E R I C H H A R T M A N N (07.01.1886 Elberfeld – 23.09.1974 Sylt)
Weitere Werke von Erich Hartmann
dörfliche Landschaft in Norwegen (1934)
Aquarell auf Ingrespapier („Hahnemühle“), ungerahmt
verkauft
Titel
ohne Titel [dörfliche Landschaft in Norwegen, hierzu verso unten rechts in Blei bezeichnet „Norwegen“]
Technik
Aquarell auf Ingrespapier („Hahnemühle“), ungerahmt
Signatur
unsigniert, verso unten rechts Nachlassstempel
Jahr
unten rechts in Blei datiert „10. VI. [19]34“
Größe
Größe: 47,3 x 62,4 cm (Blatt) bzw. (etwa) 42,5 x 55,5 cm (Motiv)
Zustand
leichte Druckstellen im Blatt; partiell schwach fleckig; in der Ecke unten rechts in Blei nummeriert „26“[?]; in der rechten Bildhälfte zweite leichte horizontale Stauchungen; in den Randbereichen etwas fleckig und nachgedunkelt; Ecken leicht bestoßen; Rändern mitunter etwas bestoßen; linker Rand oben leichte Quetschung; oberer und unterer Rand technikbedingt sehr leicht wellig; oberer Rand links mit kleinem Einriss (Länge etwa 1cm); in Ecke oben rechts in Blei nummeriert „24“[?]
verso etwas fleckig
Erich Hartmann, Sohn eines Buchhändlers, erhielt seine künstlerische Ausbildung anfangs an der Düsseldorfer Akademie bei Eduard von Gebhardt (1903-06), ab Mai 1908 an der Münchner Akademie in der Radierklasse Peter von Halms, sowie kurzzeitig im Pariser Atelier Stettler bei Simon und Menard (Sommer 1908). Sein Studium in München beendete er 1912. Ende 1912 reiste er nach Paris und blieb dort bis 1914.
Im Ersten Weltkrieg wurde er u. a. als Dolmetscher eingesetzt. Nach einer Verletzung kam er in ein Lazarett in Altona und blieb anschließend dort.
Im März 1917 heiratete er Ida Jenichen. Finanzielle Not beherrschte in der Folge das junge Paar.
Hartmann konnte sich in seiner Heimatstadt Wuppertal langsam als Künstler etablieren und 1919 verkehrte er im Umkreis von „Mutter Ey“, wodurch er sich auch an der Ausstellung der Gruppe „Das Junge Rheinland“ beteiligte. In demselben Jahr trat er der Hamburgischen Sezession, dem Deutschen Künstlerbund und der Hamburgischen Künstlerschaft bei.
Bis 1924 konnte Hartmann bei der Kaiverwaltung Hamburg arbeiten, um so das benötigte Geld zum Lebensunterhalt dazu zu verdienen.
Von 1922 bis 1944 war er Dozent an der privaten Kunstschule von Gerda Kopel in Hamburg.
1924 unternahm er einen wichtigen dreimonatigen Studienaufenthalt in Italien.
Da sich die wirtschaftliche Lage des Künstlers nicht besserte, war er 1932 auf Unterstützung durch die Künstlernothilfe angewiesen.
Im Dritten Reich musste Hartmann einerseits Repressalien erdulden, konnte andererseits aber auch an mehreren offiziellen Ausstellungen teilnehmen. Bereits 1933 wurden Wandbilder von ihm aus dem Jahr 1929 in der Mensa Neue Rabenstraße (Hamburg) vernichtet. Weitere in der Folgezeit vernichtete Wandbilder waren in den Turnhallen der Schulen in Fuhlsbüttel (von 1926) und in Horn (von 1931). 1935 wurde ein Bild von Erich Hartmann acht Tage nach der Ausstellungseröffnung in der Hamburger Kunsthalle abgehängt. 1937 werden elf Arbeiten bei der Aktion „Entartete Kunst“ in Dortmund und Hamburg beschlagnahmt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt Erich Hartmann von 1946 bis 1953 eine Professur an der Landeskunstschule Hamburg.
Für sein Schaffen wurde er 1955 mit dem Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg geehrt und ebenso wurde er zum Ehrenmitglied des BBK Hamburg ernannt.
Im Juni und Juli 1934 unternahm Erich Hartmann eine Studienreise nach Norwegen [1].
Dieser Bezug auf das Skandinavische bzw. Nordische ist keine Eigenart von Hartmann, sondern vielmehr ein wichtiger Aspekt zum Verständnis der Hamburgischen Sezession und dem Malstil der Sezessionsmitglieder. Stefanie Kristina Werner schreibt dazu:
“Die Ausbildung des Sezessionsstiles in Hamburg wird ursächlich in Bezug gesetzt mit der so genannten ‘Nordischen Renaissance’. Damit wurde Ende der zwanziger Jahre eine geistige Strömung bezeichnet, die mit einer ‘Welle nordischer Literatur’ begann und die vom deutschen Büchermarkt aufgenommen wurde. Bereits Mitte der zwanziger Jahre hatte sich das Interesse für den „Norden“ und sein spezifisches Wesen wiederbelebt. Otto Ernst Hesse, Redakteur der Vossischen Zeitung in Hamburg, prägte schließlich 1929 den Begriff für diese Strömung. Auch Hartmanns wurden von der Begeisterung für die skandinavische Literatur mitgerissen […]. Die Begeisterung für das „Nordische“ übertrug sich auf die Malerei, namentlich auf den aus Norwegen stammenden Edvard Munch. 1927 besuchte Hartmann mit einigen Sezessionskollegen die Munch-Ausstellung in Berlin, die fast 250 Gemälde und Zeichnungen des Norwegers präsentierte. Die Hamburger Zeitschrift „Der Kreis“ schrieb eine enthusiastische Ausstellungskritik, die Munch als einen der bedeutendsten Erneuerer in der modernen Kunst darstellte. Als charakterisierend für die Malerei Munchs galten das Unvollendete und die Vereinfachung auf der formalen Ebene:
‘Seine Gemälde sind eigentlich nie zu Ende gemalt, bis zur letzten Vollendung durchgeführt, sie haben etwas aphoristisches. Die formale Durchbildung ist nur soweit getrieben, als die künstlerische Idee für Munch selber klar ‚Bild’ geworden ist. Das ist eben für das geschulte Auge das Anregende, daß es vor diese Aufgabe gestellt ist, mitzuarbeiten, zwischen den Zeilen zu lesen. Der Betrachter muß auch verstehen, was nicht gesagt worden ist.’
Gerade diese Aspekte wurden in den Werken der Hamburger Maler aufgegriffen, denn das ‘nordische’ künstlerischliterarische Klima inspirierte die Hamburger am eigenen Stil zu arbeiten und sich neu zu orientieren.” [2]
Dieses vorliegende Aquarell ist exakt in diese Studienreise nach Norwegen im Sommer 1934 einzuordnen. Die beschriebene farbliche und formale Vereinfachung zeigt sich bei dieser dörflichen Landschaft auf eine überzeugende, reizvolle Weise. Gerade die expressiv flächige Ausführung der in Hellviolett und Schwarzgrau sich zeigenden Berge erinnert deutlich an andere Hamburger Künstler, welche damals Norwegen bereisten, wie beispielsweise Eduard Hopf, Fritz Kronenberg oder auch Karl Kluth.
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[1] Hierzu: S. K. Werner (2011): Erich Hartmann (1886-1974) Leben und Werk eines Hamburger Malers, Hamburg, Diss., S. 145
[2] Ebd.: 121f.
Zu Erich Hartmann (07.01.1886 Elberfeld – 23.09.1974 Sylt):
Bereits als Jugendlicher zeichnerisch tätig; 1903-06 Kunststudium an der Düsseldorfer Akademie (bei Prof. Eduard von Gebhardt); im Anschluss Studium an der Privatkunstschule Hermann Gröber (München); Sommer 1908 Studium bei Peter von Halm (erlernen des Radierens); bis 1909 tätig im Pariser Atelier Stettler beim Simon und Menard; 1909-11 freischaffend tätig in München, Dortmund, Paris; Reisen in Deutschland, nach Italien und Russland; Ausbildungende 1912 (Münchener Akademie); bis 1914 lebte er in Paris; Kriegseinsatz als Dolmetscher und Soldat; nach einer Verletzung kam er in ein Lazarett in Altona und blieb anschließend dort; März 1917 Heirat mit Ida Jenichen; finanzielle Not beherrschte die junge Familie; bis 1924 konnte Hartmann bei der Kaiverwaltung Hamburg dazu verdienen; 1922-44 Dozent an der privaten Kunstschule von Gerda Kopel; 1924 dreimonatiger Studiensaufenthalt in Italien; 1919 Beitritt zur Hamburgischen Sezession, dem Deutschen Künstlerbund und der Hamburgischen Künstlerschaft; 1925 Mitglied im Altonaer Künstlerverein; Hartmann engagierte sich kulturpolitisch; 1932 Unterstützung durch die Künstlernothilfe; 1933 wurden Wandbilder Hartmanns (von 1929) in der Mensa Neue Rabenstraße (Hamburg) vernichtet); 1934 Zuweisung eines Ateliers im Ohlendorffhaus; weitere vernichtete Wandbilder waren in den Turnhallen der Schulen in Fuhlsbüttel (von 1926) und in Horn (von 1931); Sommer 1934 Studienreise nach Norwegen; 1935 wurde ein Bild von Erich Hartmann acht Tage nach der Ausstellungseröffnung in der Hamburger Kunsthalle abgehängt; 1936 Studienreise nach Italien (mit Unterstützung der Amsinck-Stidtung); kein Kriegseinsatz; 1937 werden elf Arbeiten bei der Aktion -Entartete Kunst- beschlagnahmt; 1946-53 Professur an der Landeskunstschule Hamburg; 1955 Edwin-Scharff-Preis der Stadt Hamburg; Ehrenmitglied des BBK Hamburg
Literatur
BRUHNS, Maike (2001): Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Gallitz; S.180-183
WERNER, Stefanie Kristina (2011): Erich Hartmann (1886-1974). Leben und Werk eines Hamburger Malers. Mit einem Verzeichnis der Gemälde und der -Kunst am Bau- (Diss.)