Arrangements – im Buch und dem Grün der Blumen – nochmals dezidiert fokussiert. Im linken Bildbereich hängt ein violetter Vorhang, welcher sich durch Faltenwurf bis in den Vordergrund legt und als farbliches Pendant zum Buch und dem dahinter liegenden orangefarbenen Tuch dient.
Zentral in dem Bild steht eine dunkelblaue, bauchige Vase mit einem Strauß Blumen. Deutlich obwiegen bei den Blüten das Violett und das Orange – also jene Farben, auf die Schwaiger bereits im Umfeld der Vase einen Fokus setzte. Etwas verhalten treten daneben noch Blüten in Rot- bzw. Rosatönen und Gelbtönen auf. Von dem Betrachter aus gesehen links steht eine kleine Keramikdose neben der Blumenvase. Blumen verhängen dezent die Sicht darauf und lassen die kleine Dose als schlichtes Beiwerk erscheinen. Doch erreicht es Schwaiger gerade durch die Anordnung dieser Keramikdose, dass dieses ansonsten vornehmlich dunkel gehaltene Werk eine ungemeine Aufhellung erfährt. Das Weiß fungiert quasi als Kristallisationspunkt des von links einfallenden Lichts, wodurch sich für den Betrachter auch der Rest des Arrangements in einem helleren, vielleicht morgendlichen Schein präsentiert.
Eine insbesondere farblich sehr schön herausgearbeitete Komposition aus dem verhältnismäßig frühen Schaffen des Immenstädter Künstlers!

 

 

Zu Fritz Schwaiger (05.03.1878 Beckstetten – 1953 Immenstadt):
Maler, Zeichner; als Künstler Autodidakt; Sohn eines Landwirts in Beckstetten bei Buchloe; arbeitete nach der Schulzeit anfangs in einer Käserei; Umzug nach Oberstdorf und dort bei der Post beschäftigt; während dieser Zeit malte er Postkutschen, Gebirgsjäger, Bergwachtler; 1898-1900 diente er im Bayerischen Jäger-Bataillon; 1900 fand die erste Ausstellung mit Schwaigers Werken in Augsburg statt; 1902-03 Sommeraushilfe bei der Post in Oberstdorf; 1903 tätig bei der Post in Immenstadt; 1909 kam er während eines Aufenthalts in Rauhenzell in Kontakt mit Otto Keck (1873-1948), der ihn fortan bei der Zeichen-, Maltechnik unterstützte; 1914-18 Kriegsdienst im Schneeschuh-Batallion; am 19. März erlitt er nach dem Skitraining einen Schlaganfall von dem er sich nicht mehr erholte und verstarb; 1978 Gedächtnisausstellung im Schloss Immenstadt; Schwaiger schuf vornehmlich Landschaftsansichten aus seiner Heimatregion 

Literatur/Quelle
Le MAIRE, Gunther: Mit 73 Jahren noch aufs Matterhorn. Fritz Schwaiger war Heimatmaler, Alpinist und Pionier des Skilaufs, in: Allgäuer Anzeigeblatt (v. 05.05.2007)