EINSAMKEIT  IN  DER  KUNST

Themenflyer

 

Einsamkeit kann als eine innere Bereicherung bewusst gesucht werden. Einsamkeit kann sich aber auch als bedrückend zeigen, wenn aus der sozialen Abgeschiedenheit kein Weg mehr heraus führt. Zwischen diesen beiden Polen, in deren Mitte eine Mannigfaltigkeit an Ausdrucksformen liegt, bewegen sich die hier vorgestellten Kunstwerke und zeugen jeweils von einem ganz individuellen Zugang des Künstlers zu diesem sensiblen Thema.

 

 

Wirkt er denn einladend dieser hagere Mann, wie ihn Eduard Gunzinger uns präsentiert? Bis auf das Gesicht hat der Körper eine abgekehrte Haltung. Beim Gesicht selbst scheint dabei alles einen Drang nach Unten zu haben – gleichsam so als wolle Gunzinger hier ‚Niedergedrücktheit‘ personifizieren. Ganz anders erscheinen dagegen die Personen in den Werken von Benjamin Mary, Arno Martin Lantzsch-Nötzel, Arne Siegfried und Willy Habl. Das Individuum wird als beinahe verschwindend kleiner Teil von etwas Größerem gezeigt. Trotz der städtischen Kulisse von Deià (Mallorca) ist der dynamisch wirkende Arbeiter bei Siegfried allein auf der Straße. Die hier dezent angedeutete Monumentalität der Gebäude wird bei Marys Kircheninterieur noch gesteigert, wodurch der Eindruck einer bewusst gewählten, die unio mystica suchenden Einsamkeit vermittelt wird. Ähnlich mystisch, wenn auch weniger religiös-konfessionell gebunden, wirkt dagegen der im Schatten gehende Wanderer von Lantzsch-Nötzel. Habl minimiert das Individuum nochmals in seiner Darstellung, die bestimmt wird von der Natur und einem harmonisch diese durchziehenden, bis zum Horizont reichenden Weg.

 

 

Dieser Topos des in seiner Länge nicht abschätzbaren Wegs findet sich immer wieder. Teilweise in Verbindung mit Personen (Habl, Lantzsch-Nötzel), oft aber auch menschenleer, wie bei Fritz Kronenberg und Alfred Leithäuser, oder auch in einem großstädtisch-urbanen Verständnis bei Gerhard Grimm. Der Betrachter tritt dann quasi an die Stelle des Künstlers und findet sich somit als einzige Person des dargestellten Motivs wieder. Durch die eigene Gemütslage bedingt erfasst jedes Individuum diese künstlerisch umgesetzten Interpretationen der Einsamkeit immer wieder anders. Und ob man ein Motiv dann als eine erholsame Einsamkeit empfindet, die uns vom Trubel der Gegenwart zu entfliehen hilft, oder ob dieses als bedrückende Stille wahrgenommen wird, kann (glücklicherweise!) niemals absolut entschieden werden, so dass wie so oft der Dialog zwischen Betrachter und Bild als einzige Konstante bestehen bleibt.

 

Weitere Werke zum Thema  ‚EINSAMKEIT  IN  DER  KUNST‘

Die künstlerische Darstellung der Einsamkeit bzw. des Einsamen ist im Obigen nur anhand weniger Arbeiten exemplarisch versucht worden darzustellen. Keinesfalls soll und kann dies als umfassend oder gar abschließend angesehen werden. Immer wenn uns ein Kunstwerk in diesem Sinne als passend erscheint, werden wir diesen Themenbereich für Sie erweitern.